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Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)
Autoren: Keigo Higashino
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verdienst, wirst du sicher keine Schwierigkeiten haben, jemand anderen zu finden. Uns lass bitte in Ruhe.«
    »Yasuko, ich brauche dich.«
    Togashi streckte wieder den Arm aus, versuchte, Yasuko an der Hand zu berühren, mit der sie den Kakao hielt.
    »Fass mich nicht an!« Sie zuckte zurück und verschüttete etwas von dem Getränk auf Togashis Finger. »Aua!« Er riss seine Hand zurück. Seine Augen waren böse, als er sie jetzt ansah.
    Yasuko starrte wütend zurück. »Du kannst nicht einfachhierherkommen und mir den gleichen Quatsch auftischen wie früher. Nach allem, was du uns angetan hast. Wie kannst du erwarten, dass ich dir glaube? Wie gesagt habe ich nicht das leiseste Bedürfnis, je wieder mit dir zusammen zu sein. Also gib’s auf! Hast du kapiert?«
    Yasuko stand auf. Togashi musterte sie wortlos. Ohne seinen Blick zu beachten, legte sie das Geld für ihren Kakao auf den Tisch und wandte sich dem Ausgang zu.
    Rasch holte sie ihr Fahrrad und trat heftig in die Pedale. Bei dem Gedanken, Togashi würde vielleicht schnaufend hinter ihr herlaufen, fuhr sie noch schneller die Kiyobashi-Straße entlang. Hastig überquerte sie die Kiyosu-Brücke und bog links ab.
    Sie hatte alles gesagt, was es zu sagen gab, aber sie war sicher, dass sie Togashi nicht zum letzten Mal gesehen hatte. Er würde bald wieder im
Benten-tei
auftauchen. Er würde sie verfolgen, belästigen, ihr vielleicht Szenen machen. Vielleicht würde er sogar vor Misatos Schule auftauchen. Dieser Mann rechnete damit, dass Yasuko irgendwann nachgab. Und er ihr Geld aus der Tasche ziehen konnte.
    Zu Hause angekommen machte Yasuko sich an die Vorbereitungen fürs Abendessen, das aus aufgewärmten Resten aus dem Imbiss bestand. Aber selbst diese einfache Tätigkeit fiel ihr schwer. Ständig ließ sie die Hände wieder sinken, denn es kamen ihr schreckliche Bilder in den Sinn. Misato würde bald kommen. Sie spielte Badminton in der Schule und unterhielt sich meist nach dem Training noch mit den anderen Mädchen. Normalerweise war sie gegen sieben Uhr zu Hause. Plötzlich klingelte es. Nichts Gutes ahnend ging Yasuko zur Tür. Misato konnte es nicht sein. Sie hatte einen Schlüssel.
    »Ja?«, rief Yasuko, ohne die Tür zu öffnen. »Wer ist da?«
    Es entstand eine kurze Pause. Dann: »Ich bin’s.«
    Yasuko antwortete nicht. Ihr wurde schwarz vor Augen. Panik kroch in ihr hoch. Togashi war ihr wahrscheinlich eines Abends vom
Benten-tei
gefolgt.
    Togashi klopfte gegen die Tür. »He!«
    Sie schüttelte den Kopf und schloss auf, ohne jedoch die Sicherheitskette zu lösen. Die Tür öffnete sich etwa zehn Zentimeter, und Togashi drängte sein Gesicht in den Spalt. Er grinste. Seine Zähne waren gelb.
    »Was willst du hier? Hau ab«, zischte Yasuko.
    »Ich war noch nicht fertig. Du meine Güte, du bist noch genauso reizbar wie früher, stimmt’s?«
    »Wir sind fertig miteinander. Ich will dich nie mehr sehen.«
    »Du könntest dir wenigstens anhören, was ich zu sagen habe. Lass mich rein.«
    »Ich denke nicht daran. Geh weg.«
    »Wenn du mich nicht reinlässt, warte ich eben hier. Misato kommt sicher gleich. Wenn ich nicht mit dir reden kann, rede ich eben mit ihr.«
    »Lass Misato aus dem Spiel!«
    »Dann mach die Tür auf.«
    »Ich rufe die Polizei.«
    »Tu dir keinen Zwang an. Es ist ja nicht verboten, dass ein Mann seine geschiedene Frau besucht. Die Beamten sind sicher ganz auf meiner Seite. ›Sie könnten ihn ja wenigstens mal in die Wohnung lassen, gute Frau‹, werden sie sagen.«
    Yasuko biss sich auf die Lippen. Togashi hatte wahrscheinlich recht. Sie hatte schon früher die Polizei geholt, aber geholfen hatte es ihr nie. Außerdem wollte sie kein Aufsehen erregen. Sie war ohne einen Bürgen hier eingezogen, ein Gerücht, und man würde sie auf die Straße setzen.
    »Also gut, aber du musst gleich wieder gehen.«
    »Ja, klar«, sagte Togashi mit triumphierender Miene.
    Yasuko zog die Kette zurück und öffnete die Tür. Togashi zog die Schuhe aus und ließ dabei seinen Blick umherschweifen. Die Wohnung war klein, nur zwei Zimmer und eine Küche. Der Raum, der der Wohnungstür am nächsten lag, war ein traditionelles japanisches Zimmer von sechs Tatami, also etwa zehn Quadratmetern. Wenn man hindurchging, lag rechts die Küche und am Ende ein noch kleineres japanisches Zimmer von viereinhalb Tatami mit einem kleinen Balkon.
    »Ein bisschen klein und nicht mehr ganz neu, aber nicht übel«, bemerkte Togashi, als er sich setzte und die Beine unter
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