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Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken

Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken

Titel: Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken
Autoren: Claus Leitzmann
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mittlerweile auf gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse stützen. Nachdem seit vielen Jahren mehrere breitangelegte Vegetarierstudien vorliegen, werden in medizinischen und ernährungswissenschaftlichen Fachzeitschriften zunehmend Untersuchungen zu verschiedenen Aspekten vegetarischer Ernährungsformen veröffentlicht. Diese Studien machen deutlich, daß der Verzehr einer abwechslungsreichen und vollwertigen vegetarischen Kost zahlreiche gesundheitliche Vorteile bietet.
    Das Risiko für ernährungsbedingte Krankheiten wie koronare Herzerkrankungen, Herzinfarkt, Gicht, Übergewicht und verschiedene Krebsarten sinkt teilweise deutlich. Die Lebenserwartung von Vegetariern liegt durchschnittlich über der von Gemischtköstlern, wobei berücksichtigt werden muß, daß sich Vegetarier außer in der Ernährung auch in anderen Lebensbereichen gesundheitsbewußter verhalten, etwa hinsichtlich der Häufigkeit von körperlicher Aktivität und des Konsums von Genußmitteln (Seite 14).
    Während sich diese positiven Effekte einer vegetarischen Ernährung vor allem langfristig ergeben und vegetarische Kostformen somit eine wirkungsvolle gesundheitsprophylaktische Maßnahme darstellen, berichten viele Vegetarier darüber hinaus von einer subjektiven Verbesserung des individuellen Wohlbefindens, die sie nach ihrer Umstellung auf eine vegetarische Ernährung verzeichnen konnten. Dies betrifft nicht nur körperliche, sondern auch geistige und seelische Aspekte.
    Viele vegetarisch lebende Menschen sind der Überzeugung, daß ihnen die fleischlose Kost eine gewisse „geistige Leichtigkeit“ verschafft, die sich in erhöhter Kreativität, Konzentrationsfähigkeit und geistiger Ausdauer äußert. Durch das Meiden des Verzehrs von Nahrungsmitteln von getöteten Tieren fühlen sich Vegetarier auch seelisch „erleichtert“, wenn die vermeintliche Mitschuld am – wenn auch meist indirekten – Töten von leidensfähigen Mitgeschöpfen nicht länger ihr Gewissen belastet. Diesen Zustand faßte Franz Kafka (Schriftsteller, Deutschland, 1883–1924) beim Betrachten von Fischen in einem Aquarium in die Worte: „Nun kann ich euch in Frieden betrachten; ich esse euch nicht mehr.“
5. Ökonomische, soziale und ökologische Gründe
 
„Ein Land, das ursprünglich groß genug war,
um alle seine Bewohner ausreichend mit pflanzlicher Kost
zu ernähren, wird durch den Fleischverzehr und die
dadurch erforderlichen Weideflächen plötzlich zu klein,
weshalb wir in den Krieg ziehen müssen, um uns andere
Länder untertan zu machen.“
 
Plato (Philosoph, Griechenland, 427–347 v. Chr.)
    Während die bisher beschriebenen Beweggründe für eine vegetarische Lebensweise mehr oder weniger individueller Natur sind, machen viele Vegetarier auch gesellschaftliche Motive geltend, die für das Meiden des Verzehrs von Fleisch sprechen. Zwar ist den meisten Menschen in den westlichen Industrienationen heute bewußt, daß ihr Konsumverhalten nicht nur Auswirkungen auf die eigene Gesundheit hat, sondern auch globale Konsequenzen (Klimaveränderungen, Ressourcenverbrauch, Schädigungen der Umwelt) nach sich zieht. Dieses Bewußtsein hat inzwischen Verhaltensänderungen bewirkt, beispielsweise sparsameren Energieverbrauch oder die Bevorzugung von energieeffizienteren Technologien. Geht es jedoch um die Ernährung, ist ein Bewußtsein hinsichtlich globalerZusammenhänge bei den meisten Menschen kaum bis gar nicht ausgeprägt. Diese Zusammenhänge beinhalten ökonomische, soziale und ökologische Aspekte.
    Nahrungsmittel, die in den Industrienationen verzehrt werden, stammen noch überwiegend aus lokaler oder regionaler Erzeugung, kommen aber zunehmend aus der ganzen Welt, mit teilweise langen Transportwegen. Die Erzeugung von Nahrungsmitteln erfordert Wasser und Energie zur Gewinnung und Herstellung von Betriebsstoffen wie Diesel, Benzin und Dünger sowie zur Wärmeversorgung – beispielsweise von Gewächshäusern.
    In vielen sogenannten Entwicklungsländern werden als Erbe der Kolonialzeit
cash crops
erzeugt. Oft werden diese Exportgüter in ökologisch bedenklichen Monokulturen produziert.
    Während die heute übliche Erzeugung sowie der anschließende Transport von pflanzlichen Lebensmitteln bereits gewaltige Mengen an Rohstoffen verbrauchen, stellt sich
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