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Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Titel: Venusbrüstchen: Roman (German Edition)
Autoren: Monika Detering , Silke Porath
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mische ich mich schon wieder ein.
    Vielleicht habt Ihr Lust, mir zu antworten. Was Ihr so macht. Wie es bei Euch nach Spiekeroog weitergeht.
    Ich fände es gut.
    Viele Grüße von Gerda, die nun ihren Kittel anzieht und ihr Wahrsage-Zimmer feudelt.
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Mittwoch, 12. September, 19:58 Uhr
    Betreff: Ich hasse es …
    Hallo Gerda,
    Tach Josefa!
    Das glaub ich ja nicht – Gerda im Postkasten! Schön, Dich zu lesen. Wie lange ist der Urlaub her? Ich bin noch keine achtundvierzig Stunden wieder zu Hause und kann jetzt schon sagen: Ich hasse es. Ganz ehrlich, ich gäbe was drum, jetzt mit Henrik am Strand zu flanieren. Von mir aus auch mit dem bescheuerten Strandhafer. Und von mir aus auch mit atomarer Kernspaltung. War übrigens tatsächlich eine Frage aus einem Rätselheft. Das hatte ich komplett ausgefüllt und prompt in der Nachttischschublade vergessen. Wahrscheinlich, weil gewisse Damen mich auf Trab gehalten haben, mit Kittelschürzen und Buchhandlungen. Nein, ich nenne keine Namen.
    Doch, ich wär jetzt schon gerne noch mal auf der Insel. Aber leider war das wohl ein einmaliger Gewinn (und ja, ich gebe es zu, Ibiza oder Mallorca wären mir noch immer lieber, obwohl das olle Spiekeroog ja nun nicht gar so grauplig war, wie ich dachte, aber einem geschenkten Gaul und so, Ihr wisst schon).
    Ja, noch mal Ferien wären fein. Aber nein. Mittwoch ist Putztag. Ausgerechnet bei Madame. Erinnert Ihr Euch? Ich hatte Euch doch von Madame und Monsieur erzählt, das sind die, die niemals und niemals eine Klobürste in die Hand nehmen. Zum Dank, dass ich eine Woche nicht da war, haben sie die Keramik braun gesprenkelt. Ja, so sind sie, die Unternehmer mit dem schicken Cabrio und den Designerklamotten. Madame hat mich mit ziemlich saurer Miene empfangen, als ich heute früh kam. »Sue, die Küchenschränke müssen ausgewaschen werden, der Kellerboden muss gewischt werden, der Briefkasten von innen poliert werden.«
    Kein Bitte, wozu auch. Ich bin ja nur die Putze. Dann hat Madame noch was von »Hemden bügeln« und »Betten beziehen« gekeift, ehe sie davongerauscht ist. Sie geht ja immer, wenn ich da bin, weil sie der Staubsauger stört. Ja nun, als ich ins Bad kam, war mir klar, warum sie miese Laune hat. Madame menstruiert. Die benutzten Binden hat sie fein säuberlich neben dem Treteimer gestapelt. Nächstes Mal lasse ich sie liegen, ich schwör’s!
    Dafür war Dunja sehr lieb, als ich Samstag spät nach Hause kam. Auf eine Katze ist eben Verlass. Auf Nachbar Frank übrigens auch (das ist der, der sich um Katze, Blumen und Post kümmerte, Ihr erinnert Euch?) Blumen: astrein. Katze: super gefüttert. Post: akkurat gestapelt. Beamter eben. Das Netteste war aber die Portion Kartoffelsalat im Kühlschrank. Kochen kann er ja. Sonst eben nichts. Leider.
    Ach ja, ehe ich das vergesse: Ich habe ein Kofferset gewonnen. Ich glaube, es war ein Preisausschreiben vom Supermarkt, kann aber auch aus einer Illustrierten gewesen sein. Egal, es kommt sowieso zu spät, der Urlaub ist ja vorbei.
    Morgen geht die Tretmühle weiter, schreibt mir doch mal, dann kann ich wenigstens so tun, als würde ich mit zwei schrulligen Ladies in der Teestube sitzen!
    Ich geh jetzt auf mein Sofa, Dunja wartet schon!
    Liebe Grüße, Eure Sue
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Mittwoch, 12. September, 20:14 Uhr
    Betreff: ?
    Ja Mädels,
    ungeduldig, wie ich bin, dachte ich, Ihr habt keine Zeit. Keine Lust. Da setzt Frau sich vor den Laptop, schlürt ihn auf die Terrasse, und freut sich auf Antworten. Dachte dabei an all die tausend Versprechungen. Und schon rauschte Sues Henriksche Sehnsucht herein. Kofferset? Wenn Du so an dem Henrik hängst, heb es auf, die nächste Reise kommt, ich weiß es.
    Und Frank? Liebst Du das Akkurate oder die finanzielle Sicherheit eines Beamten? Ich meine wegen Deines Kinderwunsches? Kinder brauchen Sicherheit, da hast Du recht. Wie isser denn sonst so, der Frank? Oder doch besser Henrik? Oder etwa Monsieur? Nebenbei gefragt: Ist das Deine einzige Putzstelle? Wenn nicht, wie kommst Du da finanziell zurecht? Mach doch einen Feudel-Service auf!
    Liest Du eigentlich? Davon hast Du uns nichts gesagt. Auch nicht, als Josefa von der Buchhandlung und ihren Büchern erzählte.
    Übrigens, Josefa, wo steckst Du? Grübele nicht, ob es angebracht sei, Mails zu schreiben. Wo wir drei uns nur eine Woche kennen.
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