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Vaterland

Vaterland

Titel: Vaterland
Autoren: Robert Harris
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du bist ein so schlechter, sie tun mir fast leid, daß sie dich in ihrer Man n schaft haben müssen.«
    Jäger starrte geradeaus. »Die haben dich mit Drogen vollgepumpt, Xavi. Die haben dir weh getan. Du bist ve r wirrt, glaub mir.« »Wenn sie sich irgendeinen anderen Fa h rer ausgesucht hätten und nicht dich, dann wäre ich ve r mutlich drauf reingefallen. Aber dich ... sag mir, Max: Warum ist die Straße hinter uns so leer? Ich nehme an, wenn man einem glänzenden neuen Wagen folgt, der vol l gepackt ist mit Elektronik und ein Signal sendet, braucht man ihm nicht näher als einen Kilometer zu kommen. B e sonders dann nicht, wenn man einen Hubschrauber einse t zen kann.« »Ich setze mein Leben aufs Spiel«, jammerte Jäger, »und das ist mein Lohn..
    März hielt die Luger von Krebs in der Hand - in der Linken, sie war unbequem zu halten. Dennoch gelang es ihm überzeugend, den Lauf in die dicken Falten von Jägers Nacken zu bohren. »Krebs hat mir seine Pistole gegeben. Um diesen wesentlichen Hauch von Wahrhaftigkeit hinz u zufügen. Ich bin sicher, nicht geladen. Aber willst du's drauf ankommen lassen? Ich glaube nicht. Halt die linke Hand am Steuerrad, Max, und die Augen auf der Straße, und mit der Rechten gib mir deine Luger. Ganz langsam.« »Du bist verrückt geworden.«
    März verstärkte den Druck. Der Lauf glitschte an der schweißigen Haut hoch und kam genau hinter Jägers Ohr zur Ruhe. »Schon gut, schon gut . .«. Jäger gab ihm die Pistole.
    »Ausgezeichnet. Paß auf, ich werde jetzt hier sitzen und damit auf deinen fetten Bauch zielen, und wenn du irgen d was versuchst, Max - irgendwas -, dann werde ich eine Kugel reinjagen. Dir ist klar, daß ich nichts mehr zu verli e ren habe.« »Xavi . . .«
    »Halt den Mund. Bleib auf dieser Straße, bis wir den äußeren Autobahnring erreicht haben.«
    Er hoffte, Jäger könne nicht sehen, wie seine Hand zi t terte. Er ließ die Waffe in seinem Schoß ruhen. Es stand gut, redete er sich ein. Wirklich gut. Es bewies, daß sie sie noch nicht hatten. Und noch nicht entdeckt hatten, wo sie war. Denn sonst hätten sie nicht mehr zu diesem Mittel gegriffen.

    Fünfundzwanzig Kilometer südlich der Stadt schwangen sich die Lichter der Autobahn wie ein Halsband durch die Nacht. Große Flächen Gelb wuchsen aus dem Boden hoch und trugen in Schwarz die Namen der Reichsstädte: im Uhrzeigersinn von Stettin über Danzig, Königsberg, Minsk, Posen, Krakau, Kiew, Rostow und Odessa nach Wien; dann hinauf über München und Nürnberg, Stuttgart, Stra ß burg, Frankfurt und Hannover nach Hamburg. Auf März' Anweisung hin fuhren sie gegen den Uhrzeiger.

    Zwanzig Kilometer später bogen sie am Friedersdorfer Kreuz nach rechts ab. Ein anderes Schild: Liegnitz, Bre s lau, Kattowitz... Die Sterne schlugen einen Bogen. Kleine Flecken leuchtender Wolken schimmerten über den Bä u men.

    Der Mercedes flog über den Zubringer und schoß auf die mondbeschienene Autobahn zu. Die Straße schimmerte wie ein weiter Fluß. Er stellte sich vor, wie hinter ihnen ein Drachenschweif aus Lichtern und Waffen zur Verfolgung herumschwang. Er war der Kopf. Er zog sie alle hinter sich her - von ihr weg über die leere Autobahn gen Osten.

ZWEI
    Schmerzen und Erschöpfung hetzten ihn. Um wach zu bleiben, redete er.
    »Ich nehme an«, sagte er, »wir haben Krause hierfür zu danken.«
    Seit fast einer Stunde hatte keiner von ihnen gesprochen. Die einzigen Geräusche waren das Brummen des Motors und das Hämmer n der Reifen auf der Betonstraße. Jäger fuhr von März' Stimme zusammen. »Krause?«
    »Krause hat die Dienstpläne durcheinandergebracht und mich an deiner Stelle nach Schwanenwerder geschickt.«
    »Krause!« grollte Jäger. Sein Gesicht sah aus wie das eines Bühnendämons, vom Schimmer des Armaturenbretts grün angemalt.
    Alle Schwierigkeiten in seinem Leben gingen auf Kra u se zurück!
    »Die Gestapo hatte es so gedreht, daß du am Monta g abend Dienst hattest, oder nicht? Was haben sie dir gesagt? >Man wird ein e Leiche in der Havel finden, Sturmban n führer. Keine E i le, sie zu identifizieren. Verlegen Sie die Akte für ein paar Tage ...<«
    Jäger murmelte: »So ungefähr.«
    »Und dann hast du verschlafen, und als du am Dienstag am Markt ankamst, hatte ich den Fall übernommen. Armer Max. Konntes t morgens nie aufstehn. Die Gestapo muß dich in ihr Herz geschlossen haben. Mit wem hast du's zu tun gehabt?«
    »Mit Globocznik.«
    »Mit Globus persönlich!« März pfiff. »Ich wette,
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