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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers
Autoren: Carmen Korn
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Küche. Seiner Erfahrung nach wurden Plastiktüten unter Spülen aufbewahrt.
    Vier Tüten von Aldi. Eine von Lidl. Die sechste von Bulgari. Eine große edle Lacktüte. Was kaufte man bei Bulgari, um es in eine große Tüte zu tun? Eine schwere Krone mit zugehörigem Halsschmuck?
    »Die hat sie irgendwo mitgenommen«, sagte Nick, »in einem der Büros. Vielleicht trug sie die Tüte bei besonderen Anlässen.«
    »Dann läge sie nicht unter der Spüle«, sagte Pit.
    Er nahm die Bulgari-Tüte und kehrte zum Sekretär zurück. Kippte den Inhalt der dritten Schublade hinein.
    In den beiden großen Schubladen des Sekretärs lag nur Wäsche.
    Im Kleiderschrank war nichts auffällig. Auch im Bad nicht. Außer der Tüte von Bulgari und den Devotionalien schien alles billig.
    »Habt ihr die Wohnung von der anderen auch angeguckt?«, fragte Nick.
    »Kummer hat das getan«, sagte Pit. Er klang kaum überzeugt. Nicht, dass er daran zweifelte, dass Kummer seinen Job ernst nahm. Doch Kummer hatte keinen Sinn fürs Absurde.
    Dieser Sinn setzte einen oft auf eine unvermutete Spur.
    »Wollen wir los?«, fragte Nick.
    Kurz vor acht. Die Sonne ging um Viertel nach unter. Höchste Zeit für Pit, um noch im Hellen zu Dora zu kommen.
    »Ich fahre dich zu deinem Auto«, sagte er.
    »Lass mich noch ein bisschen bummeln«, sagte Nick. »Ich nehme nachher die U-Bahn.«
    »Oder du kommst mit zu mir. Dora freut sich.«
    Nick schüttelte den Kopf.
    Vorm Haus trennten sie sich. Nick drehte sich noch einmal um.
    »Falls du edle Lacktüten liebst«, sagte er, »bei Vera gibt es die im Dutzend. Alles, was du teuer kaufen kannst.«
    Pit Gernhardt seufzte tief.
    Auch er hatte einmal um Vera geworben.
    Doch dann war Hauke gekommen.
    Hauke und er waren dennoch Freunde geblieben.
    Katja Anley hatte ihr Erstaunen gut verborgen, als der Auftrag aus Kapstadt kam. Klare Vorstellungen, die der Herr kundtat. Er schien über ein großes Vermögen zu verfügen. Doch er bestand darauf, erst dann aus Afrika zu kommen, wenn die Wohnung angemietet und eingerichtet sei. Der telefonische Kontakt genügte ihm.
    »Kommen Sie auf Empfehlung?«, hatte sie gefragt.
    Der Name, den er nannte, war ihr bekannt und beeindruckte sie.
    Die Agentur der Katja Anley gab es seit sechs Jahren. Die geschiedene Frau eines der Immobilienmogule der Stadt hatte sie aufgebaut, um ihren einstigen Gatten zu ärgern.
    Das Geschäft florierte. Klein und fein.
    Katja Anley sah sich Wohnungen an, nachdem erste zehntausend Euro auf ihrem Konto eingetroffen waren. Das Stadtviertel war vorgegeben. Sechs Zimmer die untere Grenze. Was wollte ein alleinstehender Mann mit so viel Wohnraum? Hatte er vor zu heiraten?
    Das einzige Möbel, das es schon gab, war ein Flügel, der bei einem Pianohaus gelagert war. Ein Bösendorfer. Wenn das ein Konzertflügel sein sollte, brauchte der allein schon ein Zimmer.
    Doch Katja Anley schöpfte gern aus dem Vollen. Gab es doch kaum Schlimmeres als Kunden, die wissen wollten, was das kostete.
    Die Wohnung, die sie dem Herrn aus Afrika vorschlug, war an der Alster gelegen. Zwar nur vier Zimmer, doch eine große Terrasse mit Blick über den See. Dazu ein vierzehn Quadratmeter großes Badezimmer aus schwarzem Granit. Darauf würde man jeden Wassertropfen sehen. Doch Katja Anley musste ja nicht putzen bei ihrem Kunden.
    Die Küche war hochmodern, wenn auch leider nur ein Schlauch.
    Die Anley hatte gezögert, das zu berichten, doch es schien den Herrn nicht zu stören. Die Lage tat es ihm an. Dafür war er sogar bereit, auf zwei bis vier Zimmer zu verzichten.
    Auf eine Garage legte er keinen Wert.
    Wollte nur wissen, ob die Balustrade der Terrasse hoch sei.
    Die Bankauskünfte ließen keine Wünsche offen.
    Den Vertrag schickte sie per E-Mail an einen Bekannten des Kunden.
    Als sie ihn nach einer eigenen Mailadresse gefragt hatte, schien er auszuspucken vor Verachtung über diese Form der Kommunikation.
    Das war ihre Deutung des Geräusches, das durchs Telefon drang.
    Der Vertrag kam unterschrieben per Briefpost zurück. Katja Anley fand, dass Philip Perak eine steile Schrift habe.
    Ansonsten blieb ihr nichts anderes zu tun, als ihn zu empfangen, die vier Zimmer an der Alster zu präsentieren und die Schlüssel zu übergeben.
    Engelenburg verkaufte das Esszimmer für zwölf Personen an den Portier der Privatbank, deren Direktor der Holländer gewesen war.
    Der Mann hatte in der Lotterie gewonnen und wollte sich vergrößern. Engelenburg war nicht ganz wohl dabei, diesen
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