Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vampirsohn

Titel: Vampirsohn
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
perfekt hierher, dachte sie sich. In der formellen, antiken Atmosphäre der Bibliothek erschien es, als ob er geradewegs einem viktorianischen Roman entstiegen wäre – vielleicht genau aus jenem, den er gerade in der Hand hielt. Liebevoll begutachtete er sämtliche Bücher in Micks Bibliothek, musterte die Buchrücken, nahm einzelne Bände heraus und blätterte in ihnen.
    »Wo hast du ihn gefunden?«, fragte Mick sie leise von hinten.
    »Das ist eine lange Geschichte.«

    »Er ist … außergewöhnlich, nicht wahr?«
    Himmel, du hast ja keine Ahnung! Sie nahm einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse.
    »Michael ist anders als jeder Mann, den ich bisher getroffen habe.«
    »Und er ist der Grund, warum du die Firma verlässt.« Als sie keine Antwort gab, murmelte ihr Freund: »Und was willst du nun von mir?«
    »Zuerst einmal einen Platz zum Übernachten.« Sie starrte in ihre Tasse. »Und ich möchte ihm eine neue Identität kaufen. Mit Geburtsurkunde, Sozialversicherungsnummer, Bonitätsgeschichte, Steuerakte und Führerschein. Ich weiß, du kennst Leute, die sich darum kümmern können. Und Mick, was ich für mein Geld bekomme, muss absolut wasserdicht sein. Es muss auch vor Gericht standhalten. Denn es kann sein, dass wir dort landen werden.«
    Was sicher nicht lustig wäre.
    »Scheiße … was ist denn das für ein Schlamassel, in dem du da steckst?«
    »Gar kein Schlamassel.« Es war weitaus schlimmer als ein Schlamassel.
    »Lügnerin. Du tauchst hier auf mit einem Typ in eisernen Ketten … der wie ein Mann aus einer anderen Zeit spricht und so aussieht, als würde er mich mit Freuden bei lebendigem Leib verspeisen … dessen Haare bis zum Hintern reichen, und der einen roten Morgenrock à la Hugh Hefner trägt. Und dann riecht er noch wie … hm, er riecht wirklich sehr gut. Was ist das denn für ein After Shave? Das hätte ich auch gerne.«
    »Das kann man nicht kaufen. Und Mick, offen
gesagt, je weniger du weißt, desto besser für dich.« Denn sie war gerade im Begriff, in die Wirtschaftskriminalität einzusteigen. »Ich würde übrigens auch gerne deinen Computer benutzen. Oh, und wir müssen im Keller schlafen.«
    Michael drehte sich um und blickte sie finster an, weil sie und Mick so nahe beieinanderstanden. Dann kam er herüber und legte ihr die Hand auf die Schulter. Mick war so schlau, einen Schritt zurückzutreten.
    »Und, wirst du uns helfen?«, fragte sie Mick.
    Mick rieb sich über das Gesicht. »Lass mich die Identität für dich kaufen. Der Mann, den ich kenne, ist ziemlich empfindlich, und er wird nur von mir Geld annehmen. Du kannst mir das Geld dann später zurückgeben. Und meinst du das ernst? Du willst in meinem Keller schlafen? Also, ich habe hier sechs leere Gästezimmer, und das ist ein altes Haus. Es ist nicht sehr angenehm da unten.«
    »Nein, der Keller ist besser.«
    »Nein, wir werden in einem ordentlichen Bett schlafen«, mischte sich Michael ein. »Wir bleiben hier oben.«
    Sie blickte über die Schulter. »Aber …«
    Er drückte sanft ihre Schulter. »Ich lasse nicht zu, dass du in einer Unterkunft schläfst, die für eine Lady ungeeignet ist.«
    »Michael …«
    »Wenn Sie uns nun unser Zimmer zeigen könnten, mein Herr?« Okay, wenn Michael etwas entschieden hatte, blieb er offensichtlich dabei.
    Mick runzelte die Stirn. »Ah … ja. Na klar, mein Freund …«

    Michael wandte sich plötzlich einem der Fenster zu. Und er knurrte förmlich.
    »Bleibt im Haus«, sagte er. Und dann löste er sich in Luft auf.
    Mick fluchte laut, aber Claire hatte keine Zeit, sich um ihren Freund Gedanken zu machen. Sie rannte zum Fenster und beobachtete, wie Michael auf dem Rasen neben dem Haus im Mondlicht wieder Gestalt annahm.
    Der Butler war zurück. Fletcher stand da wie ein Wesen aus einem Alptraum und leuchtete wie ein Geist, obwohl er feste Form angenommen hatte.
    Ihr erster Gedanke war, dass er vielleicht einen GPS-Sender an ihrem Wagen angebracht hatte. Das war die einzige Erklärung, die ihr einfiel, wie er sie gefunden haben konnte. Aber dann wurde ihr klar, dass er gar kein Mensch war. So wusste wohl nur Gott allein, was für Tricks er auf Lager hatte.
    »Wer ist das?«, fragte Mick hinter ihr. »Oder … Himmel, Claire, sollte die Frage eher lauten was?«
    Was als Nächstes geschah, war grauenhaft und schrecklich, aber unvermeidlich. Michael und der Butler stellten sich zum Duell auf und kämpften bis zum Tod.
    Fletchers Tod.
    Claire konnte nicht zusehen, aber Mick tat es, und sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher