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Vampir-Legende

Vampir-Legende

Titel: Vampir-Legende
Autoren: Jason Dark
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er ging einige Schritte zur Seite und blieb vor Jacques stehen, die Hände in die Seiten gestützt.
    »Nocheiner…«
    Jacques lächelte. Sein weiches, faunisches Lächeln brachte den Captain in Rage. Er fühlte sich plötzlich unterlegen, obwohl der andere vor ihm gefesselt an der ausgeschalteten Laterne stand. Wut schwemmte in ihm hoch. Er ballte die rechte Hand zur Faust, und der Arm zuckte wie von selbst vor. Im Schein der Fackeln sah es aus, als würde ein langer Schatten auf das Gesicht des Delinquenten zuhuschen. Ein Klatschen, kein Schrei des Schmerzes, nur der Kopf des Geschlagenen bewegte sich, weil er mit seiner Rückseite gegen das Metall der Laterne geschlagen war.
    Der Offizier trat zurück. Er wußte, daß er nicht richtig gehandelt hatte, aber auch er war nur ein Mensch. Er hatte nicht mehr halten können.
    Dann lachte Jacques. Und dieses Lachen hinterließ nicht nur bei dem Offizier einen Schauder, auch die anderen Soldaten duckten sich, als hätten sie Schläge bekommen.
    Dem Captain war plötzlich unheimlich zumute. Daß jemand, der dicht vor seinem Tod stand, noch lachen konnte, das hatte er nie zuvor erlebt.
    Das war ihm neu, damit kam er nicht zurecht, und ein tiefes Knurren zeugte von seiner Wut.
    Er trat zurück.
    Er gab das Handzeichen.
    Die Soldaten hoben ihre Gewehre. Andere standen hinter ihnen, und die Fackeln malten die schwammige und zuckende Helligkeit in die Nacht.
    Sie gaben genügend Licht, damit sie die Ziele auch erkennen konnten.
    Vier Soldaten, für jeden zwei.
    Es wurde still.
    Die Soldaten kannten die Regeln. Nicht zum erstenmal erlebten sie eine Exekution mit. »Leeegt an!«
    Vier Mündungen visierten zwei Ziele an!
    Plötzlich stand das Schweigen wie verschiedene Wände zwischen ihnen.
    Niemand redete mehr. Es waren die Sekunden vor dem endgültigen Tod, vor dem Einschlagen der Bleikugeln, wenn diese den beiden Brüdern das Leben nahmen.
    Aber sie lächelten.
    Sie würden lächelnd in den Tod gehen. Kein Wort drang über ihre Lippen, es war so anders als bei den normalen Hinrichtungen. Sie schauten provozierend nach vorn, als wollten sie die Soldaten hypnotisieren, und die Männer an den Gewehren spürten die Blicke. Sie fühlten sich wie gefangen und unwohl, während sie auf das Kommando warteten.
    Der Captain holte tief Luft. Es war ihm selbst komisch, aber auch er schaffte es nicht, den beiden Brüdern in die Gesichter zu schauen.
    Dann durchlief ein Ruck seine Gestalt. Er sah aus, als hätte er sich selbst einen Befehl gegeben und dabei seine innere Sperre überwunden, die ihn noch trennte.
    Der Ruf. »Feuer!«
    Darauf hatten die vier Soldaten gewartet. Sie schössen. Nicht nur einmal, sie repetierten und schössen erneut. Sie jagten die Kugeln in die Körper, bis die schlaff in den Fesseln hingen.
    Der Captain atmete auf. Mit dem Uniformärmel wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Er hätte erleichtert sein müssen, seltsamerweise war er es nicht. Sein Kopf schien mit Watte gefüllt zu sein.
    Auch die anderen Männer in seiner Nähe sprachen kein Wort. Sie alle waren harte Typen und durch die Hölle eines erbitterten Krieges gegangen, aber sie wußten auch, daß in diesem Moment etwas zwischen ihnen stand, mit dem sie nicht zurechtkamen.
    Etwas Unheimliches, das sie sich nicht erklären konnten. Die vier Schützen hatten ihre Waffen sinken lassen. Der Captain nickte ihnen zu, zum Zeichen, daß er mit ihnen zufrieden war. Keiner sprach. Nur das leise Knattern der Flammen war zu hören. Dann auch die Tritte des Captains, als er auf die beiden an den Laternenmasten hängenden Körper zuging, sein Messer zog und vor den Toten stehenblieb.
    Die Klinge des Bowie-Messers sah düster und zugleich glatt aus. Der Captain starrte sie für einen Moment an, dann drehte er das Messer und trat noch einen Schritt näher. Schließlich schob er bei Jacques die Klinge zwischen Pfahl und Strick. Ein Ruck, und er hatte das Seil durchtrennt.
    Die Leiche sackte tiefer. Nach zwei weiteren Schnitten war sie befreit.
    Vor der Laterne blieb der Körper verkrümmt liegen. Die Einschläge der Kugeln waren deutlich zu sehen, aber so gut wie kein Blut. Über dieses Phänomen wollte der Offizier erst gar nicht nachdenken.
    Er ging auch zu dem zweiten Toten. Wieder trat sein Messer in Aktion, die Leiche sackte vor dem Pfahl zusammen. Auch sie hatte zahlreiche Kugeleinschläge aufzuweisen, und auch hier war das gleiche Phänomen aufgetreten.
    Kaum Blut.
    Ihn schauderte, als er darüber nachdachte.
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