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Verbotene Leidenschaft

Verbotene Leidenschaft

Titel: Verbotene Leidenschaft
Autoren: S. Quinn
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Matratze. Außer ihm ist niemand zu sehen. Auf dem Fensterbrett sind leere Wodkaflaschen aufgereiht, eine halb volle steht neben dem Bett.
    Es ist mir ein Rätsel, was Marc in dieser Bruchbude zu suchen haben könnte.
    Als ich eintrete, hebt der alte Mann abrupt den Kopf.
    »Sophia.« Marc tritt hinter mich und legt mir die Hände auf die Schultern.
    Der Mann hievt sich vom Bett hoch. »Wer ist das Mädchen?«
    »Das geht dich nichts an«, knurrt Marc und tritt schützend vor mich.
    »So redet man nicht mit seinem alten Herrn.«
    Mir fällt die Kinnlade herunter. »Dein … Marc … der Mann dort ist … dein Vater?«
    Marcs Schweigen sagt mir alles, was ich wissen muss.
    »Aber du hast doch gesagt, dein Vater sei tot.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Was ist hier los, Marc?«
    »Mein Vater ist nicht tot. Ich habe gelogen. Er lebt noch und trinkt sich zu Tode. Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, aber heute musste ich einfach noch einmal herkommen.«
    »Wieso?«
    »Um den Wagen zurückzubringen. Und mich zu verabschieden.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich will meinen Frieden mit all dem machen, versuchen zu verzeihen. Inzwischen ist er nur ein alter, trauriger Mann, und ich will meinen Zorn auf ihn hinter mir lassen, sonst kann ich niemals unbelastet nach vorn blicken.«
    »Wieso hast du mir nie erzählt, dass dein Vater noch lebt?«
    »Weil ich nicht wollte, dass du ihm jemals begegnest. Ich wollte nicht, dass du siehst, woher ich komme.«
    Ich nehme seine Hand und spüre, wie sich seine Finger fest um meine schließen.
    »Das hier ist dein altes Zuhause?«, frage ich, während mein Blick über die leeren Regale und die halb abgelösten Tapeten schweift.
    »Nicht mehr. Nur solange Mum noch hier war. Heute ist nichts mehr davon übrig. Bis auf ihn. Nachdem ich seine Rechnungen in den Staaten nicht mehr bezahlt habe, ist er zurückgekommen. Und … nun ja, du siehst ja selbst, unter welchen Umständen er hier haust. Er ist ganz allein.«
    »Schämst du dich für dein altes Zuhause?«
    »Nein«, antwortet Marc mit einem Blick auf seinen Vater. »Ich schäme mich nicht für das, woher ich stamme, sondern nur für denjenigen, von dem ich ab stamme.«
    »Das solltest du nicht«, sagt Marcs Vater. »Ich habe dich zu dem gemacht, der du heute bist.«
    Ich sehe den verbitterten Mann an, der mit seiner Wodkaflasche in der Hand auf dem Bett sitzt, und spüre förmlich die Gehässigkeit, die ihm aus sämtlichen Poren dringt; Hass auf seinen Sohn, die Eifersucht und den Neid. Die beiden Männer haben dieselbe Nase, doch abgesehen davon gibt es keinerlei Ähnlichkeit zwischen ihnen.
    »Und ich brauche deine Vergebung nicht«, fügt Marcs Vater hinzu.
    »Du hast sie trotzdem. Komm.« Marc wendet sich ab. »Ich habe erledigt, weswegen ich hergekommen bin.« Er geht vor mir her den Korridor entlang.
    »Hattest du wirklich Angst, ich könnte dich anders sehen, nur weil ich deinen Vater kennenlerne?«, frage ich. »Und ich könnte dich deshalb weniger lieben?«
    »Ich dachte … vielleicht …« Er sieht mich an, und ich erkenne eine verzweifelte Verletzlichkeit in seinen blauen Augen.
    »Du hast dich geirrt. Wie ich schon sagte, je besser ich dich kennenlerne, umso mehr liebe ich dich.«
    »Wir sollten jetzt gehen.«
    Auf dem Weg die Treppe hinunter spüre ich seinen Blick. Als wir zur Tür gelangen, hält er mich auf.
    »Warte. Lass mich zuerst hinausgehen. Ich will versuchen, die Meute in Schach zu halten.«
    Mit finsterer Miene öffnet er die Tür und tritt hinaus. Wie vorhergesehen, weichen die Fotografen sofort zurück und lassen uns ungehindert passieren.
    Hand in Hand gehen wir zum Wagen.
    »Ich fahre«, sagt er.
    »Du lässt den Wagen deines Vaters hier?«
    »Ja. Er gehört ihm, also kann er damit machen, was er will. Er kann ihn verscherbeln, damit er Geld für Schnaps hat. Es ist mir egal. Diesem Teil meines Lebens kehre ich für immer den Rücken.«
    Ich drücke seine Hand. »Ich bin so stolz auf dich, Marc.«
    »Das habe ich nur dir zu verdanken. Die Schülerin hat dem Lehrer etwas beigebracht.« Er hebt eine Braue und lächelt mich an.
    »Sieht ganz danach aus.«

❧ 97
    D ie Rückfahrt verläuft schweigend. Ich spüre, dass Marc etwas Zeit zum Nachdenken braucht – genau wie ich selbst.
    Als er in die dunkle Garage fährt, sehe ich zu ihm hinüber. Seine Züge sind … irgendwie weicher. Vielleicht ein bisschen erschöpft, aber in seinen Augen ist ein Leuchten, ein Frieden, den ich noch nie in ihnen
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