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Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Titel: Venusbrüstchen: Roman (German Edition)
Autoren: Monika Detering , Silke Porath
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ein Buchpaket aus dem Buchladen.
    So, ich muss mich noch einstimmen. Dieses Mal geht es um berufliche Vorausschau. Und da muss ich mich sehr auf meinen Klienten einstimmen.
    Tschüss, Eure Gerda
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Donnerstag, 13. September, 20:14 Uhr
    Betreff: Gäääääääähn
    Josefa, Gerda!
    Nie im Leben glaub ich Dir, dass Du vergessen hast, was der Apfelbaum-Heini wollte. Also los, Frau Kittelschürze, spuck es aus! Oder sagt Dir Deine Wahrsagekugel das nicht?
    Ich bin dermaßen erledigt, ich glaub, ich hab heute 500 Kilometer zurückgelegt. Dienstag ist doch mein Café-Tag. Von 9 Uhr morgens bis 19 Uhr am Abend darf ich alten Damen und rotzfrechen Kindern Torten, Kaffee und Eis servieren. Ist eigentlich nicht das Schlechteste in der Milchbar. Aber leider sind die meisten Gäste so alt wie die Einrichtung (also weit aus dem vorigen Jahrhundert), zweitens ist der Weg zwischen Theke und Tischen ewig lang und drittens sind am Nachmittag sowieso fast nur Schüler da, die sich stundenlang an einer Cola festhalten, wie blöd kichern und sowieso kein Trinkgeld geben.
    Dienstag ist der Tag, an dem ich meinen Ex am meisten hasse. Mittwoch und Donnerstag geht’s, da kommen viele Hausfrauen, und wir haben ein paar Vormittagsstammtische. Das heißt für mich Trinkgeld satt und wenn die Kasse stimmt, dann kann ich fast verdrängen, dass ich eine weiße Kellnerinnenschürze von anno Zwieback tragen muss. Gerda, Du würdest sie lieben, wetten? Die hat allerdings mehr Pep als Deine Kittelschürzen, da würde ich nun wieder wetten.
    Henrik hat heute nur fünf SMS geschickt. Ich habe eine beantwortet. Nämlich so: »Migräne!«
    Darauf er: »Soll ich kommen? Dich pflegen?«
    Ich: »Nein. Muss ins Bett.«
    Er: »«
    Ich: »Klappe halten!«
    Dann hab ich das Handy ausgemacht. Ja, jaaaa, ich hätte ihm meine Nummer nicht geben müssen, schon klar. Aber wie das so ist mit Urlaubslaune und so. Ich konnte ja nicht ahnen, dass der Hühnerheini das bisschen Knutschen so ernst nimmt. Okay, auf Spiekeroog sind die Singlefrauen rar gesät und wenn man den ganzen Tag nur Federvieh um sich rum hat … naja, ich hab nicht vor, mich näher mit diesem Eiermann einzulassen.
    Ein Buch von Josefa? Vielleicht kann ich das Henrik über die Birne ziehen, wenn er tatsächlich hier auftaucht. Was sagt denn Deine Kristallkugel, Gerda? Wo ist mein Märchenprinz? Siehst Du was? Polier mal Deine Kugel!
    Jetzt mach ich die Glotze an. Mal sehen, ob die Trantüte von gestern heute bei Günther Jauch weiterzockt und tatsächlich abräumt.
    Es grüßt Euch die beschürzte Kellnerin samt Kätzin Dunja!
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Freitag, 14. September, 18:17 Uhr
    Betreff: Sehnsucht nach der Insel
    Sue! Josefa!
    Heute erwischte es mich. Hier zog ein Wind auf und ich dachte an die Insel. Das war Nordseewind. Ich schloss die Augen und sehnsüchtelte mich an den Strand und erinnerte mich an unser Strand-Abendmahl. Josefa mit Sekt. (Wo hattest Du den her?) Sue mit köstlich leckeren Fischbrötchen und Salat und ich – ich hatte nichts. Hatte einfach nicht mehr an die Verabredung gedacht und war hocherfreut, als Ihr zu meinem Strandkorb kamt. Es war eher ein Zufall, dass ich noch drin saß. Der Sand war warm und wir nahmen mein Badelaken als Tischtuch, Tempos als Teller, aßen, lachten, redeten und staunten den Himmel an, als der Mond regiemäßig aufzog und wanderte, wir saßen unter den Sternen und erzählten uns Dinge, die wir anderen noch nie erzählt hatten.
    Spät gingen wir in unsere Zimmer zurück. Und Sue nölte über den weiten Weg und Josefa sagte: »Ist doch schön, so viel Heide!«, und Sue jammerte: »Aber in dem Licht sehe ich doch nix.« Was ich sagte, weiß ich nicht mehr. Man erinnert sich eher an die Worte der anderen.
    Aber seit dem Abend wusste ich – auf eine ganz besondere Weise passen wir zusammen. Gerade oder auch vielleicht, weil wir so unterschiedlich sind.
    Ich könnte jetzt ins Insel-Café. Und zum Hafen schlendern, gucken, ob die Spiekeroog I schon festgemacht hat. Dann am Hotel zur Linde vorbei, dabei an Sue denken, und weiter zu Uns too Hus, wo Josefa residierte. Vielleicht hat sie hier Bücher liegen gelassen? Ganz heimlich? Das wäre echt Josefa, finde ich.
    Ich will noch einmal und schon wieder auf die Insel,
    sagt Eure Gerda.
    Von: [email protected]
    An: [email protected] ,
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