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Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Titel: Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
Autoren: Richelle Mead
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setzte mich wieder aufs Bett und dachte an diesen Tag bei Gericht zurück. Am Ende der Anhörung hatte er mir – ziemlich nachdrücklich – erklärt, dass ich nicht hingerichtet werden würde. Oder auch nur vor Gericht gestellt werden würde. Dabei war Abe Mazur eigentlich nicht der Typ, der müßige Versprechen machte, aber ich kam allmählich zu der Überzeugung, dass selbst ihm Grenzen gesetzt waren, vor allem, da unser Fahrplan soeben neu aufgestellt worden war.
    Erneut holte ich den zerknüllten Papierfetzen hervor und öffnete ihn. Auch er stammte aus dem Gerichtssaal, heimlich überreicht von Ambrose – Tatianas Diener und Lustknabe.
    Rose,
    wenn Sie dies lesen, dann ist etwas Schreckliches geschehen. Sie hassen mich wahrscheinlich, und ich mache Ihnen keinen Vorwurf daraus. Ich kann Sie nur bitten, darauf zu vertrauen, dass das, was ich mit dem Alterserlass getan habe, für Ihre Leute weitaus besser war als das, was andere geplant hatten. Es gibt einige Moroi, die alle Dhampire zum Dienst zwingen wollen, ob sie dazu bereit sind oder nicht, und zwar indem sie Zwang einsetzen. Der Alterserlass hat diese Gruppe vorläufig gebremst.
    Ich schreibe Ihnen jedoch, um Ihnen ein Geheimnis mitzuteilen, das Sie in Ordnung bringen müssen, und zwar ist es ein Geheimnis, das Sie mit so wenigen Personen wie möglich teilen dürfen. Vasilisa braucht ihren Platz im Rat, und es lässt sich auch machen. Sie ist nicht die letzte Dragomir. Es gibt noch ein weiteres Familienmitglied der Dragomirs, das außereheliche Kind von Eric Dragomir. Ich weiß sonst nichts, aber wenn Sie diesen Sohn oder diese Tochter finden können, dann werden Sie Vasilisa die Macht verschaffen, die sie verdient. Ungeachtet Ihrer Fehler und Ihres gefährlichen Temperaments sind Sie die Einzige, von der ich das Gefühl habe, dass sie dieser Aufgabe gewachsen wäre. Verschwenden Sie bei der Erfüllung dieser Aufgabe keine Zeit.
    Tatiana Ivashkov
    Die Worte hatten sich seit den letzten hundert Malen, da ich sie gelesen hatte, nicht verändert, ebenso wenig wie die Fragen, die sie immer wieder aufwarfen. War der Brief echt? Hatte Tatiana ihn wirklich geschrieben? Hatte sie mir – trotz ihrer nach außen gezeigten Feindseligkeit – dieses gefährliche Wissen anvertraut? Insgesamt zwölf königliche Familien sollten Entscheidungen für die Moroi treffen, aber in der Praxis hätten es geradeso gut nur elf sein können. Lissa war die Letzte ihrer Linie, und das Gesetz der Moroi besagte, dass sie ohne ein weiteres Mitglied der Familie Dragomir keine Macht hatte und somit nicht im Rat, der unsere Entscheidungen traf, sitzen und abstimmen durfte. Es waren schon ziemlich schlimme Gesetze verabschiedet worden, und wenn der Brief tatsächlich echt war, würden auch noch weitere folgen. Lissa konnte gegen diese Gesetze zwar kämpfen, doch einigen würde das keineswegs gefallen, und zwar solchen, die ihre Bereitschaft zu töten bereits gezeigt hatten.
    Ein weiterer Dragomir.
    Ein weiterer Dragomir bedeutete, dass Lissa abstimmen konnte. Eine weitere Stimme im Rat konnte so vieles verändern. Sie konnte die Welt der Moroi verändern. Sie konnte auch meine Welt verändern – sagen wir: zum Beispiel die Frage entscheiden, ob ich für schuldig befunden wurde oder nicht. Und gewiss konnte es Lissas Welt verändern. Die ganze Zeit über hatte sie geglaubt, allein zu sein. Und doch .... beklommen fragte ich mich, ob sie einen Halbbruder oder eine Halbschwester überhaupt willkommen hieße. Ich akzeptierte, dass mein Vater ein Schurke war, aber Lissa hatte ihren Vater immer auf den Sockel gehoben und nur das Beste von ihm geglaubt. Diese Neuigkeit wäre bestimmt ein Schock für sie, und obwohl ich mein ganzes Leben dafür trainiert hatte, sie vor körperlichen Bedrohungen zu beschützen, kam mir allmählich in den Sinn, dass es vielleicht auch noch anderes gab, vor dem sie beschützt werden musste.
    Aber zunächst musste ich die Wahrheit kennen. Ich musste wissen, ob dieser Brief wirklich von Tatiana gekommen war. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich es herausfinden konnte, aber dazu musste ich etwas tun, das mir verhasst war.
    Na ja, warum nicht? Es war ja nicht gerade so, als hätte ich im Augenblick etwas anderes zu tun.
    Also stand ich vom Bett auf, wandte den Gitterstäben den Rücken zu, starrte auf die leere Wand und nutzte sie als Fokus. Dann wappnete ich mich, rief mir ins Gedächtnis, dass ich stark genug war, nicht die Kontrolle zu verlieren, und ließ die
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