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Vaclav und Lena

Vaclav und Lena

Titel: Vaclav und Lena
Autoren: Haley Tanner
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Also hat meine Mutter mit denen Kontakt aufgenommen und gesagt, dass sie ein Mädchen und ein Baby hat, die man nach Amerika schicken könnte, und wir würden uns schon nützlich machen, und dann hat sie uns in ein Flugzeug nach Amerika gesteckt, und das war’s.«
    »Warum stand Yelenas Name auf dem Pass?«
    »Ich glaube, das hat unsere Mutter für Yelena organisiert, noch bevor sie ins Gefängnis musste und da gestorben ist. Hat es organisiert, damit sie in die Vereinigten Staaten kam.«
    »Sie hat versucht, sie zu retten?«, fragt Vaclav und weiß nicht mehr weiter.
    »Sie hat versucht, sie zu verkaufen«, sagt die Tante, »so wie sie mich verkauft hat.«
    »Sie verkauft hat?«
    »Sie hat mich hierher geschickt, damit ich für diese Männer arbeite, und es ist eine Lüge, dass du das Geld abarbeiten kannst, das sie ausgegeben haben, um dich hierher zu holen, all die Kohle für den gefälschten Pass, den Flug. Sie bringen dich in einer Wohnung unter und zahlen für die Greencard und machen alles Mögliche in deinem Namen. Du bist ihnen ausgeliefert und kannst nicht zur Polizei und kommst nie frei. Sie stellen Kreditkarten auf deinen Namen aus und nehmen ein Autodarlehen in deinen Namen auf, weil du ja kreditwürdig bist, und du kannst dir die Dinge ohne sie nicht leisten, und sie |328| sagen, dass du ihnen ohnehin schon Geld schuldest, und mit jedem Tag wird es mehr. Manche Mädchen denken, sie können es abarbeiten, und zählen ihre Dollars, und jeden Tag denken sie, dass die Arbeit sie näher zur Freiheit bringt, aber letztendlich willigen sie ein, Dauersklavinnen dieser Männer zu sein, und statt davon zu träumen, auszusteigen, denken sie allmählich, so wird ihr Leben immer sein, und sie lassen sich mehr und mehr auf die Männer ein, nehmen Drogen und lassen es zu, dass die Männer ihr Leben ruinieren.«
    Vaclav weiß, dass das nicht bloß die Geschichte irgendeines Mädchens ist, das ist Trinas Geschichte.
    »Der Mann, mit dem ich ging, war nicht der, der Lena berührt hat.«
    »Was?«, sagt Vaclav fassungslos, durcheinander.
    »Ein Freund von ihm, ein betrunkener Gangster vom Club. Er kommt an dem Tag vorbei, sucht nach mir, ich bin nicht zu Hause, und er findet Lena. Ich habe immer versucht, sie vom Haus fernzuhalten, aber an dem Tag ist sie krank daheimgeblieben, was ich nicht gewusst habe. Jedenfalls kommt deine Mutter, sie sieht, was sie sieht, schleicht sich fort und wählt die 911.   Als die Polizei erscheint, ist er weg. Und als die fragt, wer der Täter ist, habe ich den Namen meines Freundes angegeben, des Mannes, der meine Schuldscheine hat. Ich habe gesagt, dass er uns immer schlägt und Lena immer anfasst.«
    »Was? Sie haben gelogen?«
    »Der Mann, den deine Mama gesehen hat, der ging frei aus. Der Mann, der mein Freund war, den haben sie ins Gefängnis gesteckt, und ich bin frei, und sie nehmen Lena mit, und so bin ich auch von ihr frei.«
    |329| »Aber er hat Lena doch nie angefasst?«
    »Nein. Der würde so was nie tun. Ich hätte das nie zugelassen, es ist ein einziges Mal passiert, mit dem Mann, der betrunken hereingestürzt kam und mich gesucht hat. Aber ich habe gewusst, wenn ich sagen würde, dass mein Freund sie immer anfasst, und die Polizei die Spuren an Lena hat, dazu die Aussage deiner Mama, was sie gesehen hat, dann würde ihn das für alle Zeit ins Gefängnis bringen, und wir beide wären in Sicherheit.«
    »Aber der Mann, der es getan hat   … ist der davongekommen?«, fragt Vaclav wütend.
    »Er ist der Polizei damals entwischt, ja. Jetzt ist er tot«, sagt Trina.
    Vaclav versucht zu verstehen.
    »Ich habe immer geschaut, dass Lena zu essen hat und zur Schule geht und nichts von all dem mitkriegt, was mit mir passiert, mit uns passiert. Als wir in die Staaten gekommen sind, habe ich sie der alten Frau gegeben, aber die ist gestorben. Ich hab Lena nicht gewollt. Ich wollte nicht, dass sie die Männer sieht oder von denen gesehen wird, den Dreckskerlen, und all das hier sieht, den Club, wo ich arbeite, die Drogen oder die Kriminellen oder sonst was. Ich habe gewollt, dass sie und ich von diesem beschissenen Ort wegkommen, an den meine Mutter uns geschickt hat.«
    Trina hält inne, macht den Versuch, die schon brennende Zigarette wieder anzuzünden.
    »Ich liebe meine Schwester. Ich möchte etwas Gutes für sie machen, es wiedergutmachen.«
    Vaclav lässt ihr eine kurze Pause. Er schaut weg, während sie sich die Augen mit dem Handrücken abwischt.
    |330| »Als sie Lena
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