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Venus 01 - Piraten der Venus

Venus 01 - Piraten der Venus

Titel: Venus 01 - Piraten der Venus
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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Abstand scheint bei dieser Konstellation ein Objekt von der Größe der Ve nus natürlich besonders nahe zu sein.
    Ich dachte daran, daß die Anziehung der Venus meinen Kurs erneut ändern und mich vielleicht vor dem Sturz in die Sonne be wahren konnte; aber ich gab diese Hoffnung schnell wieder auf. Gewiß, die Bahn meines Torpedos blieb bestimmt nicht unbeein flußt, aber so leicht gab die Sonne ihre Beute nicht frei. Mit diesen Gedanken kehrte auch die Gleichgültigkeit zurück, und ich verlor das Interesse an der Venus.
    Ich nahm ein Buch zur Hand, legte mich auf das Bett und be gann zu lesen. Meine Kabine war hell erleuchtet, denn ich brauchte in meiner Situation nicht mit Strom zu sparen. Da mich das Lesen im Bett immer schnell ermüdet, schloß ich bald das Buch und fiel in einen tiefen Schlaf. Als ich nach einigen Stunden wieder erwachte, fühlte ich mich ausgesprochen wohl. Zwar raste ich mit einer Geschwindigkeit von siebenundfünfzigtausend Kilometern in der Stunde dem sicheren Tod entgegen, aber ich war dabei völ lig ruhig. Ich mußte an den herrlichen Anblick denken, den die Venus bei meiner letzten Beobachtung geboten hatte, und erhob mich, um erneut einen Blick durch die Sichtluke zu werfen.
    Das von der runden Fensteröffnung begrenzte Bild war unbeschreiblich schön. Zu doppelter Größe angewachsen, ragte die gewaltige Planetenmasse vor meinem Torpedo auf. Hinter ihr leuchtete die Sonne und ließ in den Oberschichten der Atmosphäre eine dünne, halbkreisförmige Korona erstehen.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. Seit der Entdeckung des Pla neten waren zwölf Stunden vergangen, und diese Feststellung begann mich plötzlich zu interessieren. Offensichtlich war die Ve nus nur noch halb so weit entfernt wie vor zwölf Stunden, und plötzlich erschien mir eine Kollision gar nicht mehr so unmöglich. Vielleicht stürzte ich direkt über der ungastlichen, leblosen Welt ab!
    War ich nicht ohnehin zum Tode verurteilt? Was machte es schon aus, wenn das Ende ein paar Monate früher kam als vorge sehen? Und doch vermochte ich meine Erregung nicht zu zügeln. Nicht daß ich Angst verspürte – seit dem Tode meiner Mutter hatte ich keine Angst mehr gehabt – , aber ich ahnte den Beginn eines gewaltigen Abenteuers, das zu überdenken ich nicht müde wurde.
    Welche Fügung mochte mich zur Venus verschlagen haben? Was stand mir bevor?
    Die Stunden zogen sich dahin. Langsam kam der Planet näher, und er war durch die Seitenluken bald nicht mehr zu erkennen, so daß ich meine Beobachtungen durch das Periskop fortsetzen muß te. Dabei stellte ich sehr schnell fest, daß mein Torpedo noch kaum fünfzigtausend Kilometer von der Kreisbahn des Planeten ent fernt war – weniger als eine Flugstunde. Es konnte kein Zweifel mehr bestehen: Die Venus hatte mich bereits in der Gewalt. Ein direkter Aufprall schien unvermeidlich. Trotz der widrigen Um stände konnte ich bei dem Gedanken an die ›Treffsicherheit‹, die diese Tatsache enthüllte, ein Lächeln nicht unterdrücken. Ich hatte auf den Mars gezielt und war im Begriff, die Venus zu treffen. Zweifellos stellte das den negativsten Rekord aller Zeiten dar.
    Obwohl ich vor dem Tod nicht zurückschreckte, und obwohl die besten Astronomen der Erde überzeugt waren, daß irdisches Leben auf der Venus nicht gedeihen konnte, war der Lebenswille in mir noch nicht gestorben, und ich traf einige der Vorbereitun gen, die ich auch bei meiner planmäßigen Ankunft auf dem Mars getroffen hätte.
    Ich zog einen pelzbesetzten Schutzanzug über, setzte eine Brille und einen dicken Stoffhelm auf und befestigte den Sauerstofftank vor meiner Brust, wo er die Fallschirmleinen nicht durcheinander bringen konnte. Schließlich legte ich den Fallschirm an.
    Dann warf ich einen Blick auf die Uhr. Wenn meine Berechnun gen richtig waren, mußten wir in etwa einer Viertelstunde auf treffen.
    Der Ausblick war atemberaubend. Wir stürzten auf eine durch einanderwirbelnde Masse aus schwarzen Wolken zu – auf ein Chaos, das mich an die Urdämmerung des Schöpfungstages den ken ließ. Die Schwerkraft des Planeten hielt mich gepackt. Der Fußboden war zur Wand geworden, und die ehemalige Bugseite der Kabine diente mir als Fußboden – aber natürlich hatte ich die sen Umstand bei der Konstruktion des Torpedos berücksichtigt. Wir stürzten mit der Spitze voran auf den Planeten zu.
    Von meinem Standort aus konnte ich die Kontrolle bedienen; außerdem hatte ich neben mir das Ausstiegsschott. Ich
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