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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege
Autoren: Charlotte Link
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konnte.
    »Bleib hier stehen«, befahl er, »das Schiff ist noch nicht zu sehen. «
    »Hoffentlich kommt es bald«, sagte Harriet, »es ist schrecklich heiß hier.«
    Joanna hüpfte von einem Fuß auf den anderen.
    »Wann kommt es denn?« schrie sie. Harriet fächelte sich erschöpft Luft zu.
    »Agatha, sorge dafür, daß die Kinder ruhig sind«, bat sie.
    »Ich war ja ruhig«, warf Cynthia zornig ein. Sie mochte nie gern mit Joanna in einem Atemzug genannt werden.
    »Ihr seid jetzt beide still«, sagte Agatha, »ihr seht doch, daß es eurer Mutter nicht gutgeht.«
    Harriet hatte gerade beschlossen, sich wieder in die Kutsche zu setzen, um der Sonne zu entfliehen, als eine Dame sich aus der Menschenmenge löste und auf sie zueilte. Sie war etwa ebenso alt wie Harriet, aber größer und kräftiger. An ihrem Arm hing ein kleines, pummeliges Mädchen.

    »Harriet!« rief sie lebhaft. »Harriet, wie schön, dich hier zu treffen!«
    Harriet wandte sich um und erkannte Lady Viola Fitheridge, mit der sie seit ihrer Kindheit befreundet war. Viola lebte ganz nahe bei den Sheridys, doch sie und Harriet sahen einander nur selten, da Harriet sich häufig krank fühlte. Außerdem brachte Viola bei jedem Besuch ihre Tochter Belinda mit, die genauso alt war wie Joanna. Die beiden Mädchen wurden zusammen in ein Zimmer gesetzt mit der Mahnung, sich nicht zu streiten, sondern miteinander zu spielen. Aber das endete jedesmal in Zorn und Tränen. Joanna fand Belinda dumm und falsch, und die zahlte es ihr heim, indem sie jedes Mißgeschick der Spielgefährtin verpetzte. Auch jetzt funkelten ihre Augen hämisch, als sie Joanna erblickte, die ihr hinter Agathas Rücken die Zunge herausstreckte.
    »Viola, du bist hier?« sagte Harriet wenig erfreut. Nun konnte sie sich doch nicht in ihren Wagen zurückziehen. Viola ließ sich mit geziertem Lächeln von Lord Sheridy die Hand küssen, ehe sie Harriet umarmte.
    »Meine Liebe, ich hätte dich hier nie vermutet«, meinte sie, »und du siehst auch ganz blaß aus. Was tust du hier? Willst du die fremden Menschen sehen?«
    »Lady Sheridy und ich erwarten Besuch aus Amerika«, mischte der Lord sich ein, »deshalb sind wir hier.«
    »Besuch aus Amerika? Wie aufregend!«
    »Genauer gesagt handelt es sich nicht nur um einen Besuch«, erklärte Harriet, »ein kleines Mädchen aus Louisiana kommt, um von nun an bei uns zu leben.«
    »Ach, davon hast du mir gar nichts erzählt!« empörte sich Viola. »Wer ist das Kind?«
    »Erinnerst du dich an Sarah Mace?« fragte Harriet. »Neben dir gehörte sie zu meinen besten Freundinnen. Sie heiratete diesen Sir Henry Landale, den wir alle so bewunderten...«
    »Ah, ich weiß!« Viola hob anzüglich ihre Augenbrauen.
    »Weißt du, ich will wirklich nichts Schlechtes über die liebe Sarah sagen«, meinte sie, »aber ich fand sie immer ein wenig seltsam.
Fast... verrückt, nicht wahr? Und Landale... natürlich waren wir alle ein bißchen verzaubert von seinem Charme - aber ihn heiraten, so etwas konnte wieder nur Sarah passieren!«
    »Nun ja, soweit ich mich erinnere, hast du dir ziemlich viel Mühe gegeben, daß es dir passiert!«
    »Liebe Harriet, deine Mühe in diesem Fall war geradezu sehenswert«, sagte Viola kalt. Harriet blickte sich unsicher nach ihren Kindern um, doch glücklicherweise hatten die nicht genau zugehört.
    »Nun, wie dem auch sei«, sagte sie, »jedenfalls heiratete er Sarah. Und die beiden gingen nach Louisiana.«
    »Ah, ich ahne bereits etwas. Dieses Kind, auf das ihr hier wartet - das ist Sarahs Tochter?«
    »Ja. Elizabeth Landale, das Kind von Henry und Sarah. Elizabeth wurde in Amerika geboren. Vor acht Jahren.«
    »Dann ist sie genauso alt wie meine Belinda!«
    »Sie ist genauso alt wie ich«, mischte sich Joanna ein, »und sie wird meine Schwester!«
    Die beiden Kinder blickten sich zornig an.
    »Ich bekam vor einigen Wochen einen Brief«, fuhr Harriet rasch fort, »Bekannte von Henry und Sarah schrieben mir, daß beide kurz hintereinander im letzten Frühjahr am Sumpffieber gestorben sind.«
    »Oh, das ist ja schrecklich! Ich hatte nie viel für Sarah übrig... aber warum mußte sie auch in dieses gräßliche, wilde Land gehen? «
    »Sie war immer sehr abenteuerlustig«, meinte Harriet, »und außerdem wollte Henry, daß sie gehen. Ich glaube, mit ihm wäre sie überall hingegangen. Sie hat gar nicht lange überlegt.«
    »Sie war wirklich etwas verrückt«, stellte Viola, die tiefsinnigere Gespräche nicht mochte, sachlich fest. Sie
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