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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord
Autoren: Wahlberg
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zusammengeknüllt in den Reise- und Tragetaschen, in denen sie sie vor einem Jahr hergebracht hatte.
    Sie befand sich ganz alleine in der großen, stickigen Wohnung. Immer die Letzte!
    Sie zog rasch den Kopf ein, schlug aber nicht nach der Wespe. Sie wollte sie nicht ermuntern, ihr ihren Stachel in die Haut zu rammen. Auf ihrer Stirn glänzte der Schweiß, sie fühlte sich ungewaschen und strich sich halb geistesabwesend eine blonde Haarsträhne hinters Ohr. Dann betrachtete sie das Sammelsurium, das den Weg zwischen Bett und Schreibtisch versperrte.
    Das kleine, längliche Zimmer lag zum Hof hin und glich einer Zelle. Die wenigen Möbel würden dableiben, dafür war sie nur dankbar. Die Matratze war durchgelegen und der Schreibtisch zu klein. Die Wohnung an der Tullgatan, in die sie einziehen würde, war, abgesehen von einer geliehenen Matratze, unmöbliert. Aber das kümmerte sie nicht weiter. Sie sah dankbar einer Art Freiheit entgegen. Sie konnte jetzt selbst entscheiden. Sie wollte ein paar Erbstücke von ihrer Großmutter aufstellen und diese mit einigen Ikea-Möbeln und Sachen vom Trödler ergänzen.
    Während des vergangenen Jahres hatte sie mit zwei Freundinnen an einer zentralen und noblen Adresse gewohnt, und zwar in der Gyllenkroks Allé gegenüber vom Lunder Stadtpark. Aber die Familie, der die Wohnung gehörte, kehrte aus dem Ausland zurück, und jetzt trennten sich ihre Wege. Sie würde nichts vermissen, stellte Cecilia fest, während sie durch die Wohnung schlenderte und Abschied nahm. Dann presste sie ihr Ohr an die Wohnungstür. Kein Geräusch aus dem Treppenhaus. Sie wartete auf Karl.
    Zum ersten Mal würde sie eine zwar nicht große, aber eigene Wohnung beziehen. Sie hatte unterschrieben und ihr Name stand an der Tür. Studentenheime, WGs, Untermiete und Wohnungen, deren Mietverträge nicht unter dem eigenen Namen liefen, gehörten ab sofort der Vergangenheit an. Dank des Geldes, das sie von ihrer Großmutter geerbt hatte, war sie auf dem Wohnungsmarkt aufgestiegen. Sie hatte eine Eigentumswohnung gekauft, war bürgerlich geworden. Aber das bedeutete nicht, dass dies sie all ihrer Flexibilität beraubt hätte. So weit war es noch nicht!
    Cecilia Westman näherte sich im Sauseschritt ihrem vierundzwanzigsten Geburtstag. Dass sie danach fünfundzwanzig Jahre alt werden würde, bereitete ihr bereits Magenschmerzen, ganz zu schweigen davon, dass es dann geradewegs auf die dreißig zuging.
    Alles, was sie mitnehmen wollte, stand jetzt in einer Ecke aufgestapelt. Nichts lag herum oder war vergessen worden, eine Leistung, angesichts der Tatsache, dass sie auch dieses Mal wieder viel zu spät begonnen hatte. Sie neigte dazu, immer bis zum letzten Moment zu warten, aber irgendwie renkte es sich dann doch jeweils wieder ein. An und für sich mutete sie manchmal ihrer Umgebung damit einiges zu, aber sie hatte gelernt, damit zu leben.
    Am meisten hatten ihre Antriebsschwierigkeiten und ihre allzu optimistischen Zeiteinschätzungen immer ihre Mutter gestresst, aber auch diese war mittlerweile recht geläutert. Cecilia selbst hielt es für einen Sport, wie die Fünfzehnhundertmeterläuferinnen durch einen Sprint in der letzten Runde zu überraschen. Einige wenige, dafür aber umso intensivere Stunden war sie wie gestochen herumgerast, hatte Kleider und Bettwäsche zusammengerafft sowie Bücher, Kerzenhalter und den wenigen Hausrat. In der Zielgeraden hatte sie dann den Inhalt des Badezimmerschranks einfach ungeordnet in ihren Toilettenbeutel gekippt. Er war zum Schluss so voll, dass das Plastik spannte wie der Bauch eines satten Schweins. Dann war alles fertig. Sie hätte sogar noch Zeit übrig gehabt.
    Jetzt spazierte sie mit in die Hüften gestemmten Händen herum wie ein siegreicher Feldherr auf dem Schlachtfeld. Natürlich war ihr eine gewisse Routine zupass gekommen. Schließlich brach sie nicht zum ersten Mal ihre Zelte ab. Einiges hatte sie seit dem letzten Umzug gar nicht ausgepackt und geradezu vergessen.
    Emmys Vater hatte seiner Tochter geholfen und Trissans Mutter der ihrigen. Sie waren mit riesigen Autos vorgefahren und hatten geschleppt und geschwitzt. Trissans Mutter hatte dann noch das ehemalige Zimmer ihrer Tochter geputzt, mit dem Scheuerlappen herumgewienert und dann auch noch die Fenster geputzt, während sich Trissan vermutlich bereits in ihrer neuen Wohnung in der Bytaregatan im Stadtzentrum eingerichtet hatte, falls sie sich nicht zum Trainieren in die Gerdahalle davongeschlichen oder
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