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Verdammt feurig

Verdammt feurig

Titel: Verdammt feurig
Autoren: Bettina Belitz
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Verdammt, vielleicht wusste er wirklich, dass ich ihn verdächtigt hatte. Immerhin war er eine Art Geist. Bisher hatte er immer alles über mich gewusst. Warum sollte das jetzt anders sein? Möglicherweise hatte Vitus ihm auch etwas mitgeteilt. Die beiden waren Cousins. Und jetzt hasste Leander mich, weil ich ihn hasste, und …
    »Luzie. Bitte beruhig dich.« Seppo griff nach meinen Handgelenken, doch ich schüttelte ihn erbost ab und versuchte, mein Knie zwischen seine Beine zu rammen. Er packte es, bevor ich ihn treffen konnte, und schob mich in einen Hauseingang. »Luzie, hör mir jetzt zu! Sofort!«
    »Mann, Seppo, ich hab euch die ganze Zeit gedeckt, damit ihr weitermachen könnt! Und du – du …«
    »Okay, okay, ich gebe es ja zu, ich war es. Kannst du mal die Zappelei lassen, ich kann so nicht reden! Ich möchte dir aber alles erklären, denn ich mag dich wirklich, Luzie.«
    Ich stopfte meine geballten Fäuste in die Taschen, um sie ihm nicht weiter in den Bauch zu hauen. Es hatte sowieso keinen Sinn, denn wenn er wollte, konnte er mich einfach auf die Schulter nehmen und nach Hause tragen. Aber verzeihen würde ich ihm all das niemals.
    »Ich hoffe, es ist eine gute Erklärung«, zischte ich.
    Seppo wartete, bis zwei Passanten an uns vorübergegangen waren, und griff erneut nach meinen Handgelenken. Doch ich ließ meine Fäuste fest in meinen Taschen.
    »Fass mich nicht an, Guiseppe. Finger weg!«
    »Ist ja gut.« Er ließ los. »Dein Run bei David hat geklappt, okay. Und er war auch klasse. Aber Luzie – vorher warst du so schlecht, dass du sogar von den Reckstangen im Park geplumpst bist.«
    »Das lag aber nur daran, dass …« Ich stockte. Ja, es hatte daran gelegen, dass Leander sich an meine Beine gehängt hatte. Und den hatte niemand gesehen außer mir.
    »Ja, ich weiß, du hast immer Entschuldigungen. Aber Fakt ist – Fakt ist, dass du vor und nach dem Treffen mit David nicht gut warst. Gar nicht gut. Mensch, Luzie, wenn du in dieser Form über Geländer balancierst oder über Dächer rennst – weißt du, was dann passieren kann? Ich musste das tun. Ich musste es deinen Eltern stecken.«
    »Hattest du nicht wenigstens den Schneid, es ihnen persönlich zu sagen, anstatt so einen billigen Trick anzuwenden?«
    Seppo schwieg und starrte auf seine Fußspitzen.
    »Nein, den hattest du nicht. Weil du dann selbst dran gewesen wärst. Du hast dich darauf verlassen, dass ich fair bin und euch nicht mit reinziehe. Aber du warst unfair. Ich will dich nie wiedersehen, Seppo. Nie wieder!«
    Bevor mir die Tränen aus den Augen liefen, drehte ich mich um und rannte zurück zu unserem Haus. Unten im Keller brannte Licht und ich hörte Mama geschäftig vor sich hin summen. Obwohl ich es nicht wollte, warf ich einen Blick durch die offen stehende Tür. Ich sah einen silbernen Kerzenständer und einen Teller mit Gebäck und Süßigkeiten und nebendran einen offenen Sarg … ein bleicher Arm hing heraus …
    Mit einem leisen Schrei wandte ich mich ab und lief nach oben in mein Zimmer. Ich zerrte mir die viel zu engen Klamotten vom Körper, zog mir meine Lieblingscargohose und den Trainingskapuzenpulli über und befestigte mit zitternden Händen die Leine an Mogwais Halsband.
    »Komm mit«, befahl ich. Knurrend schälte er sich aus seinem Körbchen. »Wir gehen trainieren.«
    Ja, genau das würde ich jetzt tun. Es war vorbei. Keine Spiele mehr. Keine Pubertät. Keine blöden Klamotten. Sollte Vitus doch für immer über mir schwabbeln, sollte Mogwai mich anglotzen, bis er tot umfiel. Ich würde mich von nichts und niemandem mehr aufhalten lassen. Ich würde mir einen anderen Park suchen und allein Parkour machen. Ich brauchte die Jungs nicht. Und ich brauchte Seppo nicht. Kein Mensch brauchte einen Verräter.
    »Nein, Luzie, das tust du nicht!«
    Seppo fing mich ab, als ich aus der Haustür stürmen wollte. Sofort begann Mogwai, japsend zu kläffen, und drückte seine Schnauze gegen Seppos Hosenbein.
    »Oh doch. Das werde ich. Und wenn du mir folgst, dann weiß deine Mutter spätestens morgen, was los ist. Ich hab nämlich auch Filme. Ich wusste, dass es einer von euch sein muss, der mich verraten hat. Ich hab euch beobachtet und gefilmt, jawohl. Mit meinem Handy. Du hast doch gesagt, ich wäre alt genug für ein Handy, oder?«
    Seppo wurde blass und ließ mich los. Er nahm mir die Lüge ab. Gut so.
    »Ich zeig sie deiner Mutter, wenn du mich nicht gehen lässt, das schwöre ich dir. Und dann kannst du was
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