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VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

Titel: VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Bank ist winzig, ausgelegt auf den Bedarf längst vergangener Zeiten. Ich nicke und bewege die Lippen lautlos zu einer Entschuldigung.
    »Man bedeutet mir gerade, dass ich aufhören muss«, sagt da meine Mom. »Wirst du mich bald wieder anrufen?«
    »Ja, das werde ich«, erwidere ich und meine es ernst. »Mom … wenn du entlassen wirst, dann fände ich es schön, du würdest hierher nach Maryland ziehen. Ich suche dir auch einen Job hier.«
    »Wirklich?«, haucht sie. »Ich darf bei dir wohnen?«
    »Nein. Aber ganz in meiner Nähe.« Mindestens eine Stunde weit weg. Vielleicht besser zwei Stunden. »Denk darüber nach!«
    »Das mach ich. Fröhliches Nachweihnachten!« Danach ist die Leitung tot.
    »Noch nicht ganz.« Ich lege den Rückwärtsgang ein. Ich schaffe es sogar, mich so lange nicht in Tränen aufzulösen, bis ich aus der Lücke bin, ohne gegen eines der benachbarten Autos zu fahren. Ich winke der geduldigen Dame zu, die zur Antwort hupt.
    Auf Sherwoods schmaler Main Street fahre ich unter einem Spruchband hindurch, das sich über die ganze Straße spannt. Das Transparent preist die Feierlichkeiten in der Stadt zu Silvester an. Beim Stichwort Silvester fällt mir auf, wie die drei wichtigsten Feiertage dieses Jahres mein Leben ins Chaos gestürzt haben. Zugegeben: Ausgesprochen ruhig und stabil war mein Leben vorher auch nicht. Trotzdem.
    Halloween – WVMP sieht sich den Angriffen eines Piratensenders ausgesetzt und von FAN in seiner Existenz bedroht. Dexter betritt die Bühne.
    Thanksgiving – ich muss begreifen, wie gefährlich selbst ›gute‹ Vampire sein können und bitte Shane dennoch, mein Leben mit mir zu teilen.
    Weihnachten – beinahe wäre ich getötet worden (wieder einmal); außerdem habe ich herausfinden müssen, dass meine Mom nicht meine Mom ist.
    Angesichts dieser Bilanz bleibe ich Silvester wohl lieber im Bett.

32
Heart-Shaped Box
    Zwischen den Jahren, also in der Zeit zwischen Weihnachten und Silvester, ruht das Geschäftsleben bekanntermaßen oder dümpelt allerhöchstens auf Sparflamme vor sich hin. Das ist eine eherne Regel. Jeder ist im Urlaub oder zumindest nicht im Büro. Wer doch zur Arbeit geht, hängt dort in Abwesenheit des Chefs nur ab. Es werden keine Telefonate getätigt, und niemand erwartet, zurückgerufen zu werden. Vertragsabschlüsse in dieser Zeit: Fehlanzeige. Vor allem solche nicht, die das Leben verändern könnten.
    Aber WVMP ist wieder einmal die Ausnahme von der Regel.
    Ich bin im Smoking Pig, das soeben nach der Totalsanierung wiedereröffnet hat. Heute steigt hier eine WVMP-Party. Geschlossene Gesellschaft allerdings. Mit dem Fuß wippe ich im Takt zu einem munteren, mitreißenden Chicago Blues. Dabei bewundere ich den lebensgroßen Papp-Aufsteller des ersten Titelblatts, mit dem der Rolling Stone zu Neujahr aufmachen wird. Regina und Jeremy haben sich daneben in Pose geworfen, und Lori macht ein paar Schnappschüsse fürs Familienalbum. Regina gibt eine exakte Kopie ihres Ebenbilds aus Pappe: Mit gefletschten Zähnen zeigt sie der Kamera den obligatorischen Mittelfinger – nur dass im echten Leben die anzügliche Geste nicht mangels Jugendfreiheit geschwärzt ist.
    Der Aufsteller gibt auch die Überschrift der Titelstory wieder, wie sie auf dem Cover des Musik-Magazins zu lesen sein wird: WVMP EROBERT SICH DIE NACHT ZURÜCK . Jeremy und ich haben uns darauf geeinigt, dass die ganze Geschichte von einem feministischen Blickwinkel aus aufgerollt werden sollte und der Tenor des Artikels wie folgt sein wird: Eine Gruppe von sogenannten Vampiren des 20. Jahrhunderts setzt sich gegen Weltanschauungen durch, die aus dem 17. Jahrhundert stammen. Wir haben gerade so viele subtile Anspielungen auf die Subkultur der ›echten‹ Vampire einfließen lassen wie nötig, um die Fantasie der Leserschaft in ausreichendem Maße zu kitzeln und sie zwischen den Zeilen lesen zu lassen, was im Text gar nicht steht.
    Nach der Vorankündigung, dass ein entsprechender Artikel über unseren Sender im Rolling Stone erscheint, haben zwei große Radiosender, die ihr Programm über Satellit ausstrahlen, einen kleinen Bieterkrieg angezettelt. Beide wollten wöchentlich Sendungen unserer Vampir-Moderatoren ausstrahlen. Wir haben ihnen die Ausstrahlungsrechte als Sixpack verkauft und mehr dafür bekommen, als wenn wir die Rechte je Sendung einzeln verkauft hätten.
    Der Vertrag hat so viel Geld eingebracht, dass die Moderatoren alle gemeinsam den Sender haben kaufen können. Spencers
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