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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
Autoren: Franziska von Sassen
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und die drei Könige, kreideweiß im Gesicht, waren zu Tode erschrocken aufgesprungen, wobei die Stühle umpurzelten. Die Wölfe, die ihren Herrn in Gefahr sahen, waren heran gerast, hatten knurrend den Tisch umkreist und sich gierig um das herunter gefallene Fleisch gebalgt.
    Vater Mond runzelte die Stirn und dachte an die gefährliche Situation. Das hätte schlimm ausgehen können. Beschwichtigend hatten die drei Könige die Hände erhoben und Orkus gebeten, sich zu ihnen zu gesellen. Nach einigen Minuten hatte sich der Magier beruhigt und seine Wölfe zurückgepfiffen. Er hatte eingesehen, dass er wohl zu voreilig gewesen war.
    Albion, Laurin und Andolf hatten dann Orkus mit wortreichen Gesten und vielen Beteuerungen erklärt, dass sie nur die alten Begrenzungen erneuert hatten. „Der Norden“ hatte Andolf erklärt, „ist alleine dein Reich und wird von uns nicht angetastet.“ Orkus, der sich nach und nach davon hatte überzeugen lassen, dass Albion, Laurin und Andolf auf sein Land keinen Anspruch erhoben, entschuldigte sich bei seinen königlichen Brüdern für den unmöglichen Auftritt. Dann hatte er sich umgedreht, ganz wieder das alte Raubein, die Köche angebrüllt, seinen Wölfen die restlichen Fleischstücke zum Fressen vorzuwerfen. Anschließend hatte er donnernd mit der Faust auf den Tisch geschlagen und nach Wein verlangt. Zitternd hatte ihm der Diener einen überschäumenden Humpen Wein gereicht, den er in einem Zug leerte. Die drei Könige, angeekelt von Orkus Manieren, bekräftigten das Abkommen mit einem Handschlag und verließen gemeinsam die Lichtung. Freunde wurden sie nicht gerade, aber wenigstens gute Nachbarn.
    Man muss wissen, dass das gesamte Land im Norden von zerklüfteten Eisbergen umschlossen ist, auf deren Gipfel selbst im Sommer Schnee liegt. Freiwillig würde niemand das Orkus Reich betreten. Am gruseligsten war jedoch der Magische Wald, der sich am Fuße der Berge anschloss. Kein Sonnenstrahl durchdrang das dichte Geäst der Baumkronen. Der Waldboden war feucht und roch modrig. Tag und Nacht wabberten Nebelschwaden zwischen den Baumstämmen hindurch, die aussahen wie Geisterarme. Leise bewegten sie sich im Luftzug hin und her, so dass es aussah, als ob sie einen ergreifen wollten. Selbst Brutus und sein Rudel mieden den Zauberwald. „Brr“, schüttelte sich Vater Mond, und musterte argwöhnisch die düstere Gegend.
    Seine Gedanken kehrten in die Wirklichkeit zurück. „Nun ja“ brummelte er, wobei er sich in seinen Sessel schmiegte, aufregender ist die Nacht auch nicht geworden. Während er weiter über das endlose Himmelsgewölbe zog, tauchte unter ihm eine verlassene, öde Gegend auf. Ein trostloser Anblick. Wehmütig dachte er an das ehemals bunte Leben und Treiben des kleinen Dorfes zurück, an die Menschen, die bunten Gärten mit ihren duftenden Blumen, den kleinen Dorfplatz und den Elfenwald. Das alles existierte nicht mehr. Eine Tragödie. Er schüttelte den Kopf, um seine düsteren Gedanken loszuwerden. Die Bilder, die an ihm vorüber zogen, ließen ihn jedoch nicht los. Das Wegziehen der Menschen, die Zerstörung des Baumhauses der Elfen, das Abholzen des Waldes, all das spielte sich vor seinen Augen ab. Er sah noch die Holzdiebe vor sich, die sich auf die Lichtung schlichen, jeder mit einer Axt bewaffnet. In dieser furchtbaren Winternacht, als sich eisige Hagelschauer und Schneestürme abwechselten, holzten sie den letzten Baum, den Wohnbaum der Elfen, Stück für Stück ab. Die Traurigkeit überwältigte ihn derart, dass ein paar Tränchen über seine Wangen kullerten. Er nahm sich vor, in einer stürmischen Nacht, wenn die Wolken alles verdunkelten, seinen Kindern die furchtbaren Ereignisse zu schildern.
    Unlustig zog er weiter. „Ist das langweilig“, murmelte er wiederholt in seinen weißen Rauschebart. Er sehnte sich nach Hause in sein Wolkenbett, um seine müden Glieder auszustrecken. Er fühlte sich alt und niedergeschlagen. Ächzend beugte er sich vor, „wo sind eigentlich meine Mondkinder?“

Die Mondkinder  
    Fünf von ihnen, Jonas, Leo, Jake, Alois und Toni saßen gähnend auf ihren Mondstühlchen.
    Misstrauisch drehte er sich nach dem sechsten Mondkind, Robin, um. Er war ein richtiger Lausbub und der Jüngste. Lange war er noch nicht bei ihnen. Bis vor kurzem war er noch ein Sternenkind und hatte nur Unsinn im Kopf. Abends, wenn alle Sternenkinder brav ihre Kerzlein anzündeten, um über die Milchstraße auf ihren vorgeschriebenen Platz zu schreiten,
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