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Venus 01 - Piraten der Venus

Venus 01 - Piraten der Venus

Titel: Venus 01 - Piraten der Venus
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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klinkte drei Fallschirmserien aus und öffnete die Tür in der Wand des inneren Torpedos. Es gab einen fühlbaren Ruck; die Fallschirme hatten sich geöffnet und den Fall des Torpedos vorübergehend abge bremst. Diese Tatsache ließ darauf schließen, daß wir bereits eine Atmosphäre von spürbarer Dichte um uns hatten und daß ich keine Sekunde verlieren durfte.
    Mit einer einzigen Hebelbewegung löste ich sämtliche Fall schirme aus und wandte mich dem Außenschott zu. Die Verschluß bolzen wurden durch ein großes Rad in der Mitte der Tür bewegt und ließen sich sehr leicht öffnen. Ich biß in das Mundstück der Sauerstoffleitung und drehte blitzschnell das Rad.
    Die Tür flog auf, und die entweichende Luft zog mich ins Freie hinaus. Meine rechte Hand schloß sich abwartend um die Reiß leine des Fallschirms. Der Torpedo raste jetzt unter einer Glocke aus zahlreichen Schirmen fast parallel zu mir dahin. Einen Sekun denbruchteil später verschwand er in einer Wolkenbank und war nicht mehr zu sehen.
    Da nun keine Gefahr mehr bestand, daß ich mit der Rakete zu sammenstieß, riß ich an der Leine; im gleichen Augenblick verschluckten mich die dichten Wolken. Durch den Schutzanzug spür te ich die unangenehme Temperatur; die Kälte der Wolken schlug mir wie ein Schwall Eiswasser ins Gesicht. Zu meiner Erleichte rung öffnete sich schließlich der Schirm und bremste meinen Fall.
    Langsam sank ich hinab. Ich vermochte später nicht abzuschät zen, wie lange ich auf diese Weise im Nichts geschwebt und welche Strecke ich zurückgelegt hatte. Meine Gedanken während dieser endlosen Minuten waren einfach unbeschreiblich. Vielleicht machte mich der Sauerstoff ein wenig betrunken – ich weiß es nicht. Ich fühlte mich jedenfalls äußerst beschwingt und war begierig, das große Geheimnis unter mir endlich zu ergründen. Der Gedanke an meinen bevorstehenden Tod berührte mich weniger als die Vor stellung dessen, was ich vor dem Sterben noch zu Gesicht bekom men würde. Ich war im Begriff, auf der Venus zu landen – ich sollte der erste Mensch überhaupt sein, der das Angesicht des wol kenverschleierten Planeten zu sehen bekam!
    Plötzlich erreichte ich eine völlig wolkenlose Zone, die jedoch nicht breit war; tief unten stieg mir bereits eine weitere wogende graue Fläche entgegen, und ich mußte an die oft diskutierte Theorie der beiden venusianischen Wolkenhüllen denken. Die Tempe ratur begann langsam zu steigen, aber es war noch immer kalt.
    Als ich die zweite Wolkenzone erreichte, begann es plötzlich viel schneller warm zu werden. Ich verringerte die Sauerstoffzufuhr und versuchte durch die Nase zu atmen. Nach einigen tiefen Atem zügen wußte ich, daß es in der Atmosphäre ausreichend Sauerstoff gab, wodurch eine der wesentlichen Venustheorien erschüttert wurde. In mir erwachte die Hoffnung wie ein Leuchtfeuer auf ei nem nebelverhangenen Landefeld.
    Ich schwebte weiter nach unten und bemerkte bald einen hellen Schimmer unter mir. Was mochte das sein? Es konnte sich um Son nenlicht handeln; zu viele Gründe sprachen dagegen. Vor allem konnten Sonnenstrahlen nicht von unten kommen; außerdem war es Nacht auf dieser Seite des Planeten. Natürlich gingen mir sofort einige abenteuerliche Vermutungen durch den Kopf, und ich dachte zuerst, daß ich vielleicht auf eine in Flammen stehende Welt hinabstürzte. Ich gab diesen Gedanken aber sofort wieder auf, weil ich wußte, daß mich die Hitze dann schon längst vernichtet hätte. Dann fiel mir ein, daß es sich bei der Erscheinung vielleicht um Sonnenstrahlen handeln konnte, die von einem Teil der Wol kenhülle reflektiert wurden. Doch nein – wenn das der Fall ge wesen wäre, hätten auch die Wolken in meiner unmittelbaren Nähe leuchten müssen.
    Es schien nur eine Antwort auf die Frage zu geben – eine Ant wort, die für einen Erdenmenschen ganz natürlich ist, wenn er auf keine andere Lösung kommt. Als zivilisierter Abkömmling einer Welt, auf der Wissenschaft und Technik bereits große Fortschritte gemacht hatten, schrieb ich das Leuchten schließlich den Fähigkei ten intelligenter Wesen zu, die sich irgendwelche künstlichen Licht quellen erschlossen hatten.
    Ich begann mich nach der Natur dieser Wesen zu fragen; und wenn ich den Wundern, die meine Augen bald erschauen sollten, mit einer gewissen Erregung entgegensah, so mag das unter die sen Umständen eine verzeihliche Regung sein. Wer wäre an der Schwelle zu einem solchen Abenteuer nicht tief bewegt von dem
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