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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling
Autoren: Lisa Kleypas
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heiraten“, erwiderte Daisy.
    „Wenn du es nicht willst, dann musst du Swift nicht heiraten“, erklärte Lillian nachdrücklich und richtete sich im Arm ihres Gemahls auf. „Habe ich nicht recht, Westcliff?“
    „Ja, Geliebte“, flüsterte er und strich ihr das Haar aus dem Gesicht.
    „Und du wirst nicht zulassen, dass Vater mir Daisy wegnimmt“, beharrte Lillian.
    „Natürlich nicht. Es gibt immer die Möglichkeit zu verhandeln.“
    Lillian ließ sich gegen ihn sinken. Ihr Vertrauen in seine Fähigkeiten war unerschütterlich. „Siehst du, Daisy“, murmelte sie. „Kein Grund zur Sorge. Westcliff hält alle Fäden …“, sie gähnte herzhaft, „… fest in der Hand.“
    Als Daisy sah, wie die Lider ihrer Schwester schwerer wurden und ihr endlich die Augen zufielen, lächelte sie mitfühlend. Über Lillians Kopf hinweg begegnete sie Westcliffs Blick und bedeutete ihm, dass sie jetzt gehen würde. Er nickte höflich und wandte sich dann wieder Lillians müdem Gesicht zu. Und Daisy drängte sich die Frage auf, ob je ein Mann sie so ansehen würde, so als ob ihr Gewicht in seinen Armen etwas Kostbares wäre.
    Daisy war überzeugt davon, dass Westcliff ihr in jeder Weise helfen würde, wenn er das konnte, und sei es nur Lillian zuliebe. Aber ihr Vertrauen in den Einfluss des Earls war begrenzt, da sie den unbeugsamen Willen ihres Vaters kannte.
    Obwohl sie entschlossen war, sich mit aller Kraft gegen ihn zur Wehr zu setzen, hatte sie das Gefühl, dass ihre Chancen nicht sehr gut standen.
    An der Türschwelle blieb sie stehen und drehte sich zu dem Paar auf der Chaiselongue um. Sie runzelte die Stirn.
    Lillian war eingeschlafen, und ihr Kopf ruhte schwer auf Westcliffs Brust. Als der Earl Daisys unglücklichem Blick begegnete, hob er fragend eine Braue.
    „Mein Vater …“, begann sie und biss sich dann auf die Lippe. Dieser Mann war ein Geschäftspartner ihres Vaters.
    Es war unpassend, sich bei Westcliff über ihn zu beschweren. Aber seine geduldige Miene ermutigte sie zum Weitersprechen. „Er hat mich eine Schmarotzerin genannt.“ Sie sprach leise, um Lillian nicht zu stören. „Er hat mich aufgefordert, ihm zu sagen, inwiefern die Welt einen Nutzen von meiner Existenz hat. Oder was ich bisher je für irgendjemanden getan habe.“
    „Und wie lautete Ihre Antwort?“, fragte Westcliff.
    „Ich … mir fiel nichts ein, was ich dazu hätte sagen können.“
    Westcliffs kaffeebraune Augen schienen unergründlich. Er winkte ihr, näher zu kommen, und sie gehorchte. Zu ihrem Erstaunen nahm er ihre Hand und hielt sie fest. Seine Berührung fühlte sich warm an. So etwas hatte der gewöhnlich sehr zurückhaltende Earl noch nie zuvor getan.
    „Daisy“, sagte er freundlich, „die meisten Menschen erreichen in ihrem Leben keine großen Ziele. Sie werden nur an vielen kleinen Dingen gemessen. Jedes Mal, wenn Sie jemandem eine Freundlichkeit erweisen oder ihn zum Lächeln bringen, dann gibt das Ihrem Leben eine Bedeutung. Zweifeln Sie nie an Ihrem Wert, kleine Freundin. Die Welt wäre ein Stück ärmer, gäbe es Daisy Bowman nicht.“
    Kaum jemand würde bestreiten, dass Stony Cross Park einer der schönsten Flecken Erde in ganz England war. Zu dem Landsitz in Hampshire gehörten die verschiedensten Landschaften, von beinahe undurchdringlichen Wäldern über bunte Blumenwiesen und Moore bis zu dem soliden Steinhaus auf einer Anhöhe, von der aus man auf den Itchen hinunterblicken konnte.
    Uberall grünte und blühte es. Zarte Schösslinge sprossen aus den alten Blättern zu Füßen der zerklüfteten Eichen und Zedern, und in den dunkleren Teilen der Wälder gab es blühende Kissen aus Glockenblumen.
    Rotbraune Grashüpfer sprangen über die Wiesen voller wilder Schlüsselblumen und Wiesenschaumkraut, während durchscheinende blaue Schmetterlinge auf den zarten Blüten der Sumpfdotterblumen saßen. Es roch nach Frühling.
    Nach einer zwölfstündigen Kutschfahrt, die Lillian als reine Höllenfahrt beschrieb, wurden die Westcliffs, Bowmans und die übrigen Gäste damit belohnt, dass sie Stony Cross Park endlich erreichten.
    In Hampshire hatte der Himmel eine andere Farbe, das Blau war blasser, und es herrschte eine wunderbare Stille.
    Weder Räder noch Hufe klapperten auf gepflasterten Straßen, es waren weder die Schreie der Bettler noch die Rufe der Händler zu hören, auch keine Fabriksirenen oder etwas von dem anderen Lärm, der in den Städten das Ohr belästigte. Hier hörte man nur die Rotkehlchen in
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