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Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Titel: Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)
Autoren: Giampaolo Simi
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stellte das Radio leiser und verkündete, dir noch einen letzten Ratschlag mit auf den Weg geben zu wollen. Der allerdings nichts mit Hochglanzpapier oder Fadenheftung zu tun habe.
    »Merk dir eins, Furio: Geh nie mit den Töchtern oder Ehefrauen von Kunden ins Bett. Die sind so was wie heilige Kühe, verstehst du? Das ist der einzige Fall, in dem das F für Firma vor dem F für Ficken kommt. Daran solltest du dich halten!«
    »Gibt es nur die zwei Fs?«, fragte ich zurück.
    Verwirrt strich sich Magnani mit zwei Fingern über den Schnauzer.
    »Bei solchen Dingen zählt man doch immer bis drei. Was weiß ich: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Wieso, weshalb, warum. Ficken, Firma und … da fehlt noch etwas Drittes mit F.«
    Magnani stopfte die nächste Zigarettenkippe in den überquellenden Aschenbecher.
    »Das F für Familie, stimmt’s?«
    »Du hast recht: Ficken, Firma und Familie. Was will ein Mann mehr?« Er ließ das Lenkrad los und legte dir eine Hand auf die Schulter. »Wann kommt noch mal eure Kleine auf die Welt?«
    »In fünf Wochen.«
    Magnani lächelte. Feiner Regen verteilte sich auf der Windschutzscheibe, die Scheibenwischer quietschten auf dem Glas.
    »Habt ihr euch schon für einen Namen entschieden?«
    »Caterina.«
    Das stimmte nicht ganz. Du hattest dich dafür entschieden. Elisa war für Chiara, doch du hattest dir geschworen, dass sie sich damit nicht durchsetzen würde. Niemals.
    »Ich kann es kaum erwarten, in den Ferien endlich etwas Zeit mit meinem kleinen Enkel zu verbringen. Und mit meinen Oliven.«
    In diesem Jahr hätten sie zum ersten Mal Olivenöl gepresst, erzählte er dir. Er habe Etiketten mit einem Foto seines Enkels drucken lassen, und die Aggradis hätten ihm dafür sogar noch Geld abgeknöpft.
    Was für Arschlöcher.
    »Jetzt ist er schon zwei, mein kleiner Francesco. Mit fünfundfünfzig schon Opa. Wenn man die vierzig überschritten hat, rast die Zeit vorüber wie nichts, Furio.«
    Magnani stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Und was sagst du zu der Neuen?«, wollte er wissen.
    »Susy? Die macht ihre Sache ganz gut.«
    »Ja, aber wie findest du sie?«
    Solche Gespräche waren dir schon immer zuwider. Von dieser Art männlicher Solidarität hast du nie viel gehalten. Auch nicht an deinem letzten Tag mit Magnani.
    »Sie hat ein Pferdegebiss.«
    »Klar, aber hast du ihren knackigen Arsch gesehen? Die möchte man am liebsten umdrehen, an die Entwicklungsmaschine drücken, und los geht’s, in der Mittagspause oder während man darauf wartet, dass der Film rauskommt …«
    Edoardo Magnani lachte, dann seufzte er wieder und kommentierte die quietschenden Scheibenwischer mit einem genervten Schnauben.
    »Die lechzt danach, glaub mir. Aber für so eine reicht meine Kondition nicht mehr, Furio.«
    Edoardo Magnani war nicht blöd. Er empfand nur Mitleid mit seinen Altersgenossen, die abends unter einem Vorwand verschwanden, um in ehemaligen Programmkinos, die man zu Nachtclubs umfunktioniert hatte, ihr Vergnügen zu suchen. Jämmerliche Figuren, die sich von moldauischen Landeiern mit aufgeklebten Wimpern das Fell über die Ohren ziehen ließen. Er ging samstags früh ins Bett, und am Sonntag ging er zur Jagd, Pilze suchen oder angeln. Er liebte Wildschweine, Zigarren und Chianti, zum Teufel mit Viagra.
    Ein trüber, diesiger Abend, an der Windschutzscheibe klebten immer noch winzige Regentropfen, wie Tausende durchsichtiger Insekten. Der letzte Tag mit Magnani.
    »Nur, damit das klar ist, ich schlafe immer noch mit meiner Frau, sehr gerne sogar. Ich mag sie, und solange ich es ihr gelegentlich besorge, geht sie mir nicht mit ihren Verdächtigungen auf die Nerven. Dafür, dass ich nach dreißig Jahren Ehe noch mit ihr bumse, habe ich dann aber auch ein kleines Extra verdient, oder etwa nicht?«
    Magnani brach in kehliges Gelächter aus, das in einen Hustenanfall überging.
    Sein weiches, schneeweißes Haar lag stets perfekt, und er trug schlichte Krawatten. An diesem Tag war sie perlgrau. Schön.
    Endlich setzte sich die Schlange wieder in Bewegung. Im Radio lief Eros Ramazzotti. So leise, dass es sich anhörte wie ein jammerndes Milchlamm.
    »Du hast recht, Susy hat ein Pferdegebiss. Und was ist mit Loretta aus dem Einkauf? Die lebt in Trennung, der beste Zeitpunkt überhaupt. Da sind sie so wehrlos. Und richtig scharf.«
    »Mit einer Kollegin ins Bett zu gehen, ist auch nicht gerade eine gute Idee, wenn du mich fragst.«
    »Wenn du meinst. Dann versuche ich’s eben selbst. Die wird um
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