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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss
Autoren: Veronica Wolff
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gelangen.«
    Ich hoffte verzweifelt, dass ihr Tod nichts mit meiner Vermutung zu tun hatte, dass sich Lilou auf der Klosterinsel befand. Wir waren gestern zurückgekehrt – mehr als genug Zeit für Alcántara, sie ausfindig zu machen und zu verhören. »Was für Informationen?«
    »Vielleicht hatten sie entdeckt, dass sie einen Mann liebte, der kein Vampir war.«
    Ronan. Ich schluckte mühsam. Amanda hatte mir einmal zu verstehen gegeben, dass ich auf der Insel der Nacht auch Erfolg haben könnte, ohne Vampire zu küssen. Ein Irrtum, wie es aussah.
    Ronan beobachtete meine Reaktionen sehr genau. Seine Schultern waren angespannt, die Kiefer zusammengepresst. So erregt wie in diesem Moment hatte ich ihn noch nie gesehen.
    Trotz allem, was zwischen uns geschehen war, blutete mein Herz bei seinem Anblick. Auch mir würde Amanda fehlen, aber das war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den er empfinden musste. Er hatte bereits seine Schwester verloren, und nun war auch seine Freundin tot. »Das alles tut mir so leid.«
    »Mir auch.«
    »Ich meine, weil ihr beide doch … weil ihr ein Paar wart.«
    Der Blick, mit dem er mich bedachte, verriet blankes Erstaunen. »Amanda und ich? Niemals. Sie war mit Judge zusammen. Sie … Alles drehte sich um Amanda und Judge .«
    Meine Knie gaben nach, und ich streckte die Hand aus, als könnte ich mich an der dünnen Luft abstützen. Ronan und Amanda waren nicht zusammen gewesen? »Judge?«
    »Aye, Judge. Obwohl ihr Tod einmal mehr beweist, wie unmöglich solche Beziehungen sind, wenn du auf dieser Insel festsitzt.«
    Amanda und Judge. Nicht Amanda und Ronan. Die Teile fügten sich zusammen. Geheimschlüssel, versteckte Blicke … Ronan war nur der Vermittler gewesen. Hieß das, dass er jetzt in Gefahr war?
    »Sie wollte mit Judge fliehen?« Es war eine dämliche Frage, aber ich musste sie stellen. Ich hatte auf Autopilot geschaltet, und meine Stimme klang mechanisch, als sei ich ein Roboter.
    »Niemand weiß von den beiden, und du tätest gut daran, diese Geschichte ebenfalls zu vergessen.«
    Ich starrte vor mich hin, frustriert, wütend, verwirrt, obwohl das alles eine Energieverschwendung war. Ronan war auf dieser Insel ebenso hilflos wie ich. Mein Leben – unser Leben – war außer Kontrolle geraten. In unserer Welt herrschten Geheimniskrämerei und Gewalt.
    Und dann kam das größte Geheimnis von allen. Wie auf ein Stichwort hin erschien Carden und stellte uns mit seiner hünenhaften Gestalt beide in den Schatten. Er wandte sich an mich, ohne jedoch Ronan aus den Augen zu lassen. »Nun, Acari Drew, wie ich sehe, bin ich nicht der Einzige, der sich um Eure Gunst bewirbt.« Das war als Scherz gemeint, aber das Lächeln, das seine Lippen umspielte, drang nicht bis zu seinen Augen vor.
    Ronan versteifte sich. »McCloud? Womit kann ich dienen?«
    »Ich hatte irgendwie ein ungutes Gefühl«, entgegnete Carden. »Ihr werdet doch nicht etwa unsere kleine Acari hier belästigen? Ihr müsst wissen, ich bin der hitzköpfigen jungen Dame zu großem Dank verpflichtet. Und auch wenn es ein wenig albern erscheinen mag – wir Vampire sind noch Kavaliere der alten Schule.«
    Ronan schob das Kinn vor, und ein seltsamer Funke sprang in seine Augen. Dämmerte ihm die Wahrheit? Würde er unseren Bund erraten? Nicht weil er magische Kräfte besaß, sondern schlicht und einfach weil er mich so gut kannte?
    Ich fand meine Stimme wieder und nutzte sie, um den drohenden Konflikt der beiden Männer im Keim zu ersticken. »Er belästigt mich nicht. Ich war gerade auf dem Weg zu unserem Wohntrakt.«
    Carden verschränkte die Hände lässig im Rücken und marschierte los. »Ich begleite Euch.«
    Wieder einmal blieb mir keine andere Wahl, als mich seinem Willen zu unterwerfen. Ich drehte mich nach Ronan um und sah, dass er mir blass und angespannt nachschaute. »Bis bald«, sagte ich und versuchte Trost und Wärme in meine Worte zu legen.
    Während ich McCloud folgte, fragte ich mich, was es mit diesem Vampir auf sich hatte und was er von jetzt an für mein Leben bedeutete, denn unser Bund schien tiefer zu gehen als nur unter die Haut. Carden war in dem Moment aufgetaucht, da mich meine Gefühle zu überwältigen drohten, und das erschreckte mich mehr, als es jeder Draug zuvor getan hatte.
    Der Insel konnte man offenbar ebenso unmöglich entkommen wie dem Bund mit einem Vampir.
    Der Ballabend nahte, und wie erwartet kam mein großer Auftritt beim Paso doble. Alcántara führte mich aufs Parkett, grinste
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