Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
Autoren: Franziska von Sassen
Vom Netzwerk:
rüber. Brutus Augen funkelten mörderisch. Sie konnten sich keine Kämpfe untereinander leisten. Ihr Zustand war jämmerlich. Seit Tagen hatten sie nichts mehr gefressen. Die Jagd musste weitergehen. Jeder Wolf nahm seine Rangordnung ein – und weiter ging’s.

Zauberland Vedanien  
    Wenig später erreichten Vater Mond und seine Kinder die Grenzen des Zauberlandes Vedanien. Schmunzelnd erinnerte er sich an die Vorkommnisse, die sich vor einigen Jahrhunderten dort zugetragen hatten. Die Grenzen des Riesenreiches sollten neu befestigt werden, weshalb die Könige sich zur mitternächtlichen Stunde auf der Lichtung trafen. Noch so eine Geschichte, die er später seinen Kindern erzählen würde. Sinnend stützte er den Kopf in die Hand und ließ die Bilder an sich vorüber ziehen.
    Es war zur Mittsommerzeit. Das ist der längste Tag und die kürzeste Nacht im Jahr. In den Kronen der uralten Bäume rauschte der Wind. Komfortable Reisekutschen, gezogen von Schmetterlingen und Grillen, waren um Mitternacht auf der Elfenwiese eingetroffen. Zuerst erschien Zwergenkönig Laurin, dann Andolf, der König der Zauberelfen und zum Schluss kam Albion, der oberste König aller Elfen. König Orkus war nicht eingeladen worden. Mit diesem rauen Gesellen wollten sie nicht gern zusammen sitzen. In seiner Gegenwart fühlten sie sich unbehaglich.
    Diener rollten eilig rote Teppiche aus, damit sich die Herrschaften im taunassen Gras nicht die Schuhe beschmutzten. Einer nach dem anderen stolzierten sie in ihren glanzvollsten Roben zum hell auflodernden Feuer in der Mitte der Waldlichtung. Albion setzte sich ans Kopfende des Tisches, während rechts von ihm Laurin und links von ihm Andolf Platz nahmen. Die Tische waren bereits festlich gedeckt, Köche bereiteten auf einer kleinen Feuerstelle köstliche Leckereien zu, während Elfen mit Tanz und Musik die königlichen Gäste unterhielten. Es wurde vorzüglich getafelt und getrunken. Abrupt hatte sich plötzlich König Albion, der Älteste unter ihnen, aufgerichtet und das Wort ergriffen: „Lasst uns endlich zu dem Punkt gelangen, weshalb wir heute hier sind.“
    Er hatte noch den Klang seiner Worte im Ohr: „Ich, König Albion, beanspruche den Palast im Süden für mich und meine Untertanen, wie es seit Jahrhunderten festgelegt ist“, sprach’s und setzte sich wieder hin. König Andolf und König Laurin hatten sich verdutzt angeschaut, wollten sie doch die Landesgrenzen ihrer Reiche weiter ausdehnen. Zumal sie der Meinung waren, Orkus hätte zuviel Land. In Gedanken daran grinste Vater Mond. Das war ein guter Schachzug von Albion, denn im Süden blühten das ganze Jahr über Zitronen- und Orangenbäume, und das Klima war ausgesprochen mild. Dann ging das Feilschen um die Grenzen zwischen dem Westen, dem Osten und dem Norden los. Es war erheiternd gewesen, zu sehen, wie Andolf und Laurin um einige Bäume und Wiesen rangen. Schließlich einigten sie sich auf die alten Grenzlinien. Eigentlich war es ja vor ihrem Treffen längst entschieden; denn Zwergenkönig Laurin hatte im Westen mit seinen Zwergen seit ewigen Zeiten einen gigantischen Hügel mit zahlreichen unterirdischen Gängen und glanzvollen Einrichtungen mitten im Wald belegt, und Andolf bewohnte mit seinem Hofstaat den gläsernen Turm im Osten des Landes. Und so blieb es auch. Mit dem Land von Orkus wollten sie nichts zu tun haben. Sie fürchteten seinen unberechenbaren Zorn. Zur Versöhnung hatten sie sich nach Abschluss der Verhandlungen die Hände geschüttelt, und das Abkommen mit einem kräftigen Schluck Wein besiegelt.
    Alles, schmunzelte Vater Mond, verlief friedlich, bis…, ja, bis Magier Orkus auf der Bildfläche erschien. Mit einem Streitwagen, von tief schwarzen Raben gezogen und in Begleitung seiner ruppigen Wölfe, war er heran gerauscht. In Kriegsbemalung und mit Federschmuck behangen, war er auf die Lichtung gestampft. Seine Haare standen wirr vom Kopf ab und sein Gesicht war rot vor Wut. Er stieß einen wütenden Schrei aus und marschierte direkt auf die drei anderen zu. Bevor irgendjemand etwas erklären konnte, streckte er warnend seine Faust in die Luft und verkündete mit drohender Stimme: „Ich belege jeden von euch mit einem Zauberfluch, wenn er von meinem Land Besitz ergreifen will!“
    „Ha, ha“ kicherte Vater Mond belustigt in seinen Bart, als er an die Szene dachte. Mit einem Schreckensschrei waren die Elfen hinter die Büsche gehuscht, die Diener hatten abwehrend die Kochlöffel vor sich gehalten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher