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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling
Autoren: Lisa Kleypas
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darauf hinweisen, dass in dieser Angelegenheit meine Mitarbeit vonnöten ist. Vor allem jetzt, da wir uns dem Thema der Erben zuwenden. Und ich versichere dir, keine Macht auf Erden wird mich dazu bringen, die Kinder eines Mannes zu gebären, den ich nicht im Geringsten leiden kann.“
    „Man sollte meinen, du würdest irgendwem von Nutzen sein wollen“, meinte Bowman. Immer schon war es seine Art gewesen, jede Form von Rebellion sogleich im Keim zu ersticken. „Man sollte meinen, du wolltest einen Ehemann und ein Heim haben und diesem Schmarotzerdasein ein Ende setzen.“
    Daisy zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. „Ich bin kein Schmarotzer.“
    „Nein?“, gab Bowman zurück. „Dann erklär mir, welchen Nutzen die Welt aus deinem Dasein zieht. Was hast du jemals für irgendwen getan?“
    Auf diese Weise plötzlich genötigt, ihre Existenz zu rechtfertigen, starrte Daisy ihn nur an und schwieg.
    „Dies ist mein Ultimatum“, erklärte Bowman abschließend. „Entweder du findest bis Ende Mai einen Ehemann, oder ich verheirate dich mit Matthew Swift.“

1. KAPITEL
    „Eigentlich sollte ich dir gar nichts davon erzählen“, meinte Daisy später am Abend und lief im Salon der Marsdens auf und ab. „In deinem Zustand solltest du dich nicht aufregen. Aber ich kann es nicht für mich behalten, sonst platze ich, was dich vermutlich noch wesentlich mehr aufregen würde.“
    Ihre ältere Schwester hob den Kopf von Lord Westcliffs Schulter. „Erzähl es mir“, sagte Lillian und kämpfte dabei gegen die nächste Welle von Übelkeit an. „Ich rege mich nur auf, wenn man mir irgendwelche Dinge verschweigt.“ Sie lag halb in Westcliffs Armbeuge auf der Chaiselongue, während er sie löffelweise mit Zitroneneis fütterte. Beim Schlucken schloss sie die Augen, sodass ihre dunklen Wimpern sich wie Halbkreise von ihren bleichen Wangen abhoben.
    „Besser?“, fragte Westcliff liebevoll und wischte ihr einen Tropfen aus dem Mundwinkel.
    Lillian nickte, noch immer geisterhaft bleich. „Ja, ich glaube, es hilft. Du solltest beten, dass es ein Junge wird, Westcliff, denn dies wird deine einzige Gelegenheit sein, einen Erben zu bekommen. Noch einmal stehe ich das nicht durch …“
    „Mach den Mund auf“, verlangte er und fütterte sie mit noch mehr Fruchteis.
    Normalerweise hätte dieser Einblick in das Privatleben der Westcliffs Daisy gerührt. Es geschah außergewöhnlich selten, dass jemand Lillian so verletzlich sah oder Marcus so fürsorglich und besorgt erlebte. Aber Daisy war derart mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt, dass sie kaum wahrnahm, was geschah, und einfach damit herausplatzte:
    „Vater hat mir ein Ultimatum gestellt. Heute Abend wird er …“
    „Einen Moment bitte“, sagte Westcliff ruhig und rückte Lillian zurecht. Als er seine Frau zur Seite schob, lehnte sie sich noch schwerer an ihn und legte eine schmale weiße Hand auf ihren Bauch. Er flüsterte ihr etwas Unverständliches zu, und seufzend nickte sie.
    Jeder, der sah, wie liebevoll Westcliff mit seiner jungen Frau umging, konnte nicht umhin, die Veränderung in dem Earl zu bemerken, der immer als sehr kühl und beherrscht gegolten hatte. Er war wesentlich umgänglicher geworden – lachte häufiger, lächelte oft –, und seine Vorstellungen von angemessenem Benehmen waren mittlerweile weitaus weniger streng. Was eindeutig ein Vorteil sein konnte, wenn man mit Lillian verheiratet war und Daisy zur Schwägerin hatte.
    Westcliff kniff die Augen ein wenig zusammen und sah zu Daisy hinüber. Obwohl er kein Wort sprach, erkannte Daisy an seinem Blick, dass er Lillian vor allem und jedem schützen wollte, das oder der ihre Ruhe stören könnte.
    Plötzlich schämte sich Daisy, weil sie hierhergekommen war, um über die Ungerechtigkeiten ihres Vaters zu berichten. Sie hätte ihre Probleme für sich behalten müssen und war stattdessen wie ein Kind zu ihrer großen Schwester gelaufen.
    Aber dann öffnete Lillian die Augen, die braun und warm waren und lächelten, und auf einmal schienen tausend Kindheitserinnerungen wie flirrende Leuchtkäfer zwischen ihnen beiden zu tanzen. Die Vertrautheit zweier Schwestern konnte nicht einmal der besorgteste Ehemann stören.
    „Erzähl es mir“, verlangte Lillian und schmiegte sich an Westcliffs Schultern, „was hat das Ungeheuer gesagt?“
    „Dass ich noch bis Ende Mai Zeit habe, um mir selbst einen Ehemann zu suchen, sonst wird er mir einen zuweisen.
    Und nun stell dir nur vor, wer das sein
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