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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt
Autoren: Erin Hunter
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Holz geschnitten hatte, während Steins Geruch sich um ihn wand; fast war es, als hätte die kahle Pfote des alten Geistes ihm die Kralle geführt.
    Doch Häherpfote strich noch über eine weitere Kerbe, die einzige, die nicht von einem Kratzer durchkreuzt war. Fallendes Blatt, ein Kater aus einer längst vergangenen Zeit, der ihnen geholfen hatte, wanderte immer noch alleine durch die Höhlengänge.
    Häherpfote schloss die Augen und lauschte nach den flüsternden Stimmen, die ihn sonst immer umgaben, doch er hörte nichts als den Wind in den Bäumen und das Plätschern des Sees. »Fallendes Blatt? Stein?«, murmelte er. »Wo seid ihr? Warum sprecht ihr nicht mehr mit mir?«
    Keine Antwort. Häherpfote zog den Stock weiter hervor und rollte ihn die Böschung hinunter, bis das Seewasser darüber schwappte. Er schnupperte überall an ihm, doch sämtliche Stimmen aus der Vergangenheit waren verstummt.
    Häherpfote schluckte schwer, fast hätte er angefangen zu wimmern, wie ein Junges, das seine Mutter verloren hat. Er wollte mit Stein reden und mehr über die Katzen herausfinden, die vor langer Zeit am See gelebt hatten. Er wollte wissen, warum Fallendes Blatt immer noch durch die Höhlen streifte, wo doch alle anderen Katzen von damals, auch jene, die in der Tiefe starben, längst weitergezogen waren zu einem anderen Ort.
    Er war überzeugt, dass es dieselben Katzen waren, die er auch am Mondsee um sich herum spürte und deren Pfotenabdrücke auf dem gewundenen Pfad, der zum Wasser hinunterführte, zu sehen waren. Sie waren viel älter als die Clans, älter sogar als der SternenClan. Welche Weisheiten sie ihm verraten könnten! Und vielleicht könnten sie ihm sogar die Prophezeiung erklären, jene geheimnisvollen Worte, die er in Feuersterns Traum gehört hatte.
    Drei werden es sein, Blut von deinem Blut. Sie halten die Macht der Sterne in ihren Pfoten.
    »Häherpfote, was machst du da?«
    Häherpfote erschrak. Er war so auf den Stock konzentriert gewesen und auf die Geisterkatzen, dass er Blattsee gar nicht hatte kommen hörte. Nun stand sie dicht vor ihm und er spürte die Gereiztheit, die von ihr ausging.
    »Entschuldige«, murmelte er.
    »Wir brauchen mehr Malven, Häherpfote. Der Kampf mag abgewendet worden sein, dennoch können Katzen jederzeit krank werden oder sich verletzen. Heiler-Katzen müssen auf alles vorbereitet sein.«
    »Das weiß ich doch«, erwiderte Häherpfote. Und wer hat den Kampf verhindert?, fragte er stumm. Der WindClan und der DonnerClan hätten sich gegenseitig in Fetzen gerissen, wenn ich und die anderen die vermissten Jungen nicht gefunden hätten.
    Er hatte keine Lust, sich seiner Mentorin zu erklären. Unter ihrem strengen Blick rollte er den Stock wieder die Böschung hinauf und versteckte ihn unter der Baumwurzel. Dann tappte er oben an der Böschung entlang, das Maul leicht geöffnet, um die Gerüche des Waldes in sich aufzunehmen.
    Kaum hatte er ein paar Fuchslängen zurückgelegt, da hielt er inne und schaute mit seinen blinden Augen über den See. Der Wind fuhr ihm ins Fell und presste es eng an seinen Körper.
    Wo seid ihr? Seine Gedanken riefen nach den Katzen der Vergangenheit. Bitte sprecht mit mir!
    »Häherpfote! Hallo, Häherpfote!«
    Oh nein. Diese Stimme wollte er nun gar nicht hören. Er schluckte ein wütendes Fauchen hinunter und drehte sich zu Haselpfote um, die er an ihrem Geruch und ihren Pfotenschritten erkannte, als sie herbeigesprungen kam. Warum muss sie nur wie ein tollwütiger Fuchs durch das Farndickicht trampeln?
    »Schau mal, was ich habe!« Haselpfote klang fröhlich und halb erstickt, als würde sie mit einem Stück Beute im Maul sprechen.
    Häherpfote verzichtete auf den Hinweis, dass er sich nichts anschauen konnte. Außerdem verriet ihm der durchdringende Geruch nach Wühlmaus bereits, was Haselpfote bei sich trug.
    »Das war meine letzte Jagdprüfung.« Die Stimme der Schülerin war nun deutlicher zu verstehen – offenbar hatte sie die Beute abgelegt. »Wenn wir gut abschneiden, werden Beerenpfote, Mauspfote und ich heute zu Kriegern ernannt.«
    »Toll.« Häherpfote bemühte sich, Begeisterung zu zeigten, aber er ärgerte sich immer noch, weil sie ihn in seinen Gedanken gestört hatte.
    »Borkenpelz ist bestimmt zufrieden mit mir«, fuhr Haselpfote fort. »Diese Wühlmaus hier ist riesig ! Sie reicht locker für Minkas zwei Junge.«
    »Minkas Junge können noch keine Wühlmaus fressen«, wandte Häherpfote ein. Konnte sie wirklich so ein Mäusehirn
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