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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
Autoren: Franziska von Sassen
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sprang auf. Nun aber Beeilung. Brutus konnte jeden Moment aufwachen. Behutsam befreite er die Pfote aus der Falle und bandagierte sie mit seinem Taschentuch. Etwas anderes hatte er nicht dabei. Nun kam das Allerkniffligste und Gefährlichste – der Schal musste von Brutus Schnauze entfernt werden. Im Stillen flüsterte er „liebe Brüder steht mir bei!“
    In der Mondstube und auf der Milchstrasse konnte man eine Nadel fallen hören. So still war es. Sie wagten noch nicht einmal zu atmen. Wagemutig ging Goldor vor Brutus in die Hocke, streckte die Hand aus und riss mit einem Ruck den Schal ab. „Das hätten wir geschafft“ nuschelte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Am Himmel brandete Jubel auf, aber die Gefahr war ja noch nicht gebannt. Sicherheitshalber wich Goldor ein paar Schritte zurück. Keinen Moment zu früh. Brutus öffnete die Augen und schaute sich verwirrt um. Fassungslos starrte er auf seine verbundene Pfote. Wütend setzte er zum Sprung an, um nach Goldor zu schnappen, der ihn so verstümmelt hatte.
    In der Mondstube kreischten die Mondkinder und Vater Mond entgeistert auf. Robin zappelte so aufgeregt hin und her, dass er fast aus dem Fenster gefallen wäre. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Goldor hatte Brutus aus der Falle befreit und zum Dank wollte der ihn beißen? „Tu was“ quiekte Robin.
    „Halt, bleib wo du bist“ donnerte der Mond mit gewaltiger Stimme vom Himmel herab, dass die Erde erzitterte. „Wage es ja nicht, den Zwerg anzugreifen!“ Mitten im Sprung hielt Brutus inne. Diese Stimme hatte er heute bereits einmal gehört. Und sie hatte ihm kein Glück gebracht. Es war wohl besser, den Schwanz einzuziehen und abzuhauen. Immer noch zähnefletschend stand Brutus vor Goldor. Feindselig starrte er ihn an.
    Sekunden wurden zu einer Ewigkeit. Endlich begriff Brutus, dass Goldor ihm das Leben gerettet hatte. Mit einem Sprung verließ er die Grube, machte sich humpelnd sang- und klanglos, ohne Danke zu sagen, auf den Weg zu seiner Höhle. „Ist der aber undankbar“ flüsterte Robin und zog sich zurück auf seinen Lieblingsplatz.
    „Hallo Mond“, rief Goldor hoch zum Himmelszelt, „du hast mir sehr geholfen, ich danke dir. Kannst du noch ein bisschen bleiben und mir auf dem Heimweg Gesellschaft leisten?“ „Nein geht nicht, ach du liebe Zeit, das wird eine Landung.“ Goldor hörte nur noch ein Krachen und Gepolter, und der Mond war mit all seinen Sternenkindern verschwunden.
    Goldor versuchte aus der Grube zu kommen. Immer wieder rutschte er an den glatten Kanten ab. Endlich ertastete er ein Grasbüschel, an dem er sich hochziehen konnte. Dann war es geschafft. Vor Erleichterung entfuhr ihm ein tiefer Seufzer. So gut es ging befreite er sich von Schnee und Schmutz, und machte sich auf die Suche nach dem Weg, den er für Brutus Rettung verlassen hatte.
    Mittlerweile hatte sich der eisige Nordwind zu einem bedrohlichen Sturm gesteigert. Ächzend bogen sich die Bäume und Äste unter der schweren Schneelast. Die grauen Wolken hingen so tief, dass er kaum etwas erkennen konnte. Schaudernd und zähneklappernd machte er sich auf den Heimweg.

Die Landung im Sturzflug  
    Die Mondkinder hockten hinter Vater Monds Ohrensessel, noch ganz aufgeregt von der Rettungsaktion. Sie wisperten: „Vater Mond, wir haben uns verspätet. Wir müssen schneller fliegen.“ Sie hatten die letzten Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da kreischten sie: „Die Landebahn – bremsen, bremsen.“ Reflexartig trat Vater Mond auf die Bremse und brüllte „hinsetzen und festschnallen, wir landen im Sturzflug.“ Pfeilgeschwind rasten sie geradewegs auf die Burg von Frau Sonne zu. Im letzten Moment riss Vater Mond das Steuer herum und verhinderte damit Schlimmeres. Er setzte mit Getöse so hart auf der Piste auf, dass die Kugel noch einige Male auf und ab hopste. Die Kinder hatten keine Zeit mehr sich festzuhalten. Sie flogen kreuz und quer durch die Mondkapsel, bis auf Robin. Der hatte die Bruchlandung kommen sehen und sich im Bart von Vater Mond festgekrallt. Endlich blieb die Mondkugel quer zur Landebahn stehen. Gott sei Dank hatte sich niemand ernsthaft verletzt. Hier und da ein paar blaue Flecken, das war alles. Vater Mond wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Oh Mann, das war knapp.“ Vor Schreck standen ihm die Haare zu Berge. Seine Hände zitterten. „Mustergültig war die Landung ja nicht“ seufzte er sorgenvoll. Beim Landeanflug war die Mondkapsel gefährlich von einer Seite
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