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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt
Autoren: Freda Warrington
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dich einfach nie unter diesem Aspekt gesehen. Ich war in Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt. Wenn ich nur realisiert hätte …« Er schlang seine Arme um seine Knie. »Du hättest mich davor bewahren können, derart zu entgleisen.«
    »Das bezweifele ich. Du hättest mich da mit reingerissen.«
    »Trotzdem.« Er lächelte matt und voll bitterer Nostalgie. »Ich habe das Gefühl, dass wir etwas verpasst haben, weil ich es nicht zu schätzen wusste oder gar nicht merkte, dass es existierte. Du mochtest mich, nicht wahr?«
    »Mein Gott, Jon, ich habe dich angebetet«, sagte Rosie freimütig. »Allerdings muss ich zu meiner Verteidigung sagen, dass ich sehr jung war und auch nicht viel herumkam.«
    Er lachte. Der Schmerz, der ihr Herz zusammenzog, schockierte sie. Es war kein Kummer, der ihr jetziges Selbst betraf, sondern die Träume und Enttäuschungen des jungen Mädchens, das sie einmal gewesen war. Diese Gefühle und auch die Erinnerung daran konnten noch immer hervorgeholt und wie ein alter Liebesbrief entfaltet werden.
    »Ich liebte das, was ich glaubte , dass du warst«, ergänzte sie.
    »Aua.« Jons Verletzung klang echt. »Das ist hart.«
    »War nicht so gedacht. Alles drehte sich um das, was ich in dir sehen wollte, aber die Tatsache, dass es nicht real war oder du nicht dasselbe empfandest – dafür kann keiner was. Du warst schließlich nicht dazu verpflichtet, mich auch zu mögen. Ich habe es auch falsch verstanden. Ich möchte leidenschaftlich begehrt werden. Und nicht wie ein Groupie hinter jemandem herhecheln, der auf einen fernen Horizont starrt.«
    Jon grinste. »Ja, du hast recht, ein wenig bin ich so. Ich bin träge. In der Schule war es verrückt, die Leute liefen mir nach, als wäre ich eine Art Messias, was mir aber gleichgültig war, doch ich ließ sie einfach in dem Glauben, und sie erfuhren nie, wie völlig verkorkst mein Leben war.«
    »Sapphire?«
    Er verzog das Gesicht. »Unter anderem. Krass, nicht wahr? Ich hätte dem ein Ende bereiten sollen, aber ich war nicht stark genug. Wenn du das gewusst hättest, Rosie, dann hättest du mich nicht für so wundervoll gehalten, oder?«
    Ihre Antwort war aufrichtig: »Mit fünfzehn oder sechzehn wäre es mir wohl schwergefallen, das zu verstehen. Aber es hätte mir womöglich dabei geholfen, zu erkennen, dass du sozusagen auch nur ein Mensch warst.«
    »Ja, hätte ich stattdessen etwas Reines und Süßes gehabt, dann wäre vieles besser gewesen …« Er hing seinen Gedanken nach. »Aber du hast recht. Ich hätte dir nicht gutgetan, Rosie. Ich bin leidenschaftlich, aber offenbar auf anderen Gebieten wie du.«
    »Was hat dich jetzt zu dieser Orgie des Wunschdenkens veranlasst?«, fragte sie, wusste aber die Antwort bereits, während sie ihre Frage formulierte. »Oh, oh . Es geht um jemand anderen, nicht wahr? Es geht gar nicht um ›uns‹. «Seufzend ließ er den Kopf hängen. Nach einer Pause sagte sie: »Es geht wohl um Lucas?«
    »Wie kommst du denn darauf?«, blaffte Jon. Dann fügte er stöhnend hinzu: »Ja, natürlich geht es um ihn. Ich bin so ein Idiot.«
    »Wieso?« Seine Ehrlichkeit überraschte sie.
    »Weil ich ganz übel mit ihm umgesprungen bin und er so loyal ist. Erst als ich ihn mit jemand anderem sah – und zwar ernsthaft, nicht nur so ein Herumgealbere –, ist mir klar geworden, was ich wirklich für ihn empfand. Mit ihr . Keiner ist mir jemals so nah gewesen wie er, egal ob Mann oder Frau, und jetzt habe ich ihn verloren – mein Gott, entschuldige. Entschuldige. Takt war noch nie meine Stärke.«
    »Ist schon gut«, erwiderte sie besänftigend. »Wir müssen es irgendwie ertragen.«
    »Du willst mir also nicht die ›Er ist dein Bruder‹-Lektion erteilen?«
    »Wieso, ginge es dir dann besser? Nein, das habe ich nicht vor.«
    »Für mich war er eine Selbstverständlichkeit«, fuhr Jon fort. »Ich dachte, wir würden immer zusammen sein. Nein, das habe ich nicht gedacht , das habe ich vorausgesetzt . Plötzlich werde ich wach und er ist weg, als hätte es nie etwas bedeutet.«
    Sie berührte ihn an der Schulter. Sein Schmerz durchbohrte sie. »Er liebt dich, Jon. Und das tun viele Leute.« Sie lächelte. »Selbst ich tue es noch, wenn auch auf ganz merkwürdige Weise. Du gehst den Leuten unter die Haut.«
    Er spottete: »Wie ein Splitter. Aber was habe ich zu geben? Es gibt nur eine Sache, in der ich gut bin, und das sind Drogen.«
    Bestürzt antwortete sie: »O nein, Jon, nicht, geh diesen Weg nicht mehr.«
    Er grinste sie
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