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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
Autoren: Franziska von Sassen
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er in die Diele. Er hatte vor, ungesehen im Schlafzimmer zu verschwinden und sich erst umziehen, bevor er das Frühstückszimmer betrat. So wie er aussah, durchnässt und verdreckt, konnte er sich nicht sehen lassen. Die nassen Haare fielen ihm ins Gesicht, der Mantel war vom Schnee durchweicht und seine wassergetränkten Schuhe hinterließen Schmutzspuren auf dem Boden. Außerdem quietschten sie bei jedem Schritt, den er tat.
    Aus dem Frühstückszimmer wehte ihm ein frischer Duft von aufgebrühtem Kaffee und warmen Brötchen entgegen. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Er schluckte. Er war hungrig wie ein Wolf. „Nein, erst umziehen und dann ausgiebig frühstücken.“ Daraus wurde allerdings nichts. Er hatte die Schlafzimmertür noch nicht erreicht, als ungestüm die Tür des Frühstückszimmers aufgerissen wurde. Heraus tobten seine Brüder, Musikus, Trubador, Listig, Mutig und Winzig. Sie hatten ihn gehört. Ungläubig musterten sie ihn von Kopf bis Fuß und wunderten sich über seinen Aufzug. Dann ging die Fragerei los. „Was wollte König Laurin von dir, was hast du unterwegs erlebt, wieso bist du so nass und wo sind deine Handschuhe, an der Hand blutest du auch, sag endlich was passiert ist, nun rede schon?“ „Lasst mich erst einmal die Kleider wechseln und eine Tasse Kaffee trinken“, murmelte Goldor genervt, „dann erklär ich euch alles. Ich verspreche es.“ Damit mussten sie sich erst einmal zufrieden geben. Murrend gingen sie ins Kaminzimmer.
    Nach einem ausgiebigen Frühstück, das seinen Brüdern viel zu lange dauerte, begab sich Goldor in das große Kaminzimmer, schob den dicksten Sessel vor das Feuer und ließ sich hinein plumpsen. „Aah“ murmelte er, „das tut gut. Es ist schön, wieder zu Hause zu sein.“ Seine Brüder hatten sich bereits um den Kamin versammelt und warteten ungeduldig auf den Reisebericht.
    „Also“ begann Goldor „König Laurin hat uns einen sehr wichtigen Auftrag erteilt. „Wieso, weshalb und warum?“ fielen seine Brüder ihm ins Wort. „Wir haben genügend Vorräte in unserer Schatzkammer!“ „Lasst mich ausreden und stört nicht dauernd“ versetzte Goldor etwas gereizt, er war schließlich hundemüde. Er fuhr fort: „Im Sommer findet hier bei uns ein großes Musikfest statt. Ihr erinnert euch doch sicher noch an die Wohnungssuche von Königin Adina und ihren Elfen, wobei wir geholfen haben. Als Dank dafür versprach sie uns damals ein großes Fest. Nun ist es soweit. König Laurins Späher haben berichtet, dass Adina seit einigen Wochen Vorbereitungen trifft und außerdem damit beschäftigt sein soll, ein neues Musikstück zu komponieren. Es soll ein rauschendes, noch nie dagewesenes Fest werden. Albion und Andolf werden erwartet. Sogar Orkus ist eingeladen worden.
    Und um sich nun für die gute Nachbarschaft erkenntlich zu zeigen, möchte unser König Gastgeschenke verteilen. Er weiß, dass die Zeit bis zum Beginn des Festes knapp ist, bittet uns jedoch, alles Mögliche zu tun, damit er als großzügiger Herrscher auftreten kann. Nun wisst ihr, wie die Dinge stehen.“
    Stille herrschte im Kaminzimmer. „Hat es euch die Sprache verschlagen?“ erkundigte sich Goldor. „Ach du liebes bisschen!“ murmelte Trubador, der Stellvertreter Goldors, „etwas Besseres ist unserem König wohl nicht eingefallen?“ „Wundervoll“ grinste Winzig, und strich sich über sein Bäuchlein. „Dann hab ich ab jetzt Ferien. Ich brauch eine lange Zeit nicht zu kochen. Denn nun heißt es für euch: „Tag und Nacht in der Mine schuften!“ Kaum hatte er die Worte ausgestoßen, setzte tumultartiges Handgemenge ein. Musikus, Listig und Mutig stürzten sich auf Winzig, und vertrimmten ihn nach Strich und Faden. Das war doch wohl die Höhe. Und um alles noch ein klein wenig schlimmer zu machen, tanzte Arik kläffend um die Kämpfenden herum und zwickte hier und da in einen kleinen Zwergenpopo. Trubador und Goldor schauten dem Ganzen vergnüglich zu. Nachdem die Keilerei immer ärger wurde, und kein Ende in Sicht war, brüllte Trubador über den Lärm hinweg „habt ihr euch nun genug ausgetobt?“ Das Menschenknäuel entwirrte sich. Hände und Beine wurden sortiert. Sogar ein paar blaue Augen hatte es gegeben. Verlegen zupften sie ihre zerknitterten Wämslein zurecht, strichen über ihre verstrubbelten Bärte und schauten recht verschämt drein.
    „Nun, nachdem ihr wieder wie zivilisierte Zwerge ausseht“ fuhr Goldor fort, „schlage ich vor, dass ihr euch mit dem
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