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Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord
Autoren: Wahlberg
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irgendwo ein Café aufgesucht hatte. Cecilia war ein wenig eifersüchtig, versuchte aber, sich auf anderes zu konzentrieren.
    Bei näherem Nachdenken hatte eine Mutter, die ihrer Tochter hinterherputzte, schon fast etwas Lächerliches. Trissans Mutter war außerdem recht übereifrig und mischte sich in alles ein. Cecilia hatte die Streitereien aus Trissans Zimmer gehört, obwohl Mutter und Tochter immer versucht hatten, leise zu sprechen.
    Cecilia war es gewohnt, allein zurechtzukommen. Außerdem besaß sie die Gabe, gute Freunde zu finden, Freunde wie Karl.
    Sie war als einziges Kind einer allein stehenden Mutter groß geworden, der ihre Arbeit immer sehr wichtig gewesen war. Veronika war Ärztin, Chirurgin. Cecilia war immer stolz auf ihre taffe Mama gewesen, die ihr natürlich geholfen hätte, wenn Cecilia sie darum gebeten hätte. Und wenn sie sich nicht gerade auf ihrer Hochzeitsreise befunden hätte.
    Die Hochzeit war sehr lustig gewesen, viel unbeschwerter, als sie sich dieses Ereignis vorgestellt hatte. Sie musste sogar zugeben, dass der neue Typ ihrer Mutter recht okay war. Obwohl sie sich ziemlich lange gegen diese Einsicht gesträubt und sich gleichzeitig über ihre kleinliche Art geschämt hatte, ohne sonderlich viel dagegen unternehmen zu können. Auf ihre Halbschwester Klara hatte sie sich jedoch die ganze Zeit gefreut.
    Das luftige grüne Seidenkleid, das sie selbst auf der Hochzeit getragen hatte, lag zuoberst in ihrer Reisetasche, damit es nicht zu sehr knitterte. Claes, der Neue ihrer Mutter, fand, dass es gut zu ihren Augen passte.
    Wenn es nicht so drückend heiß gewesen wäre, hätte sie das Badezimmer geputzt. Beispielsweise. Oder sie hätte sich die Küchenschränke vorgenommen. Sie hätte Trissan und Emmy damit am nächsten Morgen, an dem sie die gemeinsamen Räume putzen würden, überraschen können.
    Aber nicht nur die Hitze hielt sie zurück. Außerdem konnte Karl jeden Augenblick auftauchen.
    Das Beste an Karl ist, dass er ein Auto besitzt, dachte sie und kroch über das Bett ihres alten Zimmers zum Fenster hinüber, um nach ihm Ausschau zu halten. Es war zwar nur ein alter Toyota Starlet, eine Rostlaube und vermutlich der kleinste Kombi, der auf dem Markt zu haben war, aber er fuhr. Und das reichte ihr. Sie mussten versuchen, so viel wie möglich darin unterzubringen, auch auf dem Beifahrersitz. Sie selbst konnte dann mit dem Fahrrad zu ihrer neuen Wohnung fahren. Vielleicht musste er dann nur dreimal hin- und herfahren?
    In der Ferne waren Autos zu hören. Vom Hof erklangen Stimmen. Gelegentliches schrilles Lachen. Sie streckte ihren Kopf aus dem Fenster und schaute nach unten. Kein Karl, dafür vier Leute an einem wackligen Gartentisch auf einem winzigen, ungepflegten Rasenstück. Daneben kämpfte eine von wildwüchsigen Fliederbüschen umstandene Laube um ihr Überleben, während ein riesiger, asphaltierter Parkplatz immer näher rückte. Der Rest des Hofes war deprimierend dunkel.
    Ihr Blick blieb auf einer braun gebrannten Glatze hängen, die wie ein polierter Kupferkessel funkelte. Aber nicht dieser ältere Nachbar brachte sie aus der Fassung, auch nicht seine dickliche Frau mit schwarz gefärbtem Kraushaar und naturfarbenem Leinenkleid. Schon eher die kleine und ein wenig schlaffe, jüngere Frau, die mit hängenden Schultern an etwas Gelbem, vielleicht Karottensaft, in einem Wasserglas nippte. Ihr langes, dunkles Haar hing ihr über den Rücken. Wie sie das bei dieser Wärme nur aushielt … Sie thronte einer Königin gleich. Cecilia wusste, warum.
    Der Mann neben ihr berührte wie in einem Akt der Schöpfung, bei dem einem Klumpen Ton Leben eingehaucht wird, ihren Unterarm. Er streichelte ihn mit den Fingerspitzen, und zwar so gewollt vorsichtig und diskret, dass alle es sehen mussten.
    Dieser Mann war Jonathan.
    Cecilia starrte sich fast die Augen aus dem Kopf. Eine Sekunde lang wünschte sie, dass Blicke töten könnten. Immerhin konnte sie ungestört herunterstarren. Von oben war sein Gesicht nicht zu erkennen. Am deutlichsten zu sehen waren sein sonnengebleichtes Haar, das sich an den Schläfen kräuselte, und dann natürlich seine lässig unter dem Gartentisch ausgestreckten Beine, die in Bermudashorts steckten. Sein kurzärmliges Baumwollhemd war nicht gebügelt. Natürlich trug er ein Hemd, T-Shirts mochte er nicht.
    Sie schluckte. Die Zunge klebte ihr wie ein Stück Holz am Gaumen. Aber ihre Augen waren klar wie Gebirgsseen und alles andere als feucht. Kein Schluchzen
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