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VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

Titel: VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Autoren: Jeri Smith-Ready
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lassen, die ebenso albern wie gewichtig waren.
    Ich finde die Originalurkunde und halte sie gegen das Licht der Leuchtstofflampe an der Decke. Da ich mir fünf gefälschte Urkunden zugelegt habe, sollte ich eigentlich eine Fälschung erkennen, wenn ich sie vor mir habe.
    Das Papier ist blau marmoriert. Nur in dem Feld, in dem der Name der Mutter eingetragen ist, weicht diese Blaumarmorierung um den getippten Namen der Frau, die ich mein Leben lang ›Mom‹ genannt habe, einem Papierweiß. Es sieht tatsächlich aus, als habe jemand den ursprünglich dort eingetragenen Namen geweißt, den neuen eingesetzt, das Ganze fotokopiert und mit einem neuen Stempel versehen. Der Hintergrund unter dem Namen meines Vaters ist, wie er sein soll: blau marmoriert.
    »Du verfluchter Scheißkerl!«
    Ich falte das Blatt zusammen und stecke es in meine Handtasche. Mein erster Gedanke ist, dass ich die Urkunde nur Travis zu zeigen brauche und er mir sofort wird sagen können, ob es eine Fälschung ist oder nicht. Erst als ich den Gedanken zu Ende gedacht habe, fällt mir ein, dass Travis tot ist.
    Außerhalb der Bank klappe ich mein Handy auf und wähle die Nummer meiner Mutter. Die Nummer der Frau, die sich wie meine richtige Mutter anfühlt.
    Wie an Thanksgiving dauert es eine Weile, bis die Wachen sie ans Telefon geholt haben. Derweil bin ich beim Auto und schließe die Tür auf. Da meldet sie sich.
    »Zwei Anrufe in fünf Wochen!«, höre ich sie gut gelaunt sagen. »Wie komme ich zu der Ehre?«
    »Mom?« Ich widerstehe dem Drang, sie mit ihrem Vornamen Marjorie anzureden. »Wenn ich dir sagen würde, ich bräuchte dringend eine Nierentransplantation und die Niere könnte nur jemand spenden, der mit mir blutsverwandt ist, könntest du Spenderin werden?«
    Sie weint sofort. Dieses Mal bin ich mir sicher, dass die Tränen echt sind.
    Ich lasse mich auf den Fahrersitz fallen. Dann ziehe ich die Tür hinter mir zu. »Wieso? Wie konntest du mir verheimlichen, dass du nicht meine richtige Mutter bist?«
    »Sie hatte dich nicht verdient!«, zischt sie. »Sie hat immer nur getrunken. Sie hat dich nie gebadet. Deine eigene Großmutter hat gesagt, Luann würde dich allein lassen, um sich die nächste Flasche zu besorgen. Als sie wegen ihres dritten Scheckbetrugs verurteilt wurde und ins Gefängnis musste, hat dein Dad um das alleinige Sorgerecht für dich geklagt. Der Richter meinte damals, es wäre seit Jahren der erste Fall gewesen, den zu entscheiden er keine Schwierigkeiten gehabt habe.« Meine Mutter schweigt einen Augenblick lang. »Sie hat nicht um dich gekämpft. Es tut mir wirklich leid, Ciara, aber sie hat dich nicht gewollt. Aber wir wollten dich. Wir haben dich so sehr gewollt und geliebt, dass wir dich entführt hätten, wenn es nötig gewesen wäre.«
    Ich umklammere das Lenkrad so fest, dass das Leder unter meinem Griff knarzt. »Ich erinnere mich an rein gar nichts davon.«
    »Du warst erst elf Monate alt.«
    Zu klein, um sich an irgendetwas zu erinnern. Trotzdem sollte man meinen, dass es in so einem Fall unmöglich sein muss, sich nicht zu erinnern. Wie kann man so etwas nicht wissen, nicht tief in seinem Herzen spüren? Wie kann ich Luann ansehen und mir kein Funken Instinkt die Wahrheit über sie und mich verraten? »Mein ganzes Leben lang habe ich geglaubt, du wärst meine Mutter.«
    »Das bin ich auch.«
    »Du bist nicht einmal meine Stiefmutter. Denn Dad hat dich nie geheiratet.«
    Das Schweigen, das folgt, ist so tief, dass es mich schaudern lässt. Hoppla.
    »Woher weißt du das?«
    Für meine Antwort wähle ich Worte, die so nah an der Wahrheit sind wie nur irgend möglich. »Ich habe gestern mit Dad gesprochen. Er sitzt ein.«
    »Warum hat er nicht mit mir Kontakt aufgenommen?«
    »Das weiß ich nicht, Mom.«
    Sie schnappt nach Luft. »Du nennst mich noch so?«
    »Du bist die einzige Mutter, die ich je hatte.« Mit dem Daumen fahre ich über den Wohnungsschlüssel. »Die einzige Mutter, die ich haben will.«
    Sie stößt einen langen Seufzer aus. Dann schnieft sie. »Offenbar waren meine Bemühungen, dich aufzuziehen, nicht ganz erfolglos.«
    »Danke. Glaube ich.«
    Jemand klopft an mein Seitenfenster. Ich fahre zusammen. Draußen vor dem Auto steht eine ältere, weißhaarige Dame in einer blassrosa Steppjacke.
    »Fahren Sie weg?«, ruft sie durch die Scheibe.
    Ich werfe einen Blick nach hinten und sehe ein Auto, das im Leerlauf hinter meiner Parklücke wartet. Alle anderen Parkbuchten sind belegt. Der Parkplatz der
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