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Vaters böser Schatten

Vaters böser Schatten

Titel: Vaters böser Schatten
Autoren: J. Dankert
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du behandelst mich wie eine Belästigung, nimmst mir alles, was ich habe. Gott, ICH HASSE DICH!“
    Jon rappelte sich vom Boden auf, wischte sich das Blut von der Nase und starrte sein Kind hasserfüllt an. „Verschwinde!“
    „Jon - Ryan, bitte!“ Eileen war am Ende ihrer Kräfte. Haltlos weinte sie.
    Ryan riss sich von Lance los, stürmte ins Haus, wo er sich in seinem Zimmer einschloss und in Tränen ausbrach. Immer wieder schrie er laut, trat gegen die Wände und die Türen, dann sank er erschöpft auf sein Bett.
    Auf dem Hof war es still geworden. So wie es aussah, war sein Vater davongefahren, seine Mutter im Haus und die Jungs wieder bei der Arbeit. Zornig riss er die Tür auf und stürmte die Treppe hinunter.
    Eileen drehte sich um und versuchte, ihren Sohn aufzuhalten, doch er wand sich aus ihrem Griff und schlug lautstark die Tür hinter sich zu.
    Er war nicht nur auf seinen Vater unglaublich zornig. Auch seine Mutter trieb ihn zur Weißglut. Sie war so blind. Würde sie ihren Mann verlassen, hätten beide weniger Probleme. Er selbst hatte keine Wahl. Er musste es hinnehmen, denn er war minderjährig, doch seine Mutter hatte sehr wohl die Wahl. Ryan kletterte über den Zaun und betrat den Pferdestall, wo er vor Ashleys Box stehen blieb. Vorsichtig öffnete er die Tür und trat ein.
    Noch immer war der Boden mit Heu bedeckt; noch immer lag ihr Geruch in der Luft. Er rutschte an der Wand hinunter, schlang die Arme um die Knie und weinte. Er verlor jegliches Zeitgefühl, bemerkte nicht, wie es langsam dunkler wurde. Er rührte sich nicht. Sekunden oder Minuten, vielleicht auch Stunden - er wusste es nicht und eigentlich war es ihm auch egal. Als die Schmerzen in seinem Rücken aufgrund seiner unveränderten Position unerträglich wurden, hob er den Kopf, wischte sich das Gesicht ab und stand langsam auf.
    Auf dem Hof war es beinahe dunkel; nur die Lichter vom Haus erhellten ihn ein wenig. Ryan verspürte nicht im Geringsten den Drang, ins Haus zu gehen. Gerade, als er überlegte, die Leiter zu benutzen, drangen laute Stimmen zu ihm heraus.
    „Ich habe dir gesagt, dass er es nicht einfach hinnehmen wird, und nun sieh dich an! Du hast ihm eines der wichtigsten Dinge in seinem Leben genommen!“, rief seine Mutter.
    Ryan blieb stehen.
    „Ach, hör doch auf! Das ist ein blödes Tier, mehr nicht! Es wird Zeit, dass der Junge aufhört, Dingen hinterher zu rennen, die es nicht wert sind!“
    „Das ist ein Pferd und kein Ding! Auch Tiere haben Gefühle!“
    „Das ist der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe! Du redest schon genauso wie dein Sohn!“
    „Er ist auch dein Sohn!“, fauchte Eileen.
    „Das möchte ich wirklich bezweifeln. Wäre er mein Sohn, würde er sich ganz anders benehmen! Wer weiß, von wem du dir den Braten hast andrehen lassen!“
    Ryan zuckte zusammen und erstarrte. Dass sein Vater ihn nicht mochte, wusste er, doch das war hart.
    „Ich wünschte, es wäre so, dann müsste ich mich nicht jeden Abend dafür entschuldigen, dass du sein Vater bist!“
    Einen Moment hörte Ryan nichts, dann schepperte es.
    Sofort stürmte er los und riss die Küchentür auf. Was er sah, nahm ihm beinahe die Luft. Sein Vater stand mit erhobener Hand vor seiner Mutter, die auf dem Boden saß. Dunkles Blut sickerte ihr aus dem Mund.
    Wortlos - völlig erstarrt - blickte er seiner Mutter in die Augen, doch sein Vater holte ihn ins Geschehen zurück.
    „Ich sagte, du sollst verschwinden!“
    Ryan starrte ihn an und griff mit einer blitzschnellen Bewegung das kleine Messer, welches auf dem Küchentisch lag. Er drückte seinen Vater mit zitternden Händen an die Wand und hielt ihm das Messer an die Kehle. „Wenn hier einer verschwindet, dann bist du es!“, sagte er leise, doch offensichtlich hatten alle den drohenden Unterton vernommen, denn sein Vater fing an zu zittern, und seine Mutter sprang auf.
    „Ryan, bitte nicht!“, hauchte sie - zu geschockt war sie, um deutlich zu sprechen.
    „Mum, geh zum Auto!“
    „Was? Nein, ich …“
    „Geh zum Auto, verdammt!“, schrie er.
    Eileen zuckte zusammen, wandte sich aber um und verließ die Küche.
    „Nimm das Messer runter, Junge!“
    „Jetzt hörst du mir gut zu. Wenn wir wiederkommen, bist du verschwunden, und wenn du diesen Hof noch einmal betrittst, werde ich gründlicher sein!“ Ryan richtete die Klinge nun auf Jons Bauch. „Hast du mich verstanden?“
    Jon schluckte, reagierte aber sonst nicht, außer, dass er eine ruckartige Bewegung machte -
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