Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers
Autoren: Carmen Korn
Vom Netzwerk:
du auch nochmal auf Bimbis gucktest.«
    »Bielfeldt geht an ihre Sachen durch«, sagte Pit.
    »Das überlässt du ihm?«
    »Er saß auf seinem Kreuzfahrtschiff und kommt kaum als Täter in Frage.«
    »Schon mal was von Auftragsmord gehört?«
    »Quatsch«, sagte der Herr Hauptkommissar, »du kannst dich auf meine Menschenkenntnisse verlassen.«
    Jan Kummer trat ans Fenster und sah den Fahnen zu.
    »Windstärke acht«, sagte er.
    Der Wind war ein kurzer Sturm geworden und hatte sich wieder gelegt. Doch es regnete in Strömen, und der Tag ging in den Abend über, ohne dass es noch einmal aufhellte.
    Philip Perak saß am Flügel. Er saß seit einer Stunde da und vermied die Berührung der Tasten. Keinen einzigen Ton hatte er gespielt, seit er zurückgekommen war.
    Die Lilien standen auf dem Bösendorfer und verbreiteten ihren morbiden Duft. Er hatte die Vase mit den Blumen der Maklerin dort abgestellt und dann den Tisch aus schwarzer Mooreiche auf die Terrasse gezerrt, als es zu regnen anfing. Möge das Holz dort draußen tun, was ihm in sechshundert Jahren im Moor nicht gelungen war. Verrotten.
    Hatte Philip Perak einen Plan? Er hatte keinen. Nur den übermächtigen Wunsch, Vera zu gewinnen und von ihr geliebt zu werden. Durfte er die Gefühle zulassen? Der Psychiater hätte Nein gesagt.
    Doch Perak hatte zwölftausend Kilometer zwischen ihn und sich gelegt und war nach Kapstadt gegangen, kaum dass er aus der forensischen Psychiatrie entlassen worden war. Er hatte nicht vor, dieser Anstalt je wieder nahe zu kommen. Sie sollten nicht länger sein Innerstes sezieren. Was wussten sie denn? Nichts.
    Den ganzen Tag hatte er das Haus nicht verlassen. Sich gar nicht erst angekleidet. Die Koffer nur halbherzig ausgepackt. Ein wenig Wäsche. Den seidenen Morgenmantel von Zegna, den er am Leibe trug. Die lederne Tasche, die in diesem Land der Kultur zugedacht wurde.
    Die große Flasche Penhaligon’s, deren Blenheim-Bouquet mit seiner Kopfnote aus Zitrus und Lavendel ihm kaum entbehrlich war.
    Katja Anley hatte nicht nur Champagner in den Kühlschrank gestellt. Auch ein paar Knabbereien. Doch Perak spürte keinen Hunger.
    Einen einzigen kühnen Augenblick lang an diesem Tag gestand er sich ein, was ihn bewegte. Er hatte Angst.
    War es ein Fehler gewesen, Kapstadt zu verlassen? Den oberflächlichen Freuden des Rudels zu entsagen?
    Am Morgen, als er in diesem amerikanischen Bett aufwachte, das ihm von der Anley als Antiquität ausgelobt worden war, da hatte er noch geglaubt, sich an diesem Tag zu trauen und vor Veras Tür zu stehen.
    Perak blickte von den Tasten des Bösendorfer auf und schüttelte den Kopf in Gedanken daran. Gab es diese kleine Alte noch, die ihr den Haushalt führte, dann würde die ihn totschlagen.
    Noch immer Regen. Die Terrasse bot keinen Schutz vor der Witterung.
    Auf dem Tisch aus Mooreiche stand das Wasser, doch das Holz würde kaum Schaden nehmen. Perak nahm sich vor, ihn dennoch wegschaffen zu lassen. Auch das Bett. Er ertrug keine redseligen Möbel mehr, die ihm von der Vergangenheit erzählten. Die schwarzen Mooreichenmöbel seiner Mutter hatten ihn lange genug gequält.
    Er wollte sie nicht umsonst zerschlagen haben.
    Perak stand auf, um zu dem Sideboard zu gehen und sich einen Cognac einzuschenken. Auch dafür hatte die Anley gesorgt. Keinen Hine, dem er den Vorzug gab. Einen Remy Martin.
    Der erste große Schluck tat gut. Philip Perak hatte sich hüten wollen vor dem Alkohol. Doch er konnte helfen, den Zauber zu erzwingen, den dieser Anfang barg.
    Wenn das Wetter sich beruhigte, dann würde er die Spaziergänge aufnehmen und erste weite Kreise um das Haus ziehen, in dem er einmal gelebt hatte.
    »Da könnt ihr nur Stiefmütterchen nehmen«, hatte Anni gesagt, »wir sind doch nicht auf Sizilien hier. Wird sicher wieder kalt werden.«
    Doch Vera und Engelenburg waren südlich gestimmt, seitdem sich das Wetter beruhigt hatte. Wenn schon keine Bougainvillea, dann doch Kaskaden von Petunien, die in ihrem tiefen Pink an Bougainvillea erinnerten, und kleine Zitrusbäume.
    Sie standen auf dem Isemarkt, dem üppigsten der Hamburger Märkte, und kauften Pflanzen, als hätten sie den Stadtpark zu begrünen und nicht die beiden Balkons, die zugegeben eher Terrassen waren.
    Engelenburg suchte noch vier Weinstöcke aus. Spätburgunder. Die wollte er um die Fenster der Engelenburg’schen Weinhandlung ranken lassen. Wenn das so weiterging mit dem Klimawandel, dann konnte er Winzer werden, ohne den Wohnort zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher