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Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Titel: Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
Autoren: Richelle Mead
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Lissa musste jedes einzelne dreimal bestätigen: auf Englisch, auf Russisch und auf Rumänisch. Es fühlte sich immer noch so seltsam an, das Band nicht mehr zu haben, das mir ihre Gefühle bestätigt hätte. Aber ich las ihrem Gesicht ab, dass sie jedes einzelne Wort ernst meinte, das sie sprach. Als dieser Teil beendet war, winkte Ekatarina Jill herbei. Seit ich das Mädchen zum letzten Mal bemerkt hatte, hatte ihr jemand eine Krone übergeben. Sie war für Lissa maßgeschneidert worden, ein Meisterstück aus weißem und gelbem Gold, durchwirkt mit Smaragden und Diamanten. Sie vervollständigte ihr Gewand auf ganz wunderbare Weise, und ich bemerkte zu meiner Verblüffung, dass Jill das Gleiche tat.
    Eine weitere Tradition besagte, dass der Monarch von einem Familienmitglied gekrönt werden musste, und das war die Rolle, die man Jill zugedacht hatte. Ich konnte ihre Hände zittern sehen, als sie das juwelenbesetzte Wunder ihrer Schwester auf den Kopf drückte, wobei sich ihre Blicke trafen. In Lissas Augen blitzte kurz ein Gefühl der Qual auf, das jedoch schnell wieder verschwand, als Jill zurücktrat und die eigentliche Zeremonie begann.
    Ekatarina streckte Lissa eine Hand entgegen. „Erhebt Euch“, sagte sie. „Ihr werdet von nun an nie wieder vor jemandem niederknien.“ Ekatarina griff nach Lissas Hand und drehte sich um, sodass sie beide vor uns anderen im Raum standen. Mit einer Stimme, die für ihren kleinen Körper ganz verblüffend schien, erklärte Ekatarina: „Königin Vasilisa Sabina Reah Dragomir, die Erste ihres Namens.“
    Alle im Raum – bis auf Ekatarina – ließen sich mit gesenktem Kopf auf die Knie fallen. Nur wenige Sekunden verstrichen, bevor Lissa sagte: „Erheben Sie sich!“ Man hatte mir mitgeteilt, dass dies ins Ermessen des Monarchen gelegt sei. Einige neue Könige und Königinnen genossen es, andere lange Zeit knien zu lassen.
    Papierkram folgte, bei dem wir ebenfalls alle pflichtschuldigst zuschauten. Im Wesentlichen unterschrieb Lissa, dass sie Königin geworden war, während Ekatarina und zwei Zeugen unterschrieben, dass sie gesehen hatten, wie Lissa gekrönt worden war. Drei Kopien wurden auf dem verschnörkelten Papier angefertigt, das Royals so liebten. Eine trug einen schlichten weißen Briefkopf und würde an die Alchemisten gehen.
    Als die Unterschriften geleistet waren, nahm Lissa ihren Platz auf dem Thron ein. Und es war atemberaubend, sie diese Stufen hinaufgehen zu sehen, ein Bild, das ich für den Rest meines Lebens nicht vergessen werde. Im Raum brachen Jubel und Applaus aus, als sie sich auf dem kunstvoll verzierten Stuhl niederließ. Selbst die Wächter, die normalerweise so todernst waren, stimmten in den Applaus und die Hochrufe mit ein. Lissa lächelte alle an und verbarg, was sie an Furcht empfand.
    Suchend blickte sie über den Raum hinweg, und ihr Lächeln wurde breiter, als sie Christian entdeckte. Dann suchte sie nach mir. Das Lächeln, das ihm gegolten hatte, war voller Zuneigung gewesen; das für mich wirkte eher ein wenig belustigt. Ich erwiderte es und fragte mich, was sie wohl zu mir gesagt hätte, wenn ihr das möglich gewesen wäre.
    „Was ist denn so komisch?“, fragte Dimitri, der erheitert auf mich herabblickte.
    „Ich denke gerade darüber nach, was Lissa sagen würde, wenn wir noch das Band hätten.“
    In einer sehr gravierenden Übertretung des Wächterprotokolls ergriff er meine Hand und zog mich an sich. „Und?“, fragte er, während er mich in die Arme nahm.
    „Ich glaube, sie würde fragen: In was für einen Schlamassel sind wir da nun wieder geraten?“
    „Und wie lautet die Antwort?“ Seine Wärme hüllte mich ein, ebenso wie seine Liebe, und wieder hatte ich dieses Gefühl des Einsseins. Ich hatte das fehlende Stück meiner Welt zurückerhalten. Die Seele, die meine Seele ergänzte. Mein passendes Gegenstück. Das mir ebenbürtig war. Und nicht nur das: Ich hatte mein Leben zurückbekommen – mein eigenes Leben. Ich würde Lissa beschützen, ich würde dienen, aber ich war endlich mein eigener Herr.
    „Ich weiß es nicht“, sagte ich und lehnte mich an seine Brust. „Aber ich glaube, es wird gut werden.“
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