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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling
Autoren: Lisa Kleypas
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wenigsten verstand. Selbst als Kind hatte sie nie die richtigen Schlüsse aus den Geschichten gezogen, die er ihr erzählt hatte, sondern immer Fragen gestellt, die für das, was er zu zeigen versucht hatte, vollkommen unbedeutend waren. Während er erklärt hatte, warum Investoren, die ein geringes Risiko eingehen wollten und sich daher mit mäßigen Gewinnen zufriedengaben, ihr Kapital in nationalen Schuldbriefen anlegen sollten, hatte Daisy ihn mit der Frage unterbrochen: „Vater, wäre es nicht herrlich, wenn Hummeln Teepartys veranstalteten und wir klein genug wären, um dazu eingeladen zu werden?“
    Über die Jahre hinweg waren Bowmans Bemühungen, Daisy zu verändern, auf hartnäckigen Widerstand gestoßen.
    Sie gefiel sich so, wie sie war, daher kam jeder Versuch, sie zu beeinflussen, dem Bemühen gleich, einen Schwarm Schmetterlinge zu hüten. Oder Gelee an einen Baum zu nageln.
    Da die Unberechenbarkeit seiner Tochter Bowman nahezu in den Wahnsinn trieb, wunderte es ihn nicht, dass es keinen Mann gab, der sie sich für ein ganzes Leben aufbürden wollte. Was für eine Mutter würde sie werden, wenn sie lieber davon sprach, wie Elfen einen Regenbogen hinunterrutschten, anstatt ihrem Kind vernünftige Regeln beizubringen?
    Mercedes mischte sich in das Gespräch ein. Ihre Stimme klang gepresst vor Empörung. „Mein lieber Mr. Bowman, die Saison ist noch lange nicht vorüber. Meiner Meinung nach hat Daisy bisher ausgezeichnete Fortschritte gemacht. Lord Westcliff hat sie einigen vielversprechenden Gentlemen vorgestellt, die alle außerordentlich daran interessiert sind, der Schwager eines Earls zu werden.“
    „Mir scheint es sehr bezeichnend“, meinte Thomas Bowman düster, „dass der Anreiz für diese vielversprechenden Gentlemen vor allem darin liegt, Westcliff als Schwager zu bekommen und nicht Daisy als Ehefrau.“ Er bedachte seine Tochter mit einem strengen Blick. „Ist es wahrscheinlich, dass einer dieser Herren um deine Hand anhält?“
    „Woher soll sie wissen …“, begann Mercedes.
    „Frauen wissen solche Dinge. Antworte mir, Daisy – besteht die Möglichkeit, dass einer dieser Herren dir einen Antrag macht?“
    Seine Tochter zögerte, und in ihren ein wenig schräg geschnittenen dunklen Augen erschien ein besorgter Ausdruck. „Ich denke nicht, Vater“, räumte sie schließlich freimütig ein.
    „Das dachte ich mir.“ Thomas Bowman faltete seine dicken Finger über dem Bauch und betrachtete streng die beiden schweigenden Frauen. „Dein Mangel an Erfolg ist allmählich unangenehm geworden, Tochter. Die unnötigen Ausgaben für Kleider und anderen Firlefanz stören mich ebenso wie das sinnlose Fahren von einem nutzlosen Ball zum anderen. Mehr noch stört es mich, dass dieses Unternehmen mich in England festgehalten hat, wo ich doch in New York gebraucht werde. Daher habe ich mich dazu entschieden, einen Ehemann für dich zu wählen.“
    Daisy sah ihn ausdruckslos an. „An wen denkst du denn dabei, Vater?“
    „Matthew Swift.“
    Sie sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
    Mercedes holte tief Atem. „Das ergibt keinen Sinn, Mr. Bowman! Überhaupt keinen Sinn! Weder für uns noch für Daisy bringt diese Verbindung irgendeinen Vorteil mit sich. Mr. Swift ist kein Aristokrat, und er besitzt auch keinen nennenswerten Reichtum …“
    „Er ist einer der Bostoner Swifts“, gab Thomas Bowman zurück. „Das ist keine Familie, über die man die Nase rümpfen kann. Und er besitzt einen guten Namen und gutes Blut. Was noch wichtiger ist, Matthew Swift ist mir ergeben. Und er besitzt Geschäftssinn in einem Maße, wie er mir bisher noch bei niemandem begegnet ist. Ich will ihn als Schwiegersohn. Er soll meine Firma erben, wenn die Zeit dazu reif ist.“
    „Du hast drei Söhne, die von Geburt her das Recht haben, deine Firma zu erben“, erklärte Mercedes empört.
    „Keiner von ihnen interessiert sich auch nur im Geringsten für die Geschäfte. Sie haben keinen Sinn dafür.“ Bei dem Gedanken an Matthew Swift, der sich unter seiner Führung in den letzten zehn Jahren so hervorragend entwickelt hatte, empfand Thomas Bowman plötzlich Stolz. Der Junge war mehr ein Abbild Bowmans als seine eigenen Kinder. „Keiner von ihnen besitzt Swifts Ehrgeiz und seine Zielstrebigkeit“, fuhr Bowman fort. „Er soll der Vater meiner Erben werden.“
    „Du hast den Verstand verloren!“, rief Mercedes leidenschaftlich.
    Daisy dagegen sprach vollkommen ruhig. „Ich sollte vielleicht
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