Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss
Autoren: Veronica Wolff
Vom Netzwerk:
musste, um die Welt der Vampire zu verlassen.
    Wir waren bereits eine ganze Weile unterwegs, und ich sah nichts, was auch nur entfernte Ähnlichkeit mit einem Pfad hatte. »Ich hoffe, du hast dich nicht verlaufen. Alcántara wartet auf uns.«
    »Ich weiß, wie ich Hugo finde«, entgegnete er mit ausdrucksloser Stimme.
    Doch dann sträubte er sich und blieb unvermittelt stehen. Er packte mich am Arm und legte mir einen Finger auf die Lippen.
    Bei seiner Berührung kamen mir die absurdesten Gedanken … dass seine Haut nicht so kalt war wie die von Alcántara … und dass er mich vielleicht noch einmal küssen würde. Ich funkelte ihn wütend an und wartete auf eine Erklärung.
    »Sie verfolgen uns«, wisperte er. »Mach schnell. Vielleicht verlieren sie unsere Witterung näher am Wasser.«
    Wir rannten los, und schon bald tauchte das Beinhaus vor uns auf. Dann hatten wir die Klippe erreicht und stolperten den Steilhang hinunter.
    Alcántara wartete auf dem schmalen Küstensaum vor dem Höhleneingang. Er hatte die Arme steif vor der Brust verschränkt, und ich bildete mir ein, dass er selbst aus der Ferne wütend wirkte.
    »Lass dich warnen«, sagte Carden, als er mir von dem Felsenpfad auf den Strand hinunterhalf. »Er wird nicht begeistert sein. Und denk daran, was du geschworen hast!«
    Was hatte ich da in Gang gesetzt? Ich besaß plötzlich ein Geheimnis vor Alcántara. Außerdem hatte ich gegen seine Weisungen gehandelt und stand nun zwischen zwei sehr unterschiedlichen Vampiren. Die Ereignisse hatten sich verselbständigt, und ich war ihnen hilflos ausgeliefert.
    Ich ließ meinen Blick verzweifelt umherschweifen. Allein der Gedanke an eine Flucht ließ mich über meine eigenen Füße stolpern. In meinem Kopf herrschte ein wirres Durcheinander, und ich verlangsamte meine Schritte.
    Angst durchströmte mich, eine kalte, schwere Angst, denn ich wusste eines: Solange ich an McCloud gebunden war, konnte ich ihn nicht verlassen. Deshalb hatte ein Fluchtversuch im Moment wenig Sinn.
    Wir gingen den Strand hinunter auf die Höhle zu, und beim Näherkommen wurde klar, dass Alcántara tatsächlich wütend war. Ich erkannte es an seiner starren Haltung, die mir verriet, dass es in ihm brodelte und er seinen Zorn nur mühsam in Zaum halten konnte.
    Ich hatte seine Befehle missachtet, hatte eigenmächtig seine Pläne geändert. War es wirklich seine Absicht gewesen, Carden zu retten? Hatte er in der Tat vorgehabt, mich lebend zurückzubringen? Würde er mich jetzt töten, weil ich Carden befreit hatte? Würde er unseren Bund spüren?
    Ich hätte am liebsten nach McClouds Hand gegriffen, aber das wagte ich nicht. Vielleicht gelang es uns, gemeinsam zu entkommen. Die beiden Vampire schienen alles andere als gute Freunde zu sein. »Sollen wir umkehren und fliehen?« Ich versuchte, einen Blick von Carden zu erhaschen, aber der hatte nur Augen für Alcántara.
    Er stockte einen Moment, und meine Hoffnung schnellte in die Höhe. Doch dann murmelte er mit maskenhaft starrer Miene: »Wir würden nur den anderen Verfolgern in die Arme laufen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als Hugo zu begleiten.«
    »Aber einige dieser anderen Verfolger waren mal Mönche«, wisperte ich verzweifelt. Unser Abstand zu Alcántara schrumpfte im gleichen Maße wie meine Fluchtchancen. »So böse können sie doch gar nicht sein.«
    »Wir sind Vampire«, raunte Carden. Er sah mich an, und in seinen Augen stand blanke Trostlosigkeit. »Wir sind alle böse.«

Alcántaras Züge wirkten wie aus einem Eisblock geschnitten. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und ruhten einen Moment lang auf mir, als wöge er mein Schicksal ab.
    Doch dann wandte er seine Aufmerksamkeit Carden zu. »Es ist mir ein Vergnügen, Euch willkommen zu heißen, McCloud«, begrüßte er ihn frostig. »Für einen Mann, der im Kerker saß, seht Ihr blendend aus. Hattet Ihr Gelegenheit, Euren Durst zu stillen?« Sein Blick wanderte kurz zu mir, und ich benötigte meine ganze Konzentration, um die Fassung zu bewahren.
    Cardens lässige Art beeindruckte mich ungemein. »Ich musste eines der Schankmädchen töten, aber das reichte voll und ganz. Die Spenderinnen hier sind alle gut genährt.«
    »Offensichtlich hat unsere geniale Acari Drew beschlossen, Euch im Alleingang zu befreien.« Alcántara kam auf mich zugeschlendert und blieb dicht vor mir stehen. Im nächsten Moment wich er zurück und funkelte mich zornig an. »Ich rieche ihn an dir.«
    Ich setzte zu einer Antwort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher