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Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)
Autoren: Steffen Duck
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wohl fertigbrachte, die Durchmischung der farblich unterschiedlichen Gräser zu verhindern? Nirgendwo war auch nur ein Halm Unkraut zu sehen, was in Wilfried sogar eine diffuse Beklemmung aufkommen ließ. In der Mitte des Parks befand sich ein großer Gartenteich, die Wege darum führten über künstlich aufgeschüttete Hügel. Die Gebäude, die sie als Unterkünfte herrichten sollten , waren verschiedenen Themen der Pflanzenzucht gewidmet.
    Mit einem Wort: Gartenkunst und Schönheit in höchster Vollendung.
    „Wir Barbaren, wir sind hierher gekommen, um alles breitzutrampeln? Womit hatten die Holländer das verdient? Hätten wir nicht genauso gut, nein, viel besser, als Touristen kommen können, die diese unglaubliche Arbeit und Schönheit mit einem angemessenen Eintrittsgeld honorierten ?“ Die Holländer hätten uns mit offenen Armen als ihre Gäste empfangen.
    Sein Herz krampfte sich zusammen. „Wo auch immer wir hingehen, unsere Sünden ziehen mit uns mit.“
    Ehe er zum weiteren Nachdenken kam, wurden die Befehle zum Abladen und Einrichten der Unterkünfte gegeben.
    „Immerhin bin ich bis hierher gekommen, ohne einmal selbst geschossen zu haben. Das habe ich unseren Kampfverbänden zu verdanken. Ich habe keinen Grund, undankbar zu sein.“
    -
    16. Kollaborateure
    Wilfrieds schlimmste Befürchtungen traten ein - die Tulpen wurden ohne jegliche Rücksicht niedergetrampelt. Außer ihm schien das niemanden zu stören, denn es galt, das Feldlager zu sichern, so schnell wie möglich.
    Der den Park umgebende Maschendrahtzaun war so angelegt, daß er vor den Augen der Touristen nahezu unsichtbar blieb. Nun wurde er für jedermann sichtbar mit Stacheldraht verstärkt. Nach bewährtem Muster des Grenzsicherungsregimes legten die Baupioniere Minenfelder um das Objekt an. Als Todesring umschlossen sie fortan die neue Exklave der DDR in Feindesland. Zur Deckung wurden Erdwälle aufgeschüttet.
    All dies geschah unter den mißtrauischen Blicken der patrouillierenden bewaffneten Bewacher aus der Stabskompanie.
    Wilfried mußte erkennen, daß die ehemalige Touristenattraktion sehr rasch einem Internierungslager nicht unähnlich geworden war.
    Hatte es sich zuvor in Torgau bei den sogenannten „Vorkommnissen“ oftmals um läßliche Sünden gehandelt, so wurde nun jedes noch so kleine Vergehen strengstens mit Arrest bestraft.
    „Die Gesetze können doch noch so streng sein, wer sich an sie hält, hat nichts zu befürchten!“ hatte der Spieß immer wieder gesagt, einmal mit drohenden Untertone hinzugefügt:
    „Wir wissen genau, daß es unter uns einige gibt, die uns schaden wollen!“
    Dann, noch drohender: „Aber mit denen wer´ ´mer fertig!“
    „Und wenn man irrtümlicherweise bestraft wird …?“ Wilfried wagte nicht, die Frage dem Spieß zu stellen. Er wagte nicht einmal, den Gedanken zu Ende zu denken.
    Vermutlich hatte der Spieß ja recht. Man mußte sich unterordnen, alle Befehle gewissenhaft ausführen, sich mühen, ein guter Soldat zu sein - dann und nur dann würde sich ihrer aller Situation allmählich bessern. Das Feindesland würde nicht für alle Zeiten feindlich bleiben.
    Wilfried stellte sich vor, wie durch die sozialistische Revolution nicht nur die Arbeiter befreit würden, auch die Kapitalisten würden rasch vom ökonomischen Druck befreit sein, der auf ihnen lastet, der sie bei Strafe ihres Untergangs zwingt, Profit zu machen, wie Karl Marx festgestellt hatte.
    Man würde ihnen, die sie zu diesem Zweck hierher gekommen waren, dankbar zujubeln.

    Doch an Urlaub und Ausgang war vorerst nicht zu denken.
    Dabei wäre Wilfried gern einmal durch Lisse gelaufen, hätte sich ansehen mögen, wie man in Holland lebt.
    „Leider wird das Militärgeld von vielen Holländern noch nicht als Währung akzeptiert,“ hatte Wilfried zur Antwort erhalten, als er den Spieß fragte, ob man denn demnächst mit der Gewährung von Ausgang rechnen könnte.
    „Wenn wir tanken müssen, können wir das Recht notfalls mit Waffengewalt durchsetzen. In der Gaststätte aber würden Sie vermutlich sehr schnell in Lebensgefahr kommen!“
    Das sah Wilfried ein.

    Wilfried gab sich jetzt alle erdenkliche Mühe, sich unterzuordnen, sich gehorsam und gefügig zu zeigen.
    Seltsamerweise aber wollte sich gar keine Erleichterung bei ihm einstellen, kein Nachlassen der Angst vor dem Arrest oder noch Schlimmerem, obwohl er doch rechtschaffen war und daher objektiv keine Bestrafung zu fürchten hatte.
    Ob dies alles, was er tat, am Ende
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