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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn
Autoren: Brian Lumley
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Nämlich jetzt!
    »Nein!«, stieß Harry hervor.
    »Ich sagte dir doch, dass man, was in ihr steckt, auch wieder entfernen kann«, knurrte Radu. »Ebendies habe ich getan. So, und nun sag’ Lebewohl zu ihr!« Dem Necroscopen klappte der Kiefer nach unten. Während er noch vergeblich, wie im Krampf, die Arme nach B. J. ausstreckte, gab Radu ein Grunzen von sich und wälzte den Felsen mit einem Ruck über den Rand. Das Seil spulte sich ab, über zehn Meter, und der Felsblock stürzte schneller und schneller ...
    ... Und dann dieses Geräusch, das Harry niemals vergessen würde. Aber wenigstens musste er es nicht mit ansehen, denn er hatte die Augen geschlossen. Der Hunde-Lord lachte bloß: »Nun, und jetzt kannst du ihr wirklich Lebewohl sagen. Du dürftest wohl der Einzige sein, der noch dazu in der Lage ist.«
    »Du Bastard«, keuchte Harry. Sein Gesicht war zu einer Grimasse erstarrt, die Augen fest geschlossen. »Du elender Bastard«, flüsterte er erstickt. »Warum? Warum musstest ... musstest du das ...?«
    Radu trat zu ihm, packte ihn an der Schulter und zog ihn hoch. »Du hättest sie ohnehin getötet, weil sie eine Wamphyri war. Ich habe es getan, weil sie mich verraten hat. Ich hatte das Recht dazu. In meiner – in unserer Welt – wird es keinen Platz für Verräter geben. Insbesondere nicht, wenn es sich um Wamphyri-Ladys handelt!«
    »Du Bastard«, sagte Harry noch einmal. Kraftlos hing er in Radus Griff.
    »Ich entsinne mich noch an damals«, begann dieser zu erzählen, »als ich noch ein Mensch war und diejenigen, die ich liebte, verlor. Für kurze Zeit machte es mich schwach – doch dann schöpfte ich daraus Kraft. Und im Augenblick bist du schwach, aber ich werde dich stark machen!«
    »Du bist tot«, sagte Harry. »Ein totes, seelenloses Etwas. Kehre zurück in den Tod, Radu!«
    »Oh, nein, das habe ich nicht vor«, entgegnete der Hunde-Lord, indem er den Necroscope noch näher an sich zog. »Du hast deinen Geist gut abgeschirmt, aber Stück für Stück gelang es mir, deine Abschirmung zu durchbrechen. Und ich habe deine größte Angst gesehen. Du weißt nicht, ob du mich wieder in den Tod zurückführen kannst. Offensichtlich kannst du es nicht!«
    »Dann wirst du verrotten«, erwiderte Harry, »du bist nämlich tot. Was du für Leben hältst, ist bloß ein schwacher Abklatsch davon. Klammere dich daran, so lange du es vermagst, bis dein Fleisch Blasen wirft und dir die Knochen aus den Gelenken rutschen. Aber es wäre leichter, jetzt abzutreten, Radu!«
    »Sieh mich an«, sagte Radu. Seine Stimme hatte etwas Hypnotisches an sich.
    Harry konnte nicht anders, er musste die Augen öffnen und dem tierhaften Blick, jenem gelblichen Lodern und den beiden blutroten Pupillen begegnen, war gezwungen, in dem Feuer zu baden, das inmitten von Radus Geist brannte.
    »Ich träumte von einem Mann mit zwei Gesichtern«, sagte Radu, »der bei mir sein würde, wenn ich über den Tod triumphiere.«
    »Du träumtest von Seelenwanderung«, sagte der Necroscope leise, stockend. »Bloß ein Traum! Diese ... diese Sache habe ich bereits hinter mir. Ich hatte schon einmal zwei Gesichter, und ein drittes brauche ich wirklich nicht!«
    »Dir bleibt gar keine andere Wahl«, entgegnete Radu, während seine Augen immer größer wurden, bis sie schließlich Harrys gesamtes Sichtfeld und seinen Geist ausfüllten. »Ich stehe bereits auf der Schwelle, und ich werde eintreten. Aus eigenem, freiem Willen ...«
    Auf gar keinen Fall!, meldete James Anderson sich zu Wort, sein geistiger Blick ein Glutofen, der demjenigen Radus in nichts nachstand.
    Und Kusch, großer Hund!, sagte Franz Anton Mesmer. Der Necroscope hatte Freunde »tief unten«, und im Tod erwies sich ihr Talent als größer denn je. Ihre geballte hypnotische Kraft zerschnitt die Macht des Hunde-Lords ungefähr so, als gleite ein heißes Messer durch Butter.
    Radu schob Harry auf Armeslänge von sich weg. »Was?«, knurrte er.
    Mit einem Mal nahm er eine Bewegung hinter sich wahr, ein lautes Schwappen und das Winseln eines riesigen Wesens, das anscheinend entsetzliche Qualen litt. Einer der Granitblöcke, die die Wand des gewaltigen Bottichs bildeten, bog sich nach außen, und das Harz lief über. Weitere Blöcke folgten, und eine regelrechte Woge aus Harz schwappte gurgelnd über die Kante und ergoss sich mit Übelkeit erregendem Gestank in die Höhle, um schließlich träge über den zerklüfteten Rand des Abgrunds zu fließen. Radus Kampfkreatur war zu guter Letzt
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