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Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two

Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two

Titel: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
Autoren: Sophie Renwick
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unterlegen und nutzlos. Sie bezeichnete sie mitunter sogar als Schädlinge.

    Bronwnn allerdings war klar, dass Cailleach ihre Ansichten über die Sterblichen würde ändern müssen, wenn sie sich irgendeine Unterstützung durch den König erhoffte. Die Zeiten änderten sich, Annwyn war in tiefe Dunkelheit gestürzt. Selbst der Tempel schien wie in ein Leichentuch gehüllt. Seine Schleier, die einst geleuchtet hatten wie ein Regenbogen, erschienen nun grau und düster. Die Sonne stieg nicht länger über dem Tempel auf, stattdessen blieb er eingehüllt in eine Wolke der Melancholie.
    Das Böse war allgegenwärtig. Bronwnn fühlte sie, diese einnehmende Dunkelheit, die sich in Annwyn ebenso ausbreitete wie die lästigen Weinreben, die ihre Ranken um alles schlangen, was sich ihnen in den Weg stellte. Annwyn, so fürchtete sie, würde sich der schwarzen Magie unterwerfen müssen.
    Der Sidhe-König sah zu, wie sich seine Gemahlin entfernte und im Wald verschwand, ehe er die Gestalt eines eleganten Raben annahm. Dann stieg er empor in die Lüfte, hoch und anmutig, und schwang sich in einen Luftstrom, auf dem er sich schräg legte und dann wieder abtauchte. Gefesselt sah ihm Bronwnn dabei zu, beobachtete, wie er eins wurde mit dem Tier, das er in sich barg. Der König schien sich sowohl in seiner Gestalt als Mensch wie als Tier wohlzufühlen.
    Sie erhob sich von ihrem Platz am Fenster und machte sich auf den Weg, die gewundene Treppe hinunter zu Cailleachs privatem Solarium. Man erwartete nicht von ihr, dass sie die oberste Göttin bediente, während diese mit dem König sprach, doch war sie viel zu neugierig, um sich eine solche Gelegenheit entgehen zu lassen. Sie verbarg sich hinter einer Abschirmung aus Stoff und blickte durch einen
winzigen Riss, während der König mitten im Raum stehen blieb, nicht länger in Vogelgestalt, sondern nun ein hochgewachsener, imposanter Sidhe.
    »Ich habe deinen Ruf vernommen.«
    Cailleachs Haustier, eine Eule, flog von der Rückenlehne des Throns auf und ließ sich auf einer roten Samtstange am Fenster nieder. Die klugen Augen des Vogels beobachteten den König, und Bronwnn drängte sich noch weiter nach hinten an die Wand, in der Hoffnung, sich so dem Scharfblick der Eule zu entziehen. Cailleach, so stellte sie fest, schien sich nicht erheben zu wollen, um den König zu begrüßen. Ihrer Ansicht nach waren sie sich nicht ebenbürtig. Gemeinsam regierten Cailleach und der Sidhe-König über Annwyn, doch die oberste Göttin hatte stets die größere Macht innegehabt. Sie klammerte sich unnachgiebig an die alte Ordnung, obwohl diese Ordnung es zugelassen hatte, dass die schwarzen Künste erneut das Licht der Welt erblickten.
    »Setz dich, Raven. Möchtest du etwas Wein?«
    »Ich möchte, dass wir dies schnellstmöglich hinter uns bringen.«
    Bronwnn bemerkte, wie Cailleachs Wangen vor Zorn erröteten. »Wie ich sehe, hat die Ehe nichts dazu beigetragen, dich sanftmütiger zu machen oder deine Manieren zu verbessern.«
    »Du hältst mich von meinen Nachforschungen ab. Ich verlange auf der Stelle zu wissen, was so überaus wichtig ist, dass du meine Suche nach dem schwarzen Magier störst.«
    »Dieser Seelendieb zwang mich dazu, dich kommen zu lassen.«

    Der König saß Cailleach gegenüber auf einem Stuhl und blickte sie aufmerksam an. »Hast du Neuigkeiten für mich?«
    »Eine meiner Dienerinnen hat die Gabe der Sicht.« Die Rede war also von Bronwnn. Jetzt hatte sie ihr Ohr ganz fest gegen das zarte Gewebe der Abschirmung gepresst. Sie hoffte nur, dass ihre Umrisse nicht zu sehen waren. Eigentlich sollte sie nicht lauschen, doch sie konnte auch nicht einfach wieder verschwinden, jetzt, da sie wusste, dass die oberste Göttin mit dem König über sie sprach.
    »Erinnerst du dich an das Buch, das du für mich finden solltest? Es gehört ihr, und davor war es Eigentum ihrer Mutter.«
    »Und was kümmert mich diese Dienstmagd?«
    Cailleach warf ihm einen empörten Blick zu. »Weil du die Bedeutung dieses Buches kennst, darum.«
    »Tu ich das?«
    Cailleachs Gesichtsausdruck nahm mörderische Züge an. »Spiel deine Spielchen mit deinen Höflingen, Raven, wenn du Spaß daran hast. Mich aber reizen und verärgern sie nur unnötig. Gewiss entgeht dir nicht, dass dieses Katz-und-Maus-Spiel zwischen uns unseren Bund und unsere Herrschaft schwächt.«
    Der König räusperte sich und verlagerte das Gewicht seines massigen Körpers auf dem Stuhl. Höflich nickte er. »Fahr bitte fort.«
    Cailleach
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