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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn
Autoren: Brian Lumley
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also bereit.
    »Was?«, machte der Hunde-Lord abermals und wurde von den Füßen gerissen, als weitere Blöcke nachgaben und eine zweite Woge ihn durchnässte und mit in die Tiefe zu reißen drohte. Um sich zu retten, ließ Radu Harry los und stieß ihn von sich.
    Harry schüttelte sich, um den Kopf wieder klar zu bekommen, kam auf die Beine und wich stolpernd an die Wand der Höhle zurück. Und in dem Maß, in dem Radus tierhafter Blick in seinen Augen wie auch in seinem Geist verblasste, nahm er die gesamte Szenerie in sich auf:
    Ein schwarzes, grobschlächtiges, missgestaltetes Wolfswesen wälzte sich gequält durch die zerspringenden »Dauben« seines mit stinkenden Flüssigkeiten angefüllten Brutkastens! Die Kreatur sah aus, als sei sie dem schlimmsten Albtraum eines Wahnsinnigen entsprungen. Sie lebte, und doch war sie bereits dabei zu verfaulen. Sie war eindeutig krank, denn nicht anders als ihr Schöpfer trug sie seit sechshundert Jahren die Pest in sich. Flehend richtete sie ihre riesigen roten Augen auf den Hunde-Lord. Doch es war der Necroscope, der sie von ihren Qualen erlöste, beide, die Kreatur mitsamt ihrem »Vater«.
    Die brennende Fackel war in Reichweite, zischend loderte sie auf, als die Gase aus dem Bottich entwichen. Harry brauchte nur die Hand auszustrecken, um sie aus ihrer Halterung zu nehmen und in gar nicht einmal so hohem Bogen in das Harz zu schleudern ...
    ... Er beschwor ein Tor herauf und fühlte sich von einer Riesenhand, die aus der wogenden Hitze heraus nach ihm griff, hindurchgestoßen. Ein Sprung brachte ihn ans entgegengesetzte Ende des Ganges, wo er wieder aus dem Möbius-Kontinuum trat – nur um eine tosende Feuerwand auf sich zurasen zu sehen. Ein weiterer Sprung an Radus Sarkophag, hinter dem er seine zweite Sporttasche voller Sprengstoff deponiert hatte, den er nun einzusetzen gedachte.
    Zuerst jedoch musste er sich noch um Bonnie Jean kümmern – sofern dies überhaupt möglich war.
    Ein letztes lang anhaltendes Geheul hallte durch Harrys Geist, und vor seinem geistigen Auge erschien der Hunde-Lord. Von Flammen umlodert strahlte er hell wie ein Stern, fürwahr ein prachtvoller Anblick, genauso wie Radu sich in seinen Zukunftsvisionen immer gesehen hatte. Zu spät wurde ihm nun klar, dass die Zukunft stets eine unbekannte Größe bleibt und ihre Pfade verschlungen sind ...
    Gewisse Leute unter den zahllosen Toten unterhielten sich miteinander, brachten ihre Argumente vor und erörterten diese. Letztlich war Nostradamus derjenige, der sich durchsetzte. Ich wusste es nicht, sagte er. Ich konnte lediglich wiedergeben, was ich gesehen habe, und ich sah auch nur, was mir gestattet war. Aber wie es scheint, zeigte ich ihm zu viel. Wenn der Necroscope irgendwann alles begreift – und das wird er eines Tages –, dann möchte er vielleicht nicht mehr weitermachen. Und wir stimmen doch alle überein, dass er das muss! Und sollte er den Versuch unternehmen zu ändern, was ohnehin eintreten wird, wird er sich damit nur selbst schaden. Darum müsst ihr den Schaden bereits jetzt begrenzen. Schwieriger noch, ihr müsst es auch aus eurem eigenen Gedächtnis verbannen. Denn von nun an dürft ihr noch nicht einmal die leiseste Anspielung darauf machen.
    Und diejenigen, zu denen er sprach – B. J., Mary Keogh, Franz Anton Mesmer, Keenan Gormley, James Anderson sowie alle anderen Angehörigen der Großen Mehrheit, die bei der Sache eine Rolle gespielt hatten –, sie alle stimmten ihm zu ...

EPILOG
    Es gab keinen Aufruhr. B. J. war zwar eine Lady gewesen, doch hatte sie noch ganz am Anfang gestanden, und ohne ihren Egel war ihr Fleisch einfach den Weg alles Irdischen gegangen. Und der Hunde-Lord war bloß noch ein verkohltes, qualmendes, schwarzes Ding, noch immer sprachlos von der Erkenntnis, dass er nun wirklich tot war. Er zerbröckelte wie Holzkohle, als Harry auf ihn trat, und protestierte auch nicht, als der Necroscope seine Asche auseinanderschob und mit dem Fuß in die diversen Ecken und Winkel der ausgebrannten Höhle der Kampfkreatur beförderte. Und jenes Wesen brannte noch immer und verbreitete einen fürchterlichen Gestank. Im Grunde war es bereits am Tag seiner »Empfängnis« vor sechshundert Jahren zum Tode verurteilt gewesen und stellte keine Bedrohung mehr dar.
    B. J. hing immer noch in der Erdspalte. Das Seil war zwar angesengt, aber wie durch ein Wunder hatten die Flammen sich nicht hindurchgefressen. Und nach mehreren riskanten Möbius-Probesprüngen in die
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