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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest
Autoren: Charlaine Harris
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Mittelklassehotel waren die Portiers an der Rezeption alles andere als erfreut über unser Erscheinen, doch an diesem Tag zeigten sich alle wohltätig gegenüber den Leuten, die den Explosionen entkommen waren. Wir bekamen ein Zimmer zu einem Preis, bei dem mir die Luft weggeblieben wäre, hätte ich nicht schon die Preisliste des Pyramide-Hotels gekannt. Das Zimmer selbst war nichts Besonderes, aber wir brauchten auch nichts Besonderes. Ein Zimmermädchen klopfte, gleich nachdem wir eingetreten waren, und sagte, sie würde unsere Kleider für uns waschen, da wir ja nun keine anderen mehr hätten. Sie sah zu Boden bei ihren Worten, um uns die Peinlichkeit zu ersparen. Ich musste schwer schlucken, weil sie so nett war, sah an meiner Bluse und meiner Hose hinab und konnte ihr nur zustimmen. Barry war völlig hinüber und nahm gar nichts mehr wahr, also bugsierte ich ihn erst mal ins Bett. Schrecklich, wie das Hantieren mit den Vampiren. Ich hielt die Lippen aufeinander gepresst, während ich seinen schlaffen Körper entkleidete. Dann streifte ich meine eigenen Sachen ab, stopfte alles zusammen in eine Plastiktüte aus dem Kleiderschrank und gab sie dem Zimmermädchen. Mit einem Waschlappen fuhr ich Barry noch durchs Gesicht, über Hände und Füße, dann deckte ich ihn zu.
    Ich selbst musste unbedingt duschen - und hätte Gott fast auf Knien gedankt für all die Gratisproben Shampoo, Seife, Duschgel und Körperlotion! Und ich dankte Gott auch für fließend warmes und kaltes Wasser... okay, vor allem fürs warme. Das nette Zimmermädchen hatte mir sogar zwei Zahnbürsten und eine kleine Tube Zahnpasta gegeben, und so konnte ich mir den Geschmack von Staub und Asche aus dem Mund schrubben. Slip und BH wusch ich im Waschbecken aus und wrang sie in ein Handtuch gewickelt aus, ehe ich sie zum Trocknen aufhängte. Barrys Sachen hatte ich alle dem Zimmermädchen mitgegeben.
    Schließlich gab's nichts mehr zu erledigen, und ich kroch neben Barry ins Bett. Jetzt, da ich so gut duftete, bemerkte ich erst, wie sehr er stank. Aber das roch außer mir ja keiner, stimmt's? Und ich hätte ihn um nichts auf der Welt geweckt. Ich drehte mich auf die Seite und dachte daran, wie unheimlich dieser lange, leere Flur gewesen war - komisch, dass ich das als das Furchtbarste herauspickte nach diesem grauenvollen Tag.
    Das Hotelzimmer war wunderbar still nach all dem Getöse der Explosionen, das Bett herrlich bequem, ich roch gut und war kaum verletzt.
    Und so fiel ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

       Kapitel 19
    Okay, es gibt Schlimmeres, als neben jemandem, den man nicht besonders gut kennt, nackt im Bett aufzuwachen. Doch als ich am nächsten Tag die Augen öffnete, wollte mir fünf lange Minuten lang partout nichts Schlimmeres einfallen. Ich wusste, dass Barry wach war, die Signale eines wachen Hirns sind unverkennbar. Zum Glück stand er gleich auf und verschwand wortlos im Bad, von wo ich kurz darauf das Rauschen der Dusche hörte.
    Unsere frisch gewaschenen Kleider hingen in Kleidersäcken draußen an der Türklinke, und eine › USA Today ‹ lag auch dort. Schnell schlüpfte ich in meine Sachen und breitete die Zeitung auf dem kleinen Tisch aus, während ich zwei Tassen Kaffee zubereitete; ein kleiner Wasserkocher und löslicher Kaffee standen den Hotelgästen kostenlos zur Verfügung. Außerdem reichte ich Barry seinen Kleidersack ins Badezimmer hinein.
    Ich warf einen Blick auf die Speisekarte des Zimmerservice, aber dafür hatten wir nicht genug Bargeld. Wir mussten unsere Reserven für ein Taxi sparen, weil ich nicht wusste, was wir als Nächstes tun würden. Als Barry aus dem Bad kam, wirkte er so erfrischt wie ich am Abend zuvor. Zu meiner Überraschung gab er mir einen Kuss auf die Wange, setzte sich dann mir gegenüber und nahm einen Schluck von dem Gebräu, das entfernt nach Kaffee schmeckte.
    »Ich erinnere mich kaum noch an etwas von gestern Abend«, sagte er. »Erzähl mal, warum wir hier sind.«
    Und das tat ich.
    »Das war ja 'ne richtig gute Idee von mir«, rief er. »Mensch, was bin ich für'n Held.«
    Ich lachte. Er empfand vielleicht ein wenig verletzten männlichen Stolz und ärgerte sich, dass er vor mir schlappgemacht hatte. Aber wenigstens konnte er sich über sich selbst lustig machen.
    »Dann sollten wir also den Dämonenanwalt anrufen, oder?«
    Ich nickte. Es war schon elf, also rief ich gleich an.
    Mr Cataliades nahm sofort ab. »Es hören zu viele Ohren mit«, sagte er ohne jede Einleitung.
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