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Verdammt feurig

Verdammt feurig

Titel: Verdammt feurig
Autoren: Bettina Belitz
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zum Geburtstag geschenkt«, log ich rasch und ziemlich schlecht. Mama blickte mich mit großen Augen an und spitzte die Lippen.
    »Guiseppe schenkt seinem Freund eine Unterhose zum Geburtstag?«
    »Ja, die hatten so eine komische Wette laufen und Seppo hat verloren.« Langsam kam ich in Form. »Jungs eben. Weißt doch, die ticken nicht ganz richtig.« Hervorragend, Luzie, lobte ich mich. Frauenverschwörung. Funktionierte bei Mama so gut wie immer. Sie nickte verständnisvoll. Diesen Moment musste ich zur Ablenkung nutzen.
    »Wie lange dauert das denn, bis die Sachen trocken sind?«
    »Oh, bestimmt bis morgen. Wenn es nach mir ginge, hätten wir längst einen Trockner, aber dein Vater will ja immer und überall Energie sparen …«
    »Bis morgen?«, fragte ich entsetzt.
    »Mindestens. Oh Luzie, sag nur, die arme Familie hat so wenig Geld, dass Serdan nichts zum Wechseln hat?«
    »Doch, doch«, erwiderte ich hastig. »Ich dachte nur, ich könnte ihm seine Sachen schon heute bringen. Sind seine Lieblingsklamotten, weißt du.«
    Aber Mama war mit den Gedanken schon woanders und murmelte etwas von Altkleiderspende und Secondhand und Papas abgelegten Hosen.
    Den Blick fest auf den Boden gerichtet, betrat ich mein Zimmer und fand Leander auf der Fensterbank sitzend vor – und das glücklicherweise in Papas blaugrau gestreiftem Frotteebademantel. Vergnügt zerbiss er eines von Mamas angebrannten Plätzchen.
    »Wir gehen shoppen«, sagte ich knapp. »Morgen früh. Und wehe, du hast nichts an.«
    Leander grinste breit und zeigte mir sein leider ziemlich hinreißendes Grübchen in der linken Wange. Ich streckte ihm die Zunge raus, drehte ihm den Rücken zu und vertiefte mich aus lauter Langeweile in meine längst ausgelesenen Spiderman-Comics.
    Nach dem Abendessen hatte Mama eine zweite Frage. Nein, eigentlich hatten Mama und Papa diese Frage. Ich ahnte es schon, als Mama an die Tür klopfte. Ich kannte dieses Klopfen genau. Es war das »Ich klopfe nur, weil wir es ausgemacht haben, komme aber sofort rein« -Signal.
    »Bademantel aus und unters Bett«, zischte ich, bevor Mama ihren Kopf hereinstrecken konnte. Leander reagierte schnell, aber ungeschickt. Er verhedderte sich beim Sprung vom Fensterbrett im Bademantelgürtel und rummste gegen meinen Nachttisch, als er sich unters Bett wälzte. Meine Lampe ging krachend zu Boden, doch Leander hielt rasch die flache Hand unter die Birne, bevor sie zerspringen konnte.
    »Luzie«, sagte Mama und schnalzte mit der Zunge. »Immer geht irgendetwas kaputt bei dir, wenn ich hereinkomme. Wie machst du das nur?«
    »Ist nix kaputt.« Unauffällig tastete ich mit der rechten Hand nach dem Bademantel. Ich wollte auf keinen Fall etwas anderes berühren. Und beides lag unter dem Bett. Der Bademantel und Leander. Gott sei Dank – das, was ich zwischen die Finger bekam, war ein Stück Frottee.
    »Papa sucht seinen Bademantel. Wir wollen doch morgen Vormittag saunieren.«
    Ich unterdrückte ein Kichern. Mama und Papa in der Sauna, das konnte und wollte ich mir nicht vorstellen.
    »Er sollte aufpassen, dass sie in der Sauna nicht ausrutscht und ihn unter sich begräbt«, tönte es dumpf unter dem Bett hervor. »Dann kann er sich nämlich selbst in den Sarg packen.«
    Sagt grad der Richtige, dachte ich gehässig und warf Mama den Bademantel hinüber.
    »Hier. Hatte ihn aus Versehen mitgenommen.« Etwas Besseres fiel mir nicht ein. Ich starrte angestrengt in meinen Comic und Mama starrte angestrengt auf mich.
    »Du benimmst dich etwas seltsam in letzter Zeit, Luzie«, sagte sie schließlich. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Logo«, antwortete ich lässig. Von wegen. Nichts war in Ordnung. Ich hatte einen unbekleideten Schutzengel unterm Bett.
    »Wenn du jetzt rauskommst, bringe ich dich um«, drohte ich Leander, nachdem Mama mein Zimmer verlassen hatte.
    »Keine Sorge, es ist ganz gemütlich hier unten. Nur etwas ka-haaaalt.«
    »Warum bist du eigentlich so gerne nackt?«, brach es aus mir heraus. »Das nervt!«
    »Wieso nervt das? Du bist doch auch nackt unter deinen Klamotten. Jeder Mensch ist nackt.«
    Er begriff es einfach nicht. Leander hatte überhaupt kein Schamgefühl. Das war von Anfang an so gewesen. Und jetzt stellte ich einmal mehr entmutigt fest, dass er manche Dinge von uns Menschen nicht verstand. Zum Beispiel verstand er nicht, dass man nicht einfach so nackt herumlief.
    »Hast du mal Babys gesehen, wenn die nackt sind?«, begann Leander zu dozieren. »Die sind glücklich! Sie
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