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Vampir-Legende

Vampir-Legende

Titel: Vampir-Legende
Autoren: Jason Dark
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Laternenpfahl fest, was nicht nötig war, denn er fühlte sich kräftig. Mit beiden Händen strich er durch sein dunkles Haar. Dabei schaute er zu, wie auch der engelhafte Jacques auf die Beine kam. Er hatte über den Krieg nachgedacht und sprach die Gedanken auch aus.
    »Der Krieg wird bald vorbei sein, wie du gehört hast. Ich glaube es auch. Unser Süden hat verloren.«
    »Stört dich das?« fragte Igor. Jacques überlegte.
    »Eigentlich nicht. Es kann für uns nur gut sein, wenn die Zeiten wieder ruhiger werden.«
    »Das meine ich auch.«
    »Laß uns gehen!« Igor lächelte.
    »Ins Haus?«
    »Ja.«
    »Wir sollten warten«, schlug der vorsichtigere Igor vor. »Wir sollten aufpassen, bis sie ganz betrunken sind. Dann haben wir freie Bahn, dann werden wir ihr Blut trinken, und es wird für uns ein Fest werden, dem wir noch einen Höhepunkt hinzufügen werden.«
    »Welchen?«
    »Wir werden das Haus anzünden und bis auf die Grundmauern niederbrennen.« Jacques’ Gesicht strahlte plötzlich. »Feuer!« flüsterte er.
    »Das alles reinigende Feuer. Das Feuer des Kriegs, das auch für uns tödlich sein kann, Bruder.«
    »Ich weiß, aber wir werden uns zu schützen wissen.«
    »Nun gut, ich bin einverstanden«, sagte Jacques.
    »Wie schön Bruder, wie schön.«
    Jacques strich sein langes Blondhaar zurück, als in dem Haus plötzlich eine Fensterscheibe zerklirrte. Jemand hatte etwas durch das geschlossene Fenster geworfen. Der Gegenstand landete auf der Auffahrt. Es war eine leere Weinflasche. Die Brüder hörten auch das Grölen der Soldaten. Ihre Stimmen überschlugen sich. Sie alle waren angetrunken und nicht mehr Herr ihrer Sinne.
    Zwei Blutsauger strafften sich. Sie nickten sich zu, und Igor sagte: »Ich denke, es wird Zeit für uns.«
    »Ja, holen wir uns das Blut!«
    ***
    Der Captain hieß Wade mit Vornamen und Conrad mit Nachnamen. Er war halb Engländer, halb Deutscher. Seine Eltern waren in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten gekommen, hatten in Maine eine Fleischerei eröffnet, waren zu guten Amerikanern geworden und hatten ihren Sohn voller Stolz in den Bruderkrieg ziehen lassen.
    Wade Conrad war ein guter Soldat gewesen. Durch seine Tapferkeit und Entschlossenheit war er den Vorgesetzten aufgefallen und hatte es schnell bis zum Captain gebracht.
    Nun gehörte er zu denen, die die Befehle gaben. Aber auch er war ausgelaugt. Der Krieg hatte ihn geschafft. In den letzten Wochen war es besonders schlimm gewesen. Jeder wußte, daß die Entscheidung dicht bevorstand, der Süden konnte einfach nicht mehr gewinnen, aber die Truppen der Konföderierten wollten es nicht wahrhaben und bäumten sich noch einmal dagegen auf. Vergebens.
    Bald würde Ruhe einkehren, Frieden, dann konnte er zurück in seine Heimat. Die schwarzen Sklaven waren befreit, obwohl er daran nicht glaubte, aber das war nicht mehr seine Sache, sondern die der großen Politik.
    Er würde den Krieg vergessen. Er würde sich eine Frau suchen und heiraten. Keine von den Flittchen, die in den Offiziers-Bordellen herumliefen und auf Gäste warteten, nein, es sollte eine Frau werden, mit der er durchs Leben gehen konnte.
    Conrad lächelte versonnen, als er daran dachte. Dann würde er auch wieder den Wein aus Gläsern trinken und nicht aus Flaschen, wie er es jetzt tat.
    Er griff trotzdem danach, setzte sie an und ließ den schweren Roten durch seine Kehle rinnen. Wein aus Frankreich, aus Europa, seiner eigentlichen Heimat.
    Er schmeckte ihm. Er machte alles so leicht. Er ließ den Krieg und den Schrecken vergessen. Es war ihm auch egal, was seine Leute taten.
    Sollten sie sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinken, sie hatten es verdient, sie alle hatten es verdient. Jeder Tag öffnete eine neue Tür, die in die Hölle führte, jede Nacht brachte das Grauen und die Furcht vor einem heimtückischen Feind.
    »Vorbei«, rief er, hob die ausgestreckten Beine an, ließ sie wieder fallen und drückte die Hacken der Stiefel in den weichen Teppich. Der Tisch war lang, an dem er saß. Einige seiner Soldaten hatten ebenfalls daran ihre Plätze gefunden, und sie glichen eher Figuren aus Wachs als Menschen.
    Sie hatten getrunken, und der schwere Wein hatte ihre Glieder müde gemacht. Die Augendeckel waren ihnen schwer geworden, die Müdigkeit verlangte ihr Recht. Ein Corporal stand auf, blieb schwankend vor seinem Stuhl stehen, brabbelte vor sich hin, stierte seine leere Weinflasche an, sprach mit ihr und schleuderte sie dann auf ein Fenster zu.
    Die Scheibe
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