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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition)
Autoren: Thomas Thiemeyer
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aufgesprungen und hielten ihre Waffen in den Händen.
    Wieder donnerte es gegen die Tür.
    Kaltensporn lauschte einen Moment, dann nickte er.
    »Scheint, dass wir Besuch bekommen, Männer.« Er blickte in die Runde. »Könnte der Bär sein, der neulich versucht hat, unserem Smut die Rentierschnitzel zu stibitzen. Junghans, schnapp dir die Mauser-Repetierbüchse aus dem Waffendepot und lad sie mit Teilmantelgeschossen. Brenn dem Kerl ordentlich einen auf den Pelz. Bring ihn zur Strecke, wenn er zudringlich wird, mit diesem Burschen ist nicht zu spaßen.«
    »Jawohl, Herr Oberleutnant.«
    »Und nimm den Notausgang, ich habe keine Lust, eine 250 Kilo schwere Fressmaschine in unserer Unterkunft stehen zu haben.«
    »Zu Befehl, Herr Oberleutnant.«
    Kaltensporn, dem zu Ehren die Station den Spitznamen
Heißsporn
erhalten hatte, lauschte in den Sturm hinaus. Wenn es wirklich wieder dieser Eisbär war, dann hatten sie jetzt die Chance, ihn zu erlegen. Diese Biester konnten ganz schön zudringlich werden, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatten. Darüber hinaus waren Eisbärenschnitzel eine nicht zu verachtende Delikatesse.
    Das Rumpeln war wieder zu hören, aber diesmal hatte Kaltensporn das Gefühl, eine menschliche Stimme gehört zu haben. »Warte mal, Junghans.« Er ging hinüber zum Fenster, entfernte die Holzverschalung und blickte nach draußen.
    Der Sturm hatte den Schnee meterhoch aufgehäuft, doch ein kleiner Zipfel im linken oberen Eck war noch frei. Er erklomm eine der Vorratskisten und spähte hinaus. Der Wind donnerte mit aller Gewalt gegen die Hütte. Ein einziges Chaos da draußen. Doch mittendrin und gar nicht so weit entfernt, tanzte ein Licht.
    »Ja, da laust mich doch der Affe. Das ist kein Bär, das ist einer von uns. Was treibt der denn da draußen? Und das bei dem Sturm. Ist der lebensmüde? Baumann, Tür öffnen, aber schnell!«
    Er stieg von der Kiste und half dem MA -Gefreiten, den Riegel von der Tür zu entfernen. Der Wind drückte mit ungeheurer Kraft von außen dagegen. Fast hätte man den Eindruck bekommen können, er wolle verhindern, dass der Mann zu ihnen hereinkam. Doch nachdem Obermaat Wegener, der über Muskeln wie Stahl verfügte und den alle nur »Kombüsen-Kurt« nannten, mit anpackte, gelang es ihnen endlich, den Balken zu bewegen. Die Tür sprang mit einem Knall auf. Eine Böe von Schnee fegte in die Hütte. Schlagartig fiel die Temperatur.
    Donnernd und fauchend spie der Sturm einen einzelnen Mann aus und schleuderte ihn dem Kommandanten vor die Füße. Kaltensporn wich zurück. Der Kerl war bis zur Unkenntlichkeit mit Eis und Schnee bedeckt. Er kroch aus der Gefahrenzone hin zum Ofen.
    »Tür zu, Tür zu!«, brüllte Kaltensporn. »Beeilt euch, oder wir werden alle erfrieren!«
    Vier Männer waren nötig, die Schneewehe beiseitezuräumen, die sich in der kurzen Zeit gebildet hatte. Dann drückten sie die Tür zurück in Position und legten den Balken vor. Der Sturm war ausgesperrt.
    Kaltensporn atmete tief durch. Der Sturm hatte den Schnee bis in die entlegensten Winkel der Hütte geweht, auf den Boden, die Tische, Stühle und in die Regale. Auf dem warmen Holz begannen sich bereits erste Pfützen zu bilden.
    »Čapek, Müller, Baumann – holt Eimer und Lappen und macht hier sauber. Achtet auf die Bücher, ich will nicht, dass sie hinterher nur noch als Brennmaterial taugen. Und Junghans, die Petroleumöfen auf volle Leistung. Mir frieren gerade die Eier ab.« Mit diesen Worten wandte er sich ihrem Gast zu. »Himmelherrgott, was haben Sie sich nur dabei gedacht? Wer sind Sie überhaupt?«
    Der Mann schob seine Kapuze vom Kopf und richtete sich auf. Dunkle Haare, braune Augen und ein markantes Kinn. Vielleicht 23 oder 24 Jahre alt, kaum älter als die Männer vom Wettertrupp. Als er seine Felljacke auszog und die Wehrmachtsuniform darunter erschien – braunes Koppelzeug und Kragenspiegel –, dämmerte es Kaltensporn. Er hatte den Mann schon mal gesehen. Unterarzt bei den Sanitätern. War mit dem letzten Schwung Personal vor sechs Monaten gekommen. Die Sanitäter waren die Einzigen, mit denen sie von Zeit zu Zeit mal Kontakt hatten; die anderen ließen sich so gut wie nie blicken.
    Der Mann versuchte zu salutieren, was allerdings ziemlich seltsam aussah, da er immer noch am Boden hockte.
    »O… Oberfähnrich Grams bittet darum, Meldung machen zu dürfen.«
    »Jetzt reden Sie nicht so geschwollen daher und beruhigen Sie sich. Kommen Sie, ich helfe Ihnen auf die Füße.«
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