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Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Titel: Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)
Autoren: Georg Sander
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Kommentare und Dutzende Likes . „So macht man das heute“, stellte Nina anerkennend fest. „Obwohl sie erst seit ein paar Monaten in Waldenthal arbeitet, ist sie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Stadt schon bekannt wie ein bunter Hund. Für das angestaubte Image der Zeitung ist so jemand Gold wert.“
    „Und ganz nebenbei ist sie auch eine erstklassige Redakteurin“, ergänzte Velten, der ganz froh darum war, dass seine junge Kollegin sich um die Internetgemeinde kümmerte und ihm diese Aufgabe erspart blieb. Katja war tatsächlich mit Feuereifer bei der Sache, musste aber auch feststellen, dass insbesondere viele männliche Besucher der Netzwerke sie weniger wegen ihrer journalistischen Kompetenz als vielmehr wegen ihres zweifellos attraktiven Erscheinungsbildes schätzten. Einige von den Kerlen wurden ihr mit ihren peinlichen Kommentaren inzwischen ziemlich lästig.
    „Denke daran, dass ich am Mittwoch in eurer Redaktionskonferenz zum Thema Paywall sprechen werde“, erinnerte sie ihn. „Und lies vorher mein Paper zu dem Thema.“
    „Wenn wir noch länger über den Job reden, werde ich die Zeit, die ich mit dir verbringe, beim Kurier als Arbeitszeit abrechnen“, maulte Velten.
     
    - - -
     
    Das Verwaltungsgebäude der Leonhard & Stiebel Baugesellschaft mbH lag in einem ehemaligen Kasernengebäude auf dem Gelände der früheren US-Garnison im Norden Waldenthals. Velten ließ seinen Wagen auf dem Parkplatz ausrollen und stellte den Motor ab. Katjas Twingo war noch nirgendwo zu sehen. Er hatte Renate Knab, die Redaktionsassistentin des Kurier , gestern gebeten, einen Termin mit Hagen Leonhard, dem Inhaber von L&S Bau , zu vereinbaren. Das Unternehmen hatte seinerzeit die Ausschreibung für die Bauarbeiten an der Pfaffenwiese gewonnen und Velten wollte ihn zu dem Erdrutsch befragen. Das heißt, eigentlich würde Katja das Interview führen. Er selbst fungierte mehr als Türöffner.
    Nach kaum drei Minuten steuerte seine Kollegin ihren Kleinwagen auf den Parkplatz und brachte ihn mit einer beherzten Bremsung neben dem Golf zum Stehen. Aus den Lautsprechern drangen wummernde Bässe, die zweifellos auch in den Büros von L&S BAU zu hören waren. Bevor es peinlich werden konnte, stellte sie die Musik ab und stieg aus ihrem Wagen. Er tat es ihr gleich.
    „Guten Morgen“, begrüßte sie ihn strahlend. Katja brachte es fertig, schon zu Arbeitsbeginn erschreckend gute Laune zu haben. Velten brauchte dazu mehrere Tassen Kaffee und ein paar Stunden Zeit. Oft half auch das nicht.
    „Morgen. Alles klar für das Gespräch mit Leonhard?“
    „Sicher. Ich habe mir beim Frühstück noch einmal die alten Artikel angesehen.“ Sie zückte ihr Handy und schoss ein Foto des Gebäudes, das sie sicher später im Internet posten würde. Die Zentrale von L&S BAU sah von außen noch immer aus wie eine Kaserne. Leonhard hatte lediglich in einen neuen Anstrich und einen gläsernen Vorbau investiert. Die beiden Journalisten betraten den Empfangsbereich, der deutlich mehr Charme versprühte, als die triste Außenfassade vermuten ließ. An den Wänden hingen großformatige Hochglanzfotos ausgewählter Bauprojekte, die das Unternehmen verwirklicht hatte. Dezente Strahler setzten die Bilder ins rechte Licht. Velten erkannte auf einer der Aufnahmen eine stadtbekannte, futuristische Villa, die ein reicher Chemieunternehmer vor etwa zehn Jahren hatte errichten lassen. Das eigentümliche Bauwerk war von den Waldenthalern bald mit dem wenig schmeichelhaften aber äußerst treffenden Spitznamen Parkhaus versehen worden. Der Fabrikant hatte kurz nach dem Einzug in sein neues Domizil das Land eilig in Richtung Kanada verlassen müssen, um den Nachstellungen des Finanzamtes zu entgehen. Velten kannte das Haus recht gut, weil der neue Besitzer, ein Lottomillionär, dort ermordet worden war. Im Kurier war mehrfach darüber berichtet worden (s. „Sechs Richtige und ein Todesfall“) .
    Was den stimmigen Gesamteindruck von Leonhards Empfangsbereich nachhaltig störte, war der große Weihnachtsbaum neben dem Eingang. Velten hasste Weihnachten und alles, was damit zusammenhing.
    Sie meldeten sich bei der stark geschminkten Sekretärin an, die hinter einer repräsentativen Empfangstheke aus Stahl und Glas residierte, und wurden von ihr in einen Besprechungsraum geleitet, der ebenfalls geschmackvoll eingerichtet war. Auf dem Tisch standen Kaffee, Tee und Plätzchen. Die Mitarbeiterin bat um ein paar Minuten Geduld und ließ die
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