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Vampirsohn

Titel: Vampirsohn
Autoren: J.R. Ward
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umschlungen liegen und versuchten gemeinsam, wieder zu Atem zu kommen.
    Und dann sagte er: »Vergib mir … mein Liebling.« Er zog sich zurück und streichelte ihre Wange, während er sie zart auf die Lippen küsste. »Ich fürchte,
ich bin ziemlich … besitzergreifend, wenn es um dich geht.«
    Sie lachte. »Du kannst so besitzergreifend sein, wie du möchtest. An dir mag ich das.«
    »Claire … was tun wir in Bezug auf die Zukunft?«
    »Ich habe alles schon ganz genau geplant. Ich bin eine sehr gute Strategin.« Sie ließ ihre Finger durch sein langes, volles Haar gleiten, so dass sich die roten und schwarzen Strähnen um ihr Handgelenk und ihren Arm ringelten. »Ich werde es so hinbiegen, dass deine Mutter dir alles hinterlässt.«
    »Bitte? Wie denn?«
    »Als sie noch am Leben war, habe ich ihr Testament etwa alle vier Monate neu aufgesetzt. Und das werde ich morgen früh unten in Micks Arbeitszimmer noch ein letztes Mal tun.«
    Zwar verletzte sie damit den Ethik-Kodex ihres Berufsstands, auf den sie geschworen hatte, als sie ihren Eid als Anwältin abgelegt hatte. Und sie konnte dafür ihre Zulassung als Anwältin verlieren. Außerdem verstieß sie damit gegen ihre persönlichen Spielregeln. Aber hier war großes Unrecht begangen worden, scheinbar ohne jede Reue, und manchmal musste man eben seine Hände schmutzig machen, um ein solches Unrecht wieder gut zu machen. Außerdem war aus der Familie Leeds nun niemand mehr übrig. Es gab keine Erben, die das Testament hätten anfechten können. Und die wohltätigen Einrichtungen würden im Testament unverändert bleiben und nach wie vor viele Millionen erhalten.
    Die Täuschung, die sie begehen würde, war das einzig Richtige.

    Und die Tatsache, dass Fletcher tot war, machte alles noch einfacher.
    »Sie ist es dir schuldig«, sagte Claire. »Deine Mutter … deine Mutter muss sich endlich richtig um ihren Sohn kümmern, und ich werde dafür sorgen, dass sie es auch tut.«
    »Du bist meine Heldin.« Die Liebe, die in Michaels Augen zu sehen war, war ein Segen, der ihr noch nie zuvor zuteil geworden war.
    »Und du bist meine Sonne«, antwortete sie darauf.
    Als sie sich erneut küssten, spürte sie auf seltsame Weise, dass sich alles zum Guten wenden würde, auch wenn nichts davon einen Sinn ergab: eine menschliche Frau, die nie daran gedacht hatte, zu heiraten und eine Familie zu gründen, weil sie dafür viel zu starrsinnig war. Ein männlicher Vampir, der wild und sanftmütig zugleich war, und fünfzig Jahre lang eingesperrt in einem Kerker verbracht hatte.
    Aber es war dennoch gut und richtig. Sie waren füreinander bestimmt.
    Aber nur Gott allein wusste, was die Zukunft für sie bereithielt.

Epilog

    Neun Jahre später …
     
    »Papa! Ich komme dich jetzt suchen!«
    Claire blickte über den mondbeschienenen Rasen des Leeds-Anwesens und beobachtete, wie ihr ältestes Kind, Gabriella, vorsichtig durch den Garten schlich. Ihr taillenlanges rot-schwarzes Haar wirkte in der Dunkelheit wie ein Schleier und hüllte alles ein, bis auf ihre fohlenhaften Beine, die für eine Achtjährige außergewöhnlich lang waren. Sie huschte schnell und leise zu der Gruppe von Obstbäumen im Garten hinter dem Haus und bewegte sich wie ihr Vater mit flüssigen und grazilen Bewegungen über das Gras, wie Vampire das wohl im Allgemeinen taten.
    Michael materialisierte sich hinter seiner Tochter und rief: »Buh!«
    Gabriella sprang fast dreieinhalb Meter in die Höhe, erholte sich aber schnell wieder von ihrem Schrecken, landete auf den Füßen und rannte dann kichernd ihrem Vater hinterher. Sie griff ihn an, und die beiden fielen lachend ins Gras. Dabei tanzten Glühwürmchen über ihnen, als ob sie mitlachen würden.

    »Mama, ich bin fertig«, ertönte eine leise Stimme von links.
    Claire streckte ihre Hand aus und spürte, wie die kleine Hand ihres Sohnes in ihre glitt. »Danke, dass du dein Zimmer aufgeräumt hast.«
    »Es tut mir leid, dass es so unordentlich war.«
    Sie zog Luke auf ihren Schoß. Mit seinen sechs Jahren konnte man schon erkennen, dass auch er eindeutig nach seinem Vater kam, und das nicht nur dem Aussehen nach. Luke würde ebenfalls zu dem heranwachsen, was Michael und Gabriella waren. Er hatte eine starke Abneigung gegen die Sonne, war eine richtige Nachteule, und sein Gehör und seine Sicht waren außergewöhnlich scharf. Das deutlichste Anzeichen waren jedoch seine Eckzähne, die bereits so groß waren wie die eines Erwachsenen. Das und die Tatsache, dass
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