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Venus 01 - Piraten der Venus

Venus 01 - Piraten der Venus

Titel: Venus 01 - Piraten der Venus
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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auf den Mars be wegen mußte, und von Zeit zu Zeit stellte ich durch das teleskopi sche Weitwinkelperiskop neue Berechnungen an. Leider waren die Ergebnisse nicht ganz so, wie ich sie mir gewünscht hätte. Schon nach zwei Stunden lag der Mars direkt vor mir – offensichtlich flachte sich meine Flugkurve nicht plangemäß ab. Ich wurde ner vös. Wo hatten wir uns geirrt? In welchem Punkt waren unsere sorgfältigen Berechnungen falsch?
    Ich warf einen Blick durch die untere Sichtluke, durch die der Mond in all seiner Schönheit leuchtete. Ich war ihm hundertundzwanzigtausend Kilometer näher, als ich es jemals gewesen war, und keine Erdatmosphäre trübte meinen Blick. Die Krater Tycho, Plato und Kopernikus waren im Relief deutlich zu sehen und ver tieften die Schatten des Mare Serenitatis und des Märe Tranquilitatis . Der Anblick machte mir große Freude; gleichzeitig wuchs jedoch meine Unruhe.
    Drei Stunden später betrug meine Entfernung zum Mond nur noch fünfundneunzigtausend Kilometer, und die Szene unter mir war schier unbeschreiblich. Leider war auch meine Angst entsprechend gewachsen. Durch mein Periskop hatte ich mit ansehen müs sen, wie mich mein Kurs durch die Kreisebene des Mars hindurch nach unten führte. Ich wußte jetzt, daß ich mein Ziel niemals erreichen konnte, und bemühte mich nicht an das Schicksal zu den ken, das mich erwartete; vielmehr versuchte ich den Fehler ausfin dig zu machen, der zu der Katastrophe geführt hatte.
    Eine Stunde lang überprüfte ich unsere Berechnungen, ohne daß ich eine Ursache für mein Unglück fand. Schließlich schaltete ich das Licht aus und blickte durch die Sichtluke, um mir den Mond noch einmal näher anzusehen. Doch er war nicht da! Ich trat an die Luke auf der anderen Seite der Kabine und hielt entsetzt den Atem an! Scheinbar direkt unter mir erstreckte sich eine gewaltige Welt, die natürlich der Mond war – der Mond, aus einer Entfer nung von nur noch siebenunddreißigtausend Kilometern gesehen, der sich mit einer Geschwindigkeit von achtundfünfzigtausend Stundenkilometern näherte!
    Ich sprang an das Periskop und machte in den nächsten Sekunden einige blitzschnelle Berechnungen. So schnell hatte wahr scheinlich noch niemand gerechnet. Ich stellte die Kursabweichung fest, die durch die Anziehungskraft des Mondes hervorgerufen wurde, berechnete meine Entfernung zum Mond und die Ge schwindigkeit meines Torpedos und kam zu dem Schluß, daß ich eine Chance hatte, den Erdtrabanten um ein Winziges zu verfeh len. Ich brauchte im Grunde nur einen direkten Aufprall zu fürchten, denn unsere Geschwindigkeit war so groß, daß uns die Mond gravitation nicht einfangen konnte, auch wenn wir nur wenige Meter am Mond vorbeistrichen. Zu verleugnen war allerdings nicht, daß sie unseren Kurs bereits beeinflußt hatte, und diese Er kenntnis brachte die Antwort auf die Frage, die mich beschäftigt hatte.
    Unwillkürlich mußte ich an die Geschichte des ersten vollkom menen Buches denken. Der Überlieferung nach war noch niemals ein Buch erschienen, in dem nicht mindestens ein Fehler enthalten war. Ein großer Verlag stellte sich nun die Aufgabe, ein absolut fehlerfreies Buch herauszubringen. Ein Dutzend Experten studierte sorgfältig die Fahnenabzüge, und die fertigen Abzüge wurden nicht minder sorgfältig begutachtet. Endlich wurde das Meisterwerk zum Druck freigegeben, doch als der Band fertig gebunden und ausgeliefert war, stellte man entsetzt fest, daß sich in den Ti tel auf dem Umschlag ein Druckfehler eingeschlichen hatte. In ähnlicher Weise hatten wir bei all unseren Berechnungen einen of fensichtlichen Faktor völlig übersehen – den Mond.
    Wenn Sie es erklären können – bitte sehr. Ich kann es jeden falls nicht. Ober die Auswirkungen des Fehlers vermochte ich mir im Augenblick keine Gedanken zu machen. Ich saß nur starr an meinem Periskop und beobachtete, wie der Mond auf mich zuraste – ein grandioser Anblick, zugegeben, aber ein Anblick, den ich gern unter anderen Begleitumständen genossen hätte.
    Plötzlich merkte ich, daß die bleiche Sphäre aus dem Blickfeld des Periskops auszuwandern begann und atmete erleichtert auf; ich hatte es doch geschafft. Durch die Sichtluke beobachtete ich die weitere Annäherung des Erdtrabanten, der zu einer bizarren Welt mit riesigen Gipfeln und gähnenden Kratern heranwuchs – eine Welt, die bald mein gesamtes Blickfeld ausfüllte, die aber – es konnte kein Zweifel bestehen – an mir vorüberraste.
    Ich
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