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Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Titel: Venusbrüstchen: Roman (German Edition)
Autoren: Monika Detering , Silke Porath
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    Gesendet: Samstag, 15. September, 8:25 Uhr
    Betreff: Körbe und so, auch Strandkörbe
    Guten Morgen, die Damen!
    Gerda, bevor Du wieder Deine Kristallkugel fragen musst, wo Josefa steckt – ich habe erst das Internet und dann Henrik gefragt. Jaaaaa, ich bin tatsächlich mal ans Telefon gegangen. Augenroll.
    Ich lass sein Gesäusel jetzt mal weg und komm gleich zu dem Teil, an dem die Bombe platzt: Henrik hatte am Tag unserer Abreise auf dem Festland zu tun. Er sagte das so, damit ich hätte nachfragen müssen, was denn. Hab ich aber nicht gemacht. Jedenfalls: Nachdem wir schon übergesetzt hatten, gingen Frau Josefa und er auf die nächste Fähre. Und weil so ein Hühnerbauer ein Gutmensch ist, hat er Josefa in seinem Wagen mitgenommen. Und zwar nicht zum Bahnhof, sondern, halt Dich fest: zum Flughafen. Lufthansa-Schalter. Nach – ich fass es nicht – St. Petersburg!
    Da ist ihre Buchhandlung ganz bestimmt nicht. Haben die in Russland überhaupt Strom? Kann Josefa da ins Internet? Josefa, wo auch immer Du steckst, wenn Du das hier liest, dann melde Dich. Und verrate uns verdammt noch mal, was Du am Hintern der Welt machst?
    Wenn ich dran denke, dass ich nachher gleich wieder in die Milchbar muss, dann wäre mir St. Petersburg allerdings auch lieber. Von mir aus auch Timbuktu. Oder noch besser irgendwas Arabisches, wo ich mich unter einem Schleier verstecken kann.
    Warum?
    Weil Dunja heute das einzige Wesen auf der Welt ist, das nicht über mich lachen wird. Ich könnte heulen … aber das würde es nur noch schlimmer machen. Ich hab vor Wochen ein Pflegeset gewonnen. Irgendwas rein Biologisches, rechts drehende Milchsäuren drin, von ökologisch einwandfrei gezüchteten Cremebäumen oder so. Und weil ich so tapfer war, und tatsächlich mit Henrik telefoniert hatte, wollte ich mich gestern Abend noch belohnen. Also rauf aufs Sofa, Stern-TV geguckt, Schnurrkatze auf dem Bauch und eine Mango-Papaya-Maske ins Gesicht.
    Die riecht übrigens sehr lecker. Leider. Denn ich bin irgendwann beim Nachtjournal aufgewacht. Katze auf meinem Gesicht. Dunjas Zunge an den Augen. Ich hab mich dermaßen erschreckt! Die Katze leider auch. Ich schreie. Sie faucht. Und krallt sich fest. Jetzt sehe ich aus, als hätte ich mein Gesicht in einen Dornbusch gehalten und mehrmals heftig mit dem Kopf genickt. Also auf gut Deutsch total bescheuert. Und außerdem brennen die Kratzer wie verrückt.
    Lacht Ihr? Wehe Euch!
    Narben wird’s aber wohl keine geben. Sagt Frank. Der übrigens so nett war, nicht mal zu grinsen, als ich kurz nach Mitternacht bei ihm geklingelt hab. Ich konnte mich vor lauter Schreck nicht mal wundern, dass er sofort aufgemacht hat – in Hemd und mit Krawatte. Wahrscheinlich geht er so schlafen. Egal, er hat mir eine halbe Tube Bepanthen ins Gesicht geschmiert, ein Glas Rotwein angeboten und ansonsten kein Wort gesagt. Wo gibt’s denn noch solche Jungs?
    Jetzt muss ich ins Bad. Vielleicht kann ja eine Portion Makeup helfen, sonst rennen die Kids heute Nachmittag schreiend aus dem Café!
    Habt einen schönen Tag, wo auch immer Ihr seid.
    Liebe Grüße von
    Sue
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Gesendet: Samstag, 15. September, 14:03 Uhr
    Betreff: rechtsdrehende Milchsäuren und St. Petersburg
    Also Sue,
    Du spinnst! Und deshalb schreib ich jetzt nur Dir. Obwohl ich überhaupt keine Zeit habe. Nachher kommt ein Redakteur vom hiesigen Blatt und will mal wieder über Kristallkugeln – die ich nicht habe – und Intuition schreiben. Ich steh schon vor dem Kleiderschrank. Kittelschürze und Walleperücke oder dezent-seriös im Blazer? Aber eigentlich will ich ja meine Leser erfreuen und falle eher mit meinem Understatement-Dress auf. Blazer hat jede. Und der Mann hätte was fürs Foto. ›Skurrile Alte sagt Politikern die Zukunft voraus.‹ Näch? Das gibt neue Kundschaft. Am besten posiere ich auf meinem Uraltmoped. Ich hab noch eine Göricke aus den 60er-Jahren, ein heißes Teil. Und reparieren tu ich sie selbst. Habe ich mir beigebracht. Klar, ich hätte sie schon für richtig gutes Geld an Sammler verkaufen können. Aber will ich das? Nein.
    Sue, Du hättest ein Pflegeset mit linksdrehender Milchsäure nehmen sollen, da hättest Du drauf bestehen müssen. Aber nur zum Eincremen und Deine Katze hätte Dich nie mehr abgeschleckt. Weil doch linksdrehende schwer abbaubar ist und ganz sicher auch für Katzen. Übrigens, das fällt mir dabei ein – Du hast doch immer gejammert wegen
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