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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt
Autoren: Erin Hunter
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Häherpfote spürte ihre Ungeduld und ihre Enttäuschung. »Ich weiß nicht, was in letzter Zeit in dich gefahren ist«, hob sie an. »Seit du mit den anderen Schülern die WindClan-Jungen am Seeufer gefunden hast …«
    Eine Frage klang in ihrer Stimme und Häherpfote witterte den starken Geruch von Neugierde an ihr. Blattsee wusste offenbar genau, dass an der Geschichte mit den verirrten Jungen mehr dran war, als er und seine Wurfgefährten erzählt hatten. Aber er würde ihr auf keinen Fall verraten, dass die Jungen in Wirklichkeit in dem Gewirr aus unterirdischen Gängen herumgewandert waren, das sich unter dem DonnerClan- und dem WindClan-Territorium entlangzog. Er wusste, dass auch Löwenpfote und Distelpfote darüber schweigen würden ebenso wie die WindClan-Schüler Heidepfote und Windpfote. Keiner von ihnen wollte verraten, dass Löwenpfote und Heidepfote viele Monde lang in den Höhlen miteinander gespielt hatten.
    Deshalb konnten sie die Geschichte nicht erzählen, wie sie zusammen mit den vermissten Jungen fast ertrunken wären, als Regen in die Gänge geströmt war und den unterirdischen Bach zu einer furchterregenden Sturzflut hatte anschwellen lassen. Häherpfote hatte immer noch Albträume von dem reißenden, alles ertränkenden Fluss.
    »Häherpfote, ist mit dir alles in Ordnung?«, fuhr Blattsee fort. Ihr Ärger verflog und wich der Sorge, die wie eine klebrige Woge Häherpfote zu überwältigen drohte, so wie das Wasser in den Höhlen. »Du würdest es mir doch sagen, wenn du Kummer hättest?«
    »Klar«, murmelte er in der Hoffnung, seine Mentorin würde die Lüge nicht entdecken. »Alles bestens.«
    Blattsee zögerte. Häherpfotes Fell kribbelte abwehrend, doch die Heiler-Katze seufzte nur und miaute: »Gut, dann hol dir was zu fressen. Später, wenn es kühler ist, gehen wir hinauf zum alten Zweibeinernest und sammeln Katzenminze.«
    Noch ehe sie ihren Satz beendet hatte, sprang Häherpfote auf und schob sich durch die Brombeerranken nach draußen. Er tappte zum Frischbeutehaufen, suchte sich schnuppernd eine dicke Maus und trug sie zu einem sonnigen Flecken vor seinem Bau, wo er sie vertilgte. Sonnenhoch war eben erst verstrichen und der Felsenkessel war voller Wärme. Mit angenehm vollem Bauch legte Häherpfote sich auf die Seite und putzte sich mit der Pfote die Schnurrhaare.
    Rußpfote und Distelpfote waren durch den Dornentunnel gekommen und Häherpfote konnte den moosigen Geruch der Trainingskuhle an ihrem Fell riechen.
    »Tut mir leid, dass ich dich jedes Mal besiegt habe«, miaute Distelpfote. »Bist du auch wirklich nicht sauer?«
    »Natürlich nicht«, beharrte Rußpfote. »Ich wäre dann sauer, wenn du dich beim Kampf zurückhalten und mich gewinnen lassen würdest.«
    Ihre Stimme klang tapfer, aber Häherpfote merkte an ihren Pfotenschritten, dass Rußpfote Schmerzen in ihrem verletzten Bein hatte. Die Heiler-Katzen konnten nun nichts mehr für sie tun, allein die Zeit würde das Bein kräftiger machen. Oder sollte es doch Rußpfotes Schicksal sein, nie eine Kriegerin zu werden, so wie schon Rußpelz vor ihr?
    Schrilles Heulen aus der Kinderstube ließ den Heiler-Schüler zusammenzucken und lenkte ihn von Rußpfotes Problem ab. Minkas Junge waren erst vier Sonnenaufgänge alt, aber sie hatten laute Stimmen. Ihr Vater Spinnenbein hatte darauf bestanden, Mauspfote bei seiner Prüfung zu begleiten, obwohl Borkenpelz ihm angeboten hatte, für ihn einzuspringen, damit er mehr Zeit in der Kinderstube verbringen könnte. Häherpfote fand, dass Spinnenbein im Umgang mit seinen Jungen etwas unbeholfen wirkte, als könne er sich nicht an die Vorstellung gewöhnen, Vater zu sein.
    Auf jeden Fall, dachte Häherpfote, war die Kinderstube im Moment ziemlich überfüllt. Eisjunges und Fuchsjunges, Rauchfells jüngster Wurf, lebten immer noch dort, obwohl sie allmählich alt genug waren, um Schüler zu werden. Und Millie, die Graustreifs Junge erwartete, war gerade erst eingezogen. Häherpfote wusste, wie stolz Feuerstern darauf war, dass der DonnerClan so stark wurde, auch wenn er sich manchmal Sorgen machte, wie sie alle satt werden sollten.
    Wieder raschelte es im Dornentunnel, und Löwenpfote stolperte ins Lager, dicht gefolgt von seinem Mentor Aschenpelz.
    »Zwei Mäuse und ein Eichhörnchen«, miaute Aschenpelz. »Gut gemacht, Löwenpfote. Eine erfolgreiche Jagd, wie ich es von dir erwartet habe.«
    Aschenpelz klang trotz seiner lobenden Worte nicht sonderlich begeistert. Häherpfote fand,
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