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Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken

Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken

Titel: Vegetarismus - Grundlagen, Vorteile, Risiken
Autoren: Claus Leitzmann
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ist es nicht legitim, Fleischesser als blutdürstend und mordlustig abzutun und Vegetarier als friedliebend und wesensgut zu betrachten. Kaum ein Mensch kann existieren, ohne anderen Lebewesen zu schaden. Auch Vegetarier – mitAusnahme von konsequenten Früchteessern – müssen beispielsweise Pflanzen töten, um selbst überleben zu können. Keine vom Menschen geschaffene Philosophie ist frei von Widersprüchen. Obwohl der Vegetarismus eine Reihe von aktuellen Schwierigkeiten lösen kann, wäre es sicher utopisch anzunehmen, daß dadurch alle Probleme dieser Welt zu beseitigen wären.
    Trotzdem muß die grundsätzliche Frage erlaubt sein, ob denn überhaupt eine Notwendigkeit dafür besteht, Fleisch zu essen. Dies kann zumindest aus ernährungsphysiologischer Sicht verneint werden (Seite 58). Wenn dem so ist, bleibt jedem wiederum nur die individuelle ethisch-moralische Bewertung seines (Ernährungs-)Verhaltens. Der Tierrechtler Helmut F. Kaplan (Philosoph, Österreich, *1952) geht sogar so weit, daß er in der Frage des Fleischessens überhaupt kein ethisches Problem erkennen kann, da das Interessenübergewicht dermaßen auf einer Seite liege: „Einerseits ein kurzer Gaumenkitzel für den Menschen, andererseits lebenslanges, schwerstes Leiden für die Tiere.“
3. Religion und Glauben
 
„Wer Kühe tötet und verzehrt,
wird so viele Jahre in der Hölle schmachten,
wie die geschlachtete Kuh Haare hat.“
 
(Mahabharata, Nationalepos der Inder)
    In den Schriften und Lehren der verschiedenen Weltreligionen und Glaubensgemeinschaften finden sich Gedanken und Leitsätze, die das Verhältnis des Menschen zu seinen Mitgeschöpfen, und hier insbesondere zu den Tieren, thematisieren. Nahezu bei allen Völkern und Menschen ist die Beschäftigung mit einer übergeordneten Macht oder Wesenheit, dem „Göttlichen“, vorhanden. Die gläubige Verehrung dieser Macht ist ein Ausdruck der Beschäftigung des Menschen mit dem Transzendentalen, dem Sein jenseits der irdischen Existenz. All diese Glaubenssysteme stellen sich hinsichtlich ihrer Formund ihrer inhaltlichen Ausgestaltung in sehr mannigfaltiger Weise dar. So gibt es Volks- und Stifterreligionen, natürliche und offenbarte Religionen, Mono- und Polytheismus, Stammes- und Weltreligionen sowie weitere Klassifikationen und Ausprägungen.
    Dennoch lassen sich unabhängig von Herkunft und Entstehung der verschiedenen Religionen viele Gemeinsamkeiten feststellen, was Verhaltensempfehlungen hinsichtlich des menschlichen Daseins auf Erden betrifft. Zu diesen zählen in erster Linie:
Streben nach ethischen und moralischen Grundsätzen,
Gewaltlosigkeit,
Nächstenliebe und Barmherzigkeit.
    Dieses Streben kann in dem zentralen Leitsatz
„Behandle andere so, wie Du von ihnen behandelt werden willst“
zusammengefaßt werden, der in allen Religionssystemen in irgendeiner Form zu finden ist. Wird dieses Streben auch auf nicht-menschliche Wesen ausgedehnt, ergibt sich daraus die Anleitung zu einer vegetarischen Lebensweise. Hier ist allerdings zu unterscheiden, ob es sich um religiös geforderten Vegetarismus oder lediglich um vegetarisches Gedankengut in der jeweiligen Religion handelt.
    In den verschiedenen Religionssystemen läßt sich eine deutliche Tendenz erkennen: Je älter die Religion bzw. die etwaigen ihr zugrundeliegenden Schriften und Lehren sind, um so eher finden sich Hinweise auf die Achtung aller Lebewesen. So wird beispielsweise im
Hinduismus,
einer der ältesten Religionen, der Vegetarismus sehr konsequent vertreten. Das Prinzip der
Ahimsa
– das Nicht-Töten und Nicht-Verletzen – und damit eine generelle Gewaltlosigkeit gegenüber allen Geschöpfen, wurde in den
Veden,
den ältesten heiligen Schriften Indiens, eingearbeitet und im Sinne des Vegetarismus gedeutet.
    Bekannt wurde diese Leitregel vor allem durch das Leben und Wirken von Mohandas Karamtschand Gandhi, genannt Mahatma (Rechtsanwalt, Indien, 1869–1948), der lebenslang Vegetarier war.
    Anders stellt sich die Situation im
Islam,
der jüngsten der großen Weltreligionen, dar. In vielen islamisch geprägten Ländern werden Tiere heute sehr rücksichtslos behandelt. Dennoch beinhaltet auch die islamische Lehre Hinweise auf die Achtung aller Lebewesen. So heißt es im Koran: „Kein Geschöpf bewegt sich auf Erden, das Er nicht an der Stirnlocke
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