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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers
Autoren: Carmen Korn
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Kummer. »Die werden doch die Verwandten informiert haben.«
    »Nichts«, sagte Pit. »Gibt wohl auch keine Verwandten. Vater und Mutter sind vor Jahren schon gestorben. Die Gorska kam als sechzehnjähriges Au-pair nach Hamburg und ist geblieben.«
    »Diesen Krystof wird sie in Krakau kennengelernt haben.«
    »Ich habe den Polen seinen Namen gemailt.«
    Pit hatte es ohne große Erwartung getan. Der Anwärter auf den OpeI Vectra würde kaum nach Hamburg gekommen sein, um erst Bimbi mit ihrem eigenen Halsschmuck zu erdrosseln und Tage später Marta töten, die so eifrig für ihn sparte.
    »Wenn sie hier seit zwanzig Jahren lebte, wird sie einen Haufen Leute kennen«, sagte Jan Kummer. »Wo sind die alle? Das hat doch in den Zeitungen gestanden.«
    In St. Marien, der katholischen Gemeinde, die zuständig gewesen wäre für die Gorska, hatte man ihren Namen noch nie gehört. War es denkbar, dass die fromme Katholikin nicht in die Kirche gegangen war, um an Hochamt und Rosenkranzandachten teilzunehmen? Hatte sie einsam und allein vor dem Kreuz gekniet, das über ihrem Bett hing?
    Pit Gernhardt beugte sich über den Inhalt der Bulgari-Tüte, den er auf einem Tisch ausgelegt hatte. Das Sparbuch und Krystofs Briefe schienen das Spektakulärste gewesen zu sein.
    »Das Erzbistum wird doch Listen mit den Namen aller Hamburger Kirchenmitglieder haben«, sagte er, »kümmerst du dich?«
    »Tu ich«, sagte Kummer.
    Gernhardt pickte einen Zettel heraus. Eine Einladung zum Adventbasar der katholischen Grundschule, die in der Straße angesiedelt war, in der die Gorska gelebt hatte. Auch schon ein paar Tage her, der Basar. Doch den Taschenkalender aus dem Jahr 1990 schlug er an Aktualität.
    Kummer und er hatten auf Eintragungen im Kalender gehofft, die sie nur noch nach den Handschellen greifen lassen mussten.
    Doch die Seiten waren leer gewesen, bis auf die Kreuzchen, die in einem vierwöchigen Rhythmus vorkamen. Vermutlich zeigten sie den Zyklus der damals achtzehnjährigen Marta an.
    Warum sie gerade diesen Kalender aufbewahrt hatte, blieb ein Rätsel. Ein hässliches Teil aus Kunstleder. Kein Sammlerstück.
    »Hast du eigentlich Bücher bei ihr gesehen?«, fragte Kummer.
    Pit schaute auf. »Nein«, sagte er, »nicht einmal ein Gebetbuch.«
    »Weißt du, wie es mir vorkommt?«, fragte Kummer. »Als ob dieses Kruzifix und das Taufbecken Kulisse sei.«
    »Weihwassergefäß«, korrigierte Pit.
    »Groß genug für Taufen wäre es«, sagte Kummer.
    »Kulisse für wen oder was?«, fragte Pit.
    Kummer zuckte die Achseln. »Kommt mir irgendwie vor, als sei unsere Marta im Herzen gar keine gläubige Katholikin gewesen«, sagte er.
    Was hatte sie erwartet? Handküsse? Einen kleinen Jubel wenigstens. Schließlich hatte sie ihm sogar weiße Lilien auf den Tisch aus schwarzer Mooreiche gestellt. Eine junge Mooreiche. Sechshundert Jahre mochte sie in Moor oder Sumpf gelegen haben.
    Der wunderbare Kontrast von Schwarz und Weiß, mit dem sie viel gearbeitet hatte. Doch der gar nicht so unsinnliche Mund ihres Kunden verzerrte sich. Ihr wurde ein wenig bang.
    Erst als er auf der Terrasse gestanden hatte und auf die Alster geblickt, glättete sich sein Gesicht. Katja Anley gefiel dieser düstere Herr. In der Zeit ihrer Ehe hatte sie sich einen durchgeistigten Partner gewünscht, der das eine und andere Geheimnis in sich barg.
    Ihr einstiger Gatte war nichts anderes als ein großer Geldsack gewesen.
    Das Gepäck, das sie ihrem Kunden aus dem Kofferraum gehoben hatte, bestätigte den ersten Eindruck der Anley. Die Schönheit der Koffer aus cognacfarbenem Krokodilleder bescherte ihnen eine erste leichte Konversation über die Lederfabrik in Kapstadt und die Krokodile vom Nil, deren Bäuche die besten Stücke Leder hergäben.
    Nur zwei Koffer, die nun im Entree auf dem dunklen Steinboden standen. Vermutlich lieferte eine Spedition noch einige Truhen und Kästen.
    Er ließ sich die Zimmer zeigen und die Vorzüge des schwarzen Granit im Badezimmer erklären. Er lächelte fein, als sie ihn auf das ausgeklügelte Whirlsystem der Wanne hinwies und die Halogenstrahler, die von unten leuchteten. Die großen weißen Kiesel, die sie in der Granitumrandung der Wanne aufgehäuft hatte, ließ er unkommentiert.
    Zuckte er zusammen, als sie seinen Kühlschrank öffnete, um eine Flasche Louis Roederer hervorzuholen?
    Nein. Philip Perak bat nur darum, den Champagner ein anderes Mal miteinander zu leeren. Er war zu erschöpft von der langen Reise.
    Katja Anley war
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