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Verblendung

Verblendung

Titel: Verblendung
Autoren: Stieg Larsson
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Lupe nehmen sollte. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits Beanstandungen bei mehreren Projekten, aber eines der ersten, das man sich vornahm, war Minos .«
    »Und Wennerström konnte nicht nachweisen, wofür die Gelder verwendet worden waren.«
    »Im Gegenteil. Wennerström konnte einen ganz ausgezeichneten Rechenschaftsbericht vorlegen, der nachwies, dass knapp vierundfünfzig Millionen Kronen in Minos investiert worden waren. Dann hätten sich aber die strukturellen Probleme im zurückgebliebenen Polen als zu groß herausgestellt, als dass eine moderne Verpackungsindustrie hätte funktionieren können. Ihre Fabrik sei von einem ähnlichen deutschen Projekt praktisch verdrängt worden. Die Deutschen waren gerade dabei, den ganzen Ostblock aufzukaufen.«
    »Du hast gesagt, er habe sechzig Millionen Kronen bekommen.«
    »Stimmt genau. Die SIB-Gelder waren quasi ein zinsfreies Darlehen. Der Hintergedanke war natürlich der, dass die Unternehmen einen Teil der Gelder nach ein paar Jahren zurückzahlen sollten. Aber Minos war baden gegangen und das Projekt missglückt, wofür man Wennerström schlecht verantwortlich machen konnte. Hier traten die staatlichen Garantien in Kraft, und Wennerström musste die Gelder, die mit dem Konkurs von Minos verloren gegangen waren, einfach nicht zurückzahlen. Er konnte nachweisen, dass er eine entsprechende Summe eigenen Geldes verloren hatte.«
    »Warte mal, ich will sichergehen, dass ich das alles richtig verstanden habe. Die Regierung hielt die Steuermillionen bereit und stellte die Diplomaten, die die entsprechenden Türen öffneten. Die Industrie bekam das Geld und verwendete es für Investitionen in Joint Ventures, mit denen dann Rekordgewinne erzielt wurden. Also das übliche Spiel. Die einen gewinnen, und die anderen bezahlen die Rechnungen, und wir wissen, wer welche Rolle spielt.«
    »Du bist ein Zyniker. Das Darlehen sollte dem Staat zurückgezahlt werden.«
    »Die Darlehen waren zinslos, hast du gesagt. Das bedeutet, die Steuerzahler bekamen keine Zinsen dafür, dass sie ihre Kohle zur Verfügung stellten. Wennerström hat sechzig Millionen eingesackt, von denen vierundfünfzig investiert wurden. Was ist mit den restlichen sechs Millionen passiert?«
    »Als klar wurde, dass sein SIB-Projekt genauer untersucht werden würde, schickte Wennerström einen Scheck über sechs Millionen ans SIB, mit dem er den Differenzbetrag beglich. Damit war die Sache, rein juristisch betrachtet, aus der Welt.« Robert Lindberg verstummte und warf Mikael einen herausfordernden Blick zu.
    »Klingt ganz so, als hätte Wennerström SIB-Gelder in den Sand gesetzt, aber verglichen mit der halben Milliarde, die bei Skanska verschwunden ist, oder mit der Story von diesem ABB -Manager, der eine knappe Milliarde Abfindung bekam - das hat die Leute wirklich aufgebracht! -, scheint das hier nicht gerade viel Stoff zu bieten«, meinte Mikael. »Die Leser haben die Artikel über unfähige Spekulanten mittlerweile satt, auch wenn dabei Steuergelder im Spiel sind. Steckt noch mehr hinter dieser Story?«
    »Sie wird noch besser.«
    »Woher weißt du all diese Dinge über Wennerströms Geschäfte in Polen?«
    »In den neunziger Jahren habe ich in der Handelsbank gearbeitet. Rate mal, wer die Berichte für den Vertreter unserer Bank im SIB erstellt hat?«
    »Alles klar. Erzähl weiter.«
    »Also … um das Ganze jetzt mal zusammenzufassen: Das SIB erhielt eine Erklärung von Wennerström. Papier ging hin und her. Ausstehende Gelder wurden zurückgezahlt. Dass er die sechs Millionen zurückzahlte, war ziemlich schlau. Wenn dir jemand freiwillig eine Tasche voller Geld geben will, dann bist du doch geneigt zu glauben, dass er eine reine Weste hat.«
    »Komm zur Sache.«
    »Aber mein lieber Blomkvist, das hier ist bereits die Sache. Das SIB war mit Wennerströms Bericht zufrieden. Die Investition war zum Teufel gegangen, aber an der Durchführung des Projekts fand man nichts auszusetzen. Wir haben jede Fakturierung, jeden Transfer und sämtliche Papiere durchgesehen. Alles war penibel abgerechnet. Ich habe es geglaubt. Mein Chef hat es geglaubt. Das SIB hat es geglaubt, und die Regierung hatte dem nichts hinzuzufügen.«
    »Wo ist der Haken?«
    »Tja, jetzt wird die Geschichte langsam brisant«, sagte Lindberg und sah auf einmal verblüffend nüchtern aus. »Du bist Journalist, also betrachte alles, was jetzt kommt, als off the record .«
    »Jetzt mach aber mal halblang! Du kannst mir nicht solche Sachen erzählen
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